2024-06-06T14:35:26.441Z

Interview
Mike Reiffers hat viel mit den Red Boys Aspelt vor
Mike Reiffers hat viel mit den Red Boys Aspelt vor – Foto: privat

Reiffers: "es wird Zeit, dass wir wieder auf den Platz dürfen"

Das große FuPa-Interview mit dem Vorsitzenden des FC Red Boys Aspelt

Die Aspelter Red Boys standen schon vor Corona am Abgrund. Die spielfreie Zeit wurde intensiv genutzt, um konstruktiv zu arbeiten, eine neue Jugendabteilung aufzubauen und einen einstigen Scherbenhaufen wieder zusammenzubauen. Wie das gelang und dass man endlich wieder auf den Platz möchte, erzählte uns Vereinspräsident Mike Reiffers in einem ausführlichen Telefongespräch.

Herr Reiffers, vor einem Monat veröffentlichten Sie einen Post auf Facebook, dass die Red Boys aus Aspelt wieder Jugendfußball anbieten. Wie lange gab es denn einen solchen nicht mehr?

Die Aspelter Jugend existierte innerhalb einer Entente mit Mondorf und Schengen. Während der Zeit, als ich als Sponsor im Verein aktiv wurde und später zum Präsidenten gewählt wurde, lag der Fokus nicht unbedingt auf der Jugend. Der Verein war wirklich ein Scherbenhaufen. Nach unserem Abstieg aus der 1.Division als keine drei Spiele der 1.Mannschaft gewonnen wurden, herrschte eine frustrierende Situation, viele Spieler hatten den Verein daraufhin verlassen. Auf dem Gebiet mussten wir uns komplett neu strukturieren.

Der Vorstand war eher traditionell ausgerichtet und es fehlte an Personal, das sich um die Jugend kümmern konnte. Wir hatten natürlich jemanden, der uns in der Entente vertreten hat. Ein neuer Wind war nötig, weshalb ich schließlich gefragt wurde, ob ich nicht für das Präsidentenamt kandidieren wolle. Es lief zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel im Verein. Wir verfügten über eine zusammengewürfelte erste Mannschaft, ein Reserveteam gab es nicht mehr. Den Kern eines Dorfvereines mit Aspelter Jungs gab es auch nicht mehr. Unser Frauenteam kam die Männer nicht mehr unterstützen und umgekehrt, es gab keine Einheit mehr innerhalb unseres Clubs.

Es gab wie gesagt keine Struktur mehr und darunter litt dann auch der Jugendfußball. Die erwähnte Entente hat zwar durchaus funktioniert, auch wenn wir aufgrund anderer Probleme nicht immer vorbildlich dort mitwirkten. Wir konnten der Jugend zu der Zeit einfach keine Priorität einräumen, vor zwei oder drei Jahren waren wir am Punkt, dass wir den Verein fast hätten schließen müssen, nachdem vierzehn oder fünfzehn Spieler uns verlassen hatten. Und wir konnten natürlich auch nicht die finanziellen Mittel aufbringen, um manche zu überzeugen, trotzdem zu bleiben.


Sie schrieben von einem langfristigen Konzept. Können Sie uns dieses etwas näher beschreiben?

Unser erster Schritt bestand darin, die Jugend überhaupt mal wieder neu starten zu lassen. Wir haben einen Jugendkoordinator verpflichtet, was natürlich auch nicht von heute auf morgen passierte. Durch die Hilfe unseres Trainers der ersten Mannschaft, Marc Chaussy, haben wir aber jemanden gefunden, der unser Projekt und unsere Vision teilt. Zunächst galt es dann zu sehen, wieviele Kinder überhaupt zu uns kommen würden. Es wurden in unserer Gemeinde entsprechende Flyer verteilt. Beim ersten Training waren gleich fünfzehn interessierte Kinder dabei, mittlerweile sind es um die dreißig.

