2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Salzkottens Tim Schmidt (l.) zieht am Geseker Kapitän Marc Franzsander vorbei. Vier Spieltage vor Saisonende kam es im Sälzer Hederauenstadion zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Titelkandidaten. Mit dem 0:0 konnte der gastgebende VfB prima leben.
Salzkottens Tim Schmidt (l.) zieht am Geseker Kapitän Marc Franzsander vorbei. Vier Spieltage vor Saisonende kam es im Sälzer Hederauenstadion zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Titelkandidaten. Mit dem 0:0 konnte der gastgebende VfB prima leben.

Salzkottens phänomenaler Spurt zum Titel

Rückblick auf die Saison 2015/2016 der A-Liga Süd: VfB meistert ein hammerhartes Rückrundenprogramm und zieht in eindrucksvoller Manier an Geseke vorbei

Im letzten Jahr der Paderborner Kreisliga A Süd sicherte sich der VfB Salzkotten die Meisterkrone. Mit einer spektakulären Rückrunde entnervte das Team von Trainer Christian Nolte den als Favoriten gehandelten SV Geseke, um am vorletzten Spieltag den Bezirksliga-Aufstieg unter Dach und Fach zu bringen. Den Negativtrend der letzten Jahre konnten der SV 21 Büren und VfL Lichtenau nicht stoppen. Beide Mannschaften steigen ab, wobei ein Spielabbruch Lichtenau das Genick brach.
Exakt vier Wochen nach dem letzten Spieltag verkündete der FLVW-Kreisvorsitzende Dietmar Ape dann beim Staffeltag die Durchmischung der beiden Paderborner A-Ligen. „Die 2012 getroffenen Sonderregelungen sind abgelaufen“, sagte Ape, „den Status Quo können wir nicht wahren und müssen von Jahr zu Jahr nach Lösungen sehen.“ Mittel- bis langfristig deutet wohl viel auf eine eingleisige A-Liga hin. Und die Konkurrenz für die Südteams wird größer. Vielleicht liegt’s ja daran, dass der SV 03 Geseke mit einem Wechsel in die Kreisliga Lippstadt liebäugelt.

DER MEISTER

VfB Salzkotten: 83, 18, 6, 15, 47, 1 sind die Zahlen, die den Weg des VfB nach 18 Jahren zurück in die Bezirksliga dokumentieren. In nur 83 Tagen absolvierte das Team von Christian Nolte im Jahr 2016 satte 18 Ligaspiele. 15 Partien wurden dabei gewonnen, 47 Punkte geholt und nur am letzten Spieltag setzte es nach der bereits feststehenden Meisterschaft die einzige Rückrunden-Niederlage (0:5 gegen Brenken). „Eine Wahnsinnsgeschichte, an der alle Spieler ihren Anteil haben“, unterstreicht Nolte.


Meisterjubel: Der VfB um Trainer Christian Nolte (M.) feierte einen Spieltag vor Saisonende den Titel.

DIE VERFOLGER

SV 03 Geseke: Nach dem Abstieg 2013 misslang Geseke auch im dritten Versuch die Rückkehr in die Bezirksliga. Bis zum 25. Spieltag dominierte der SVG, auch wegen der vielen Spielausfälle des direkten Konkurrenten Salzkotten, die Liga. Doch in der entscheidenden Phase spielten auch die Verletzungen der SVG-Offensivkräfte Daniel Pfennig und Lars Gottschalk eine Rolle. „Der Knackpunkt war das Spiel gegen Brenken“, urteilt Gesekes Coach Ralf Heider. Der 1:0-Erfolg am 24. Spieltag wurde teuer bezahlt, denn es gab einige Blessuren. Anschließend holte Geseke nur 8 von 18 möglichen Punkten. So verpasste man trotz guter Leistung in Salzkotten mit einem 0:0 beim VfB (27. Spieltag) die Möglichkeit zur Trendwende.

SC RW Verne: Das Saisonziel, „zwischen Platz drei und sechs abzuschließen“, erreichten die Rot-Weißen mit Bravour. In seinem zweiten Jahr konnte Trainer Hans Grundmann endgültig das zuschauerfreundliche Offensivspektakel in ein ausbalanciertes Teamplay umstrukturieren. Die Spieler zogen mit und als Belohnung gab es am Ende mit Platz drei und 65 Punkten einen Vereinsrekord. „Den großen Traum vom Titel konnten wir nicht realisieren. Wir sind aber fast zu 100 Prozent zufrieden und haben gegen die Großen gut mitgehalten“, so Grundmann.

