2024-05-02T16:12:49.858Z

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„Würde gerne mehr Kopfballtore machen“: Ridje Sprich | Foto: Achim Keller
„Würde gerne mehr Kopfballtore machen“: Ridje Sprich | Foto: Achim Keller

Ridje Sprich: Torjäger mit Wissbegier

Ridje Sprich träumte von einer Profikarriere – nun ist er zurück bei Landesligist SV Weil / Beruflich neues Standbein geschaffen

Was wäre, wenn? Nicht wenige Spieler zermürben sich den Kopf, wenn der Traum vom Fußballprofi einmal geplatzt ist. Manche nagen lange daran, es raubt ihnen die Freude. Auch Ridje Sprich hatte diesen Traum. Nun kickt er beim SV Weil erstmals in der Landesliga. Siebthöchste Spielklasse. Frust? Hader? Keine Spur. „Ich habe alles für meinen Traum getan und bin mit mir im Reinen“, sagt der 25-Jährige.

„Vielleicht wäre mehr drin gewesen als Oberliga“, überlegt Ralf Eckert. „Mit etwas Glück und zum richtigen Zeitpunkt.“ Der Trainer des Freiburger FC hatte Sprich in der Oberliga-Saison 2015/16 unter seinen Fittichen. „Ein Traumspieler“, schwärmt Eckert. Sprich sei sehr angenehm im Arbeitsumgang, die Trainingsinhalte habe er jedes Mal „gut gelaunt aufgesaugt“. Während Eckert über seinen ehemaligen Schützling redet, spürt man, was der angesehene FFC-Coach in Worte fasst: „Ich glaube, wir hatten eine gute Bindung.“


Eine Einschätzung, die Sprich unterstreicht. „Hammer“, gerät er beim Namen Ralf Eckert ins Schwärmen. Unter ihm habe er vermutlich seinen besten Fußball gespielt, der FFC-Trainer habe ihn auch menschlich vorangebracht. „Ich war ein Spieler, der sich schnell aufgeregt hat, ziemlich schnell ungeduldig war.“ Heute sei er wesentlich ruhiger.

Sprichs Vorzüge als Stürmer: „Tempo und Schnelligkeit am Ball“, zählt Eckert auf, und eine „flexible Wirbelsäule im Eins gegen Eins“. Sprich ist wendig, kann Haken setzen. Schwächen? „Ich würde gerne mehr Kopfballtore machen“, sagt Sprich. An Treffsicherheit mit dem Fuß mangelt es ihm nicht, „Ich hab’ schon gedacht, dass ich im Abschluss gut bin“, erzählt Sprich schmunzelnd, unter Eckert aber habe er sich nochmal gesteigert. Mit 17 Treffern war er einer der Top-Torjäger der Oberliga. Zudem „hat Ridje überragend gegen den Ball gearbeitet“, betont Eckert. „Ich hätte ihn gerne zwei, drei Jahre früher gehabt“, sagt er. Zeit, um Sprich zu formen, ihm seinen Traum vom Profifußball zu ermöglichen.

2016 näherte sich Sprich seinem Traum einen Schritt. Der Breisacher Stefan Sartori klingelte durch. Ein guter Freund von Eckert – und damals Trainer der Reserve des Karlsruher SC in der Oberliga. Sprich wechselte nach dem Abstieg des FFC zum KSC und war, obwohl oft nur Joker, bester Torjäger seines Teams (11). Wie immer seit 2012/13, sei es in Weil, Waldkirch oder beim FFC. Doch wurden KSC-Profis in die Reserve beordert und musste er ins zweite Glied rücken, trübte das seine Stimmung. „Ich hätte stark sein müssen“, sagt er rückblickend. „Immer dranbleiben“ sei heute sein Rat an junge Spieler. Ein-, zweimal durfte er bei den Zweitliga-Profis mittrainieren. Als sich abzeichnete, dass ihm der Sprung nicht gelingen würde, orientierte er sich um. Zwar zeigte sich Regionalliga-Absteiger FC Nöttingen interessiert, doch sein Vertrag beim KSC hatte sich automatisch verlängert, der Club wollte ihn nicht zu einem Konkurrenten ziehen lassen.

„Ich wollte was anderes suchen, was mich begeistert. Und das habe ich jetzt gefunden“, sagt Sprich. „Der Lernfaktor ist wichtig. Ich will ständig lernen, mir eine eigene Meinung bilden.“ Zurück in Lörrach schnupperte er in die Welt des Vermögensberaters rein und war begeistert. Aber in jungen Jahren der Schritt in die Selbständigkeit – ein Risiko? „Für mich gibt es kein Risiko. Risiko ist gleich Chance“, sagt Sprich. Auf dem Weg in den neuen Beruf sei er bereits „in der Tür gestanden, meine Freundin hat mir dann den Schubser gegeben“.

Eine Saison kickte er beim Schweizer Viertligisten Black Stars Basel, doch vier Trainingseinheiten pro Woche ließen sich nicht mehr mit dem Beruf vereinbaren. Daher entschied sich Sprich für die Rückkehr ins Nonnenholz. „Für Weil ein absoluter Glücksgriff“, sagt Eckert. „Ich würde ihn mit Kusshand sofort zu uns holen.“ Am Samstag trifft Spitzenreiter Weil auf die Reserve des Freiburger FC. Im SVW-Team gebe es verschiedene und interessante Typen, „hier kann etwas entstehen“, sagt Sprich, der eine neue Erfahrung gemacht hat: „Ich war es nicht gewohnt, mit 25 Jahren einer der ältesten zu sein“, sagt er und lacht.

Aufrufe: 030.8.2018, 20:15 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor