2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
Im Sommer verließ Michael Schütz nach sieben Jahren den SC Eintracht Freising. Früher als geplant greift er nun beim SB Chiemgau Traunstein wieder an - mit vollem Kampfgeist. FOTO: Gleixner
Im Sommer verließ Michael Schütz nach sieben Jahren den SC Eintracht Freising. Früher als geplant greift er nun beim SB Chiemgau Traunstein wieder an - mit vollem Kampfgeist. FOTO: Gleixner

Reil überzeugte Schütz: "Ja, mein Gott. Ich mache es sofort"

Ex-Freising-Trainer Michael Schütz früher wieder im Geschäft als gedacht.

Michael Schütz ist schon ab Beginn der Rückserie wieder auf bayerischen Trainerbänken zu sehen. Sein Spezl Jochen Reil überzeugte ihn, den SB Chiemgau Traunstein zu übernehmen. Im Vorort-Interview zeigt Schütz, dass er hochmotiviert ist und an die Mannschaft glaubt.

Michael, du übernimmst den Trainerposten beim SB Chiemgau Traunstein. Wie kam der Kontakt zum Bayernligisten zustande?

Jochen Reil (sportlicher Leiter SB Chiemgau Traunstein, d.R.), der das Team vormals trainiert hat, und ich haben früher zusammen beim ASV Dachau gekickt. Das war direkt nach unserer Jugendzeit, ich bin damals vom TSV Karlsfeld zum Dachauer Rivalen. Zu der Zeit war das eigentlich ein No-Go, aber so haben wir uns kennengelernt und sind seitdem gute Spezln. Ich arbeite hier in der Gegend, also hat er mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte die Mannschaft zu übernehmen.

Du triffst also nicht nur auf fremde Gesichter. Konntest du das Team auch schon kennenlernen?

Ja, natürlich. Außerdem waren sie zwei Jahre lang mit Freising in der Liga, als ich dort noch Trainer war. Von daher kenne ich die Aufstiegsmannschaft - zumindest die Namen. Mit den Gesichtern ist das natürlich etwas anderes.

Wie schätzt du die Qualität deiner neuen Truppe ein?

Sie haben ohne Zweifel das Zeug für die Bayernliga. Sonst wären sie damals nicht aufgestiegen. Sie haben sich in der äußert herausfordernden Relegation durchgesetzt. Das ist ein klares Zeichen für ihre Stärke. Ich erinnere mich noch, dass wir uns mit Freising die Zähne an ihnen ausgebissen haben. Bei der 0:1-Niederlage im April hatten wir nicht einmal einen schlechten Tag erwischt, aber Traunstein war einfach besser.

Also geht der Blick nach oben?

Ganz so einfach ist das nun auch wieder nicht. Wir haben eine sehr gute Truppe, keine Frage. Letztes Jahr ist eben vieles von ganz allein gelaufen. Jetzt hatte das Team zu Beginn der Saison mit Verletzungen zu kämpfen und stand plötzlich hinten drin. Von da an läuft gar nichts mehr wie normal. Hier wieder heraus zu kommen, wird schwer. Dafür müssen die Jungs den Spaß am Fußball wiederfinden und anfangen, wieder an sich zu glauben. Außerdem müssen wir, um nicht abzusteigen, mehr machen als die anderen. Das ist auch eine neue Situation für das Team.

Jochen Reil ist von jeher sehr nah am Team. Was erwartest du von der Zusammenarbeit mit deinem alten Kameraden?

Wir werden auf jeden Fall stets eng in Verbindung sein und über jedes Detail, jeden Spieler sprechen können. Als Team, werden wir alles für den Verein tun, was wir können. Darüber hinaus ist die Infrastruktur hier in Traunstein wirklich sehr gut. Trotzdem gehört mehr dazu, als ein patentes Umfeld, um den Abstieg noch zu verhindern. Dabei geht es um die Mannschaft selbst und ihren Willen. Das ist nicht zuletzt eine Charakterfrage. Die Spieler müssen bereit sein den Kampf anzunehmen und alles fürs Team zu geben. Ich hoffe, dass ich das aus jedem herauskitzeln kann.

In der Hinrunde gab es ein kleines Trainer-Chaos in Traunstein. Wie beurteilst du dieses Hin-und-Her?

Ich würde es nicht als "Chaos" bezeichnen. Die Mannschaft ist mit der Aufstiegs-Euphorie in die Saison gestartet und hatte dann einen Durchhänger. Nicht zuletzt, weil das Verletzungspech zugeschlagen hat. Dadurch haben vielleicht ein paar Spieler angefangen zu zweifeln und waren nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache. Dann wird es natürlich schwer. In so einer Situation keimt meist schnell die Trainerfrage auf und Jochen (...Reil, d.R.) hat dann entschieden abzutreten, um dem Team mit einem neuen Coach Impulse zu geben. Ich kenne den anderen Trainer (Stephan Schmidhuber, d.R.) nicht, deshalb kann ich dazu eigentlich nichts sagen. Es ist halt leider so, dass es nicht vollkommen gepasst hat und man sich einvernehmlich wieder trennte. Das alles interessiert mich aber nicht. Ich denke nur an die Rückrunde. Denn den Klassenerhalt zu packen wird schwer, aber es ist nicht unmöglich.

Was ist das Wichtigste bei der Mission "Nicht-Abstieg"?

Unsere Mannschaft spielt nicht unbedingt jeden in Grund und Boden, ist dafür aber sehr kompakt, lauf- und zweikampfstark. Jetzt müssen wir uns Spaß, Freude und Selbstvertrauen zurückholen. Ich kenne das aus Freising. Wir hatten eine Saison, in der wir zur Winterpause nicht gut da standen, aber mit den Verletzten kam auch die Lust am Spiel zurück und zum Abschluss sah es dann gar nicht mehr so schlecht aus. Auch hier in Traunstein müssen wir dringend wieder an uns glauben und lernen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Wir müssen uns jeden Punkt und - noch wichtiger - die Freude erarbeiten. Wenn die Jungs mitziehen und Spaß haben, freue ich mich sehr.

Erst im Sommer hast du einen emotionalen Abschied aus Freising erlebt. Stehst du nun früher wieder am Seitenrand als gedacht?

Definitiv. Ich hatte eine Pause fest geplant. Aber Jochen hat sich wahnsinnig um mich bemüht und dann habe ich gesagt: "Ja, mein Gott. Ich mache es sofort." Ich habe den großen Vorteil, eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft planen und verbringen zu können. Dieses Glück hatte mein Vorgänger nicht. Als Coach ist es wichtig und schön, Zeit mit dem Team zu haben, Grundlagen setzen und seinen Stempel aufdrücken zu können.

Du warst sieben Jahre lang Freising-Coach. Wie lang werden wir dich in Traunstein sehen?

Das steht in den Sternen. Ich weiß es wirklich gar nicht. Ob es jetzt sieben, fünf oder zwei Jahre werden, ist erst einmal egal. Für uns steht die Rückrunde bevor, in der wir alles versuchen werden, um die Liga zu halten.

Wie siehst du die Hammer-Saison, die Freising derzeit spielt?

Das freut mich sehr! Vor allem für die Spieler, die ich ja fast alle kenne. Außer den Neuzugängen natürlich, die sind wohl das i-Tüpfelchen, das noch gefehlt hat, um diese Leistungsexplosion auszulösen. Damit habe ich nicht gerechnet und die neuen Trainer wahrscheinlich auch nicht. Im Team sind viele junge, talentierte Spieler, aber auch Routiniers. Es sind alles liebe Buben und ich freue mich wirklich für sie. Die Rückrunde könnte zwar noch schwer werden, wenn man bedenkt, dass Türkgücü-Ataspor alles daran setzt, aufzusteigen. Aber Freising hat eine super Mannschaft und wenn sie weiter verletzungsfrei bleiben, können sie die Saison auch erfolgreich beenden. Ich würde es ihnen wünschen.

Aufrufe: 04.1.2018, 16:00 Uhr
Moritz BletzingerAutor