DAS MITTELFELD

TSV Tudorf: Der Vorjahreszwölfte entwickelte sich zum Überraschungsteam. Nach der Auftaktbilanz von drei Siegen, einem Remis und drei Niederlagen trat die Mannschaft von Andrej Kostylew immer effektiver auf. Platz sechs zur Winterpause war ein Fingerzeig, wo es hingehen könnte. Nach der Winterpause wurde trotz der Abgänge von Piere Dieck und Arthur Mironow eine Serie mit 22 von 24 möglichen Punkten hingelegt. Dabei trumpfte der A-Jugendliche Mark Petrow (12 Rückrunden-Tore) auf. Und auch wenn sich der TSV mit seinen zahlreichen einheimischen Spielern gern als Gegenpol zum Ortsrivalen VfB Salzkotten sieht, betätigte sich der TSV mit vier Punkten gegen Geseke (1:0 H, 2:2 A) indirekt zum Meistermacher. „Geplant war das mit Sicherheit nicht“, erklärt Kostylew mit einem Augenzwinkern.

SV 21 Brenken: Wie kann eine Ära besser enden? Trainer Jürgen Schulte (sechs Jahre im Amt) und Co-Trainer Holger Herrmann (nach einem Jahr) wurden mit einem 5:0-Sieg gegen den frisch gekürten Meister VfB Salzkotten verabschiedet. Es passte einfach in Brenken. Ecken, Kanten und Geradlinigkeit sind Wesenszüge des Brenkener Spiels, die auch den Trainer charakterisieren. Mit der Doppelspitze Niklas Siedhoff (19 Tore) und Hendrik Kleine (17) war der Tabellenfünfte schwer auszurechnen. Nach der ausgeglichen Hinrunde (sechs Siege, sechs Niederlagen, Rang neun) lief das Team in der Rückrunde heiß und bescherte dem scheidenden Trainerduo nach den Plätzen 6., 5., 7., 14., 7. (2010 bis 2015) mit 51 Punkten und Rang fünf die beste Bilanz dieser Ära.

SV Upsprunge: Beim Absteiger war die Erwartungshaltung nach einer sieglosen Vorbereitung im letzten Sommer nicht sehr groß. Mit acht Auftaktsiegen wuchs aber von Woche zu Woche das Selbstvertrauen im neu zusammengestellten Kader von Trainer Andreas Hagenbrock. Der positive Lauf bis zur Winterpause (10 Siege, ein Remis, eine Niederlage) war eng mit der Leistungsexplosion von Neuzugang Vincent Anderbrügge (14 von 16 Saisontoren) verbunden. Die offensive Ausrichtung zog der SVU auch nach der Winterpause durch. Jedoch fehlte es „am nötigen Glück und der Chancenauswertung“, urteilt Hagenbrock über die Rückrunde, in der nur noch drei Siege in 18 Spielen glückten.

SG Meerhof/Essentho: Der Spielplan machte der SG anfangs zu schaffen. So setzte es fünf Auftaktniederlagen gegen Top-Teams der Liga, ehe ein 4:0-Erfolg gegen Aufsteiger SG Haaren-Helmern gelang. Mit weiteren elf Punkten konnte man auf einen Nichtabstiegsplatz (12.) überwintern. Zur Rückrunde zeigte sich das Team von Miguel Pardo verletzungsfrei und körperlich fit. Der Jahresauftakt mit 6:0 gegen Büren (Viererpack von Robin Stöwer) war die Initialzündung. Auch die Trainer-Rochade von Pardo (familiäre Gründe) zu Offensivspieler Jörg Bartmann klappte problemlos. Dem neuen Trainer gelang ab dem 23. Spieltag mit dem Schlussspurt von 18 Punkten noch der Sprung auf einen zufriedenstellenden Platz sieben. „Die Mannschaft hat gut mitgezogen“, erklärt Bartmann, der ab dem 24. Spieltag als Aushilfstorwart ran musste.

VfL Thüle: Dem einjährigen Bezirksliga-Intermezzo folgte ein klassisches Übergangsjahr mit Trainer Jörg Wenzel, der frühzeitig seinen Abschied zum Saisonende bekannt gab und künftig den SC Borchen trainiert. Zahlreiche Neuzugänge mussten eingebaut werden. Und so pendelte sich das heimstarke Team schnell um Platz acht in der Tabelle ein. In der Hinrunde war die Abwehr das Aushängeschild (23 Gegentore). Im Niemandsland der Tabelle vergab man mit vier sieglosen Spielen zum Saisonende den Wunsch nach einer ausgeglichen Saisonbilanz (11 Siege, 14 Niederlagen). Die moderate Erwartungshaltung des Absteigers, „mit mehr Siegen als Niederlagen die Saison zu beenden“, wurde so verspielt.

FSV Bad Wünnenberg/Leiberg: Der 17er-Kader von FSV-Trainer Manfred Geppert konnte nur in der Hinrunde an die Leistungen der vergangenen Jahre anschließen. Nach den schon traditionellen Startschwierigkeiten (drei Niederlagen in fünf Spielen) legte die FSV eine Erfolgsserie hin (sechs Siege, vier Remis), so dass zur Halbzeit Rang vier zu Buche stand. Doch in der Rückrunde lief fast nichts mehr zusammen. Als schlechtestes Rückrundenteam (8 Punkte) wurde die FSV bis auf Rang neun durchgereicht.

SG Siddinghausen/Weine: Mit fünf Siegen aus den ersten sechs Spielen hatte die SG bereits den Grundstein fürs Saisonziel Klassenerhalt gelegt. Die folgenden fünf Niederlagen gegen die Top-Teams der Liga zeigten der SG die Leistungsunterschiede in der Liga auf. Doch mit 31 Punkten hatte das Team von Trainer Marc Schaffstein am 25. Spieltag den Klassenerhalt in der Tasche. Anschließend schlich sich der Schlendrian ein. „Wir haben in den letzten drei Jahren aber viele Jugendliche eingebaut und uns im Mittelfeld platziert“, bilanziert Schaffstein.

DIE ABSTIEGSZONE

BSV Fürstenberg: Der Vorjahreszehnte startete nach einer guten Vorbereitung desaströs in die Saison. In den ersten neun Spielen gelang nur ein Sieg. Doch der Verein und Trainer Fabian Hillebrandt behielten die Ruhe. Weitere zwölf Punkte brachten den BSV bis zur Winterpause in die Spur. Das Schlüsselspiel war der 1:0-Erfolg zum Jahresauftakt beim SV 21 Büren. Mit der typisch hohen Intensität sammelte der BSV im weiteren Verlauf konsequent die nötigen Punkte gegen Teams aus der unteren Hälfte.

SG Haaren-Helmern: SG-Trainer Hardy Zich ließ in dieser Saison eine Menge Nerven, denn der Mangel an Effektivität war frappierend. Spielerisch war die SG oftmals überlegen. „Aber wir treffen einfach das Tor nicht“, ärgerte sich Zich allzu oft. Mit nur einem Punkt aus den ersten sieben Spielen stand der Aufsteiger schnell mit dem Rücken zur Wand. Erst ein Saisonendspurt mit neun Partien ohne Niederlage (drei Siege, sechs Remis) sicherte den Ligaverbleib. Und wenn Felix Agethen trotz eines halbjährigen Auslandsaufenthaltes mit sieben Toren der Goalgetter im Team ist, weiß man, wo der Schuh drückt. Von der Elferschwäche (nur drei von elf Versuchen wurden verwandelt) ganz zu schweigen.

SCC Scharmede: Eindrucksvoller kann sich eine Mannschaft nicht als Team präsentieren. Große Verletzungssorgen sorgten für eine verkorkste Hinrunde, nach der die Concordia abgeschlagen am Tabellenende stand. Der freiwillige Rückzug von Spielertrainer Benjamin Braune sollte neue Kräfte freisetzen. Aber nach fünf weiteren Niederlagen zu Jahresbeginn unter dem neuen Coach Jürgen Hochrein sahen viele Scharmede schon in der B-Liga. „Aber mit einer Top-Trainingsbeteiligung und einer riesigen Einstellung hat das Team immer an seine Chance geglaubt“, lobt Hochrein. In der finalen Saisonphase stellte sich sogar Ex-Trainer Braune für das Training und einige Spiele zur Verfügung. Am vorletzten Spieltag war der Klassenerhalt dann perfekt.

SG Wewelsburg/Ahden: Mit großer Ruhe und dem Vertrauen in die Fähigkeiten der eigenen Mannschaft führte Coach Oliver Jung die SG zum Klassenerhalt. Aus den ersten zehn Spielen gab es zwar nur zwei Punkte. Doch mit drei anschließenden drei Erfolgen platzte der Knoten. Es folgten nur noch neun Niederlagen bis zum Saisonende und 17 Rückrundenpunkte.

VfL Lichtenau: Der VfL hatte sich in den letzten Jahren als Saisonarbeiter in Sachen Klassenerhalt präsentiert. So konnte Lichtenau immer im richtigen Moment punkten. Diesmal aber versagte der VfL ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase. Dabei hatten sich die Lichtenauer als Tabellenzwölfte nach dem 19. Spieltag schon auf der sicheren Seite gefühlt. Es folgten jedoch zehn sieglose Spiele in Folge. Der abschließende 3:1-Erfolg gegen Bad Wünnenberg/Leiberg war wertlos. Lichtenau muss künftig in der B-Liga kicken.

SV 21 Büren: „A-Liga-Abstieg“ – das Bürener Unwort der letzten Jahre ist Realität geworden. Seit dem Weggang von Trainer-Ikone Didi Wedegärtner (Herbst 2010) ging der Trend stetig bergab. Im vierten Jahr Abstiegskampf erwischte es den SV 21 Büren nun endgültig. Es fehlte schlichtweg die nötige Qualität. Allein Stürmer Maxim Bese (13 Tore) hielt die Minimalchance auf den Klassenerhalt offen. Den Abstieg konnte aber auch er nicht verhindern.

FAIR-PLAY-POKAL

Rückblickend betrachtet hätten Lichtenau die drei Punkte aus der abgebrochenen Partie bei der SG Haaren/Helmern zum Klassenerhalt erreicht. Doch schon beim besagten Spielabbruch bewiesen die Lichtenauer Sportsgeist. „Normal hätte man das Spiel gar nicht anpfeifen dürfen, aber der Abbruch war aus unserer Sicht schon eine harte Entscheidung“, kommentierte Falko Backhaus die Entscheidung des Schiedsrichters. Der VfL lamentierte nicht, erreichte im Wiederholungsspiel aber nur ein 1:1. Das war zu wenig.

TRAINERENTLASSUNGEN

Erste Veränderungen gab es in der Winterpause. Zunächst zog Scharmedes Trainer Benjamin Braune die Konsequenzen aus der mageren Hinrunde. Jürgen Hochrein übernahm und setzte Braunes erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre mit dem Klassenerhalt fort. Der SV 21 Büren gab Vereins-Urgestein Jörg Riedel kurz vor Weihnachten den Laufpass. Die fehlende Qualität im Kader konnte aber auch sein Nachfolger Martin Friemel nicht auffangen. Nach den Osterferien übergab Miguel Pardo (SG Meerhof/Essentho) früher als geplant seinen Trainerposten an SG-Spieler Jörg Bartmann weiter.


Treffsicher: Carsten Freitag vom SC RW Verne netzte 23-mal ein. Damit war er bester Torjäger der A Süd.

TORJÄGER

Mit 23 Saisontoren sicherte sich Carsten Freitag (SC RW Verne) die Torjägerkanone. Die abschließenden drei Tore des zwischenzeitlich verletzten Daniel Pfennig (SV 03 Geseke, 21 Treffer) beim Saisonfinale kamen zu spät. Den dritten Platz teilen sich mit je 19 Toren Robin Stöwer (SG Meerhof/Essentho) und Niklas Siedhoff (SV 21 Brenken).

STATISTIK-ECKE

Höchster Heimsieg: Mit jeweils 8:0 landeten der VfB Salzkotten und der SV 03 Geseke gegen den SV 21 Büren die Topergebnisse der Saison.

Höchster Auswärtssieg: Ein 7:0 gelang dem SV 21 Brenken bei der SG Siddinghausen/Weine.

Das torreichste Spiel: Beim 6:3-Heimsieg kämpften die SG Siddinghausen/Weine und die SG Wewelsburg/Ahden mit offenem Visier.

Toreschnitt: Nach 444 Toren in 111 Partien (4,0) vor der Winterpause sank der Schnitt in der zweiten Saisonhälfte auf 3,6 Treffer pro Partie (465 Tore in 129 Spielen).

Aufrufe: 07.7.2016, 08:40 Uhr
Detlef Tipp / Fotos (2): Marc KöppelmannAutor