Vielleicht hat uns die Covid-Krise dabei sogar geholfen, denn die Kinder und Eltern schienen durchaus an neuen Aktivitäten interessiert zu sein. Für mich persönlich als Vorsitzender stellt die Jugend natürlich auch das Rückgrat des Vereins dar, insbesondere mit Blick auf unsere Hundertjahrfeier 2030. Wir wollen uns so aufstellen, dass die verschiedenen Säulen später so stabil stehen, dass der Verein bis zu diesen Feierlichkeiten gut dasteht. Natürlich war es aber auch ein Glücksfall, dass wir auf unsere Aktion hin gleich fast dreißig Kinder zu uns lotsen konnten. Unsere Jugendtrainer sind jetzt alle Spielerinnen und Spieler aus unserem Verein, die sich wunderbar einbringen!

Wenn man jetzt Ursachenforschung zu den vorherigen Problemen in unserem Jugendfußball betreibt, muss man unweigerlich auf unser Spielfeld zu sprechen kommen. Wenn man einer Gemeinde nämlich belegen kann, dass man eine Jugendabteilung betreibt, dann kann man vielleicht eher an Fördergelder kommen als mit einer ersten Mannschaft, die wenig Erfolg vorweisen konnte. Gleiches gilt natürlich auch für Unterhaltsarbeiten am Platz, die von der Gemeinde durchgeführt werden. Zählt man dann zur Jugend auch noch unsere neue Reservemannschaft hinzu sowie die Frauen, dann hat man mehr Gewicht gegenüber der Politik.


Sie haben das hundertjährige Vereinsjubiläum angesprochen. Das wäre ja dann ungefähr der Zeitpunkt, ab dem man erste Früchte aus der jetzt neu gestarteten Jugendarbeit ernten könnte.

Das wäre natürlich sensationell! Man darf aber nicht vergessen, dass es für uns im Moment eine gewisse Unbekannte darstellt, da viele sich noch nie mit Jugendfußball befasst haben. Neben dem Koordinator werden sich vermehrt Vorstandsmitglieder in diesem Bereich investieren. Es ist aber schwierig zu sagen, wie lange diese Entwicklung schlussendlich dauern wird. Im Moment haben wir unserem Koordinator das Ziel gesetzt, die Kategorien Pupilles, Poussins und Minimes über die kommenden zwei Jahre zu besetzen. Für die Saison 21-22 werden wir wahrscheinlich schon in zwei dieser drei Altersklassen eine Mannschaft einschreiben können.

Danach muss man dann natürlich sehen, wie sich das entwickelt. Wir fangen ja quasi bei Null an, wenn nicht sogar bei unter Null. Für mich ist das ähnlich, wie eine Startup-Gesellschaft. Ein bisschen etwas ist ja bereits passiert, neben der Jugend wie erwähnt eben auch die 2.Mannschaft. Mit dem neuen Trainergespann bei der 1.Mannschaft merkt man ebenfalls, dass ein anderer Wind weht und es so langsam Zeit wird, dass wir wieder auf den Platz dürfen, um zu spielen!


In Aspelt gab es in den vergangenen Jahren auch einige Wechsel in der Führung, sowohl im Vorstand als auch auf sportlicher Ebene. Was können Sie uns dazu sagen?

Wir sind ein Verein, der schauen muss, was er jemandem bieten kann. Wenn manche Spieler unseren Rasenplatz zum ersten Mal sehen, dann machen sie gleich wieder kehrt. Das war jahrelang ein großes Problem. Dann kommt natürlich auch der finanzielle Aspekt hinzu. Ich versuche, den Club nicht mit einem großen Sponsor aufzubauen, sondern mit vielen kleineren. Wir verfügten aber immer schon über einen begrenzten Etat. Diesen wollen wir in den nächsten zwei, drei Jahren verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen. Und aus diesem Pool heraus verfügen wir bereits über eine gute Gruppe, die die Jugend unterstützt.

Als ich als Hauptsponsor anfing, war es für mich ein Kindheitstraum, der sich erfüllte, als ich eine Mannschaft sah, die mit meiner Firma auf der Brust auflief. Finanziell standen wir zu der Zeit aber noch nicht gut da! Es gab durchaus Meinungsverschiedenheiten, einige Mitglieder haben den Vorstand in der Tat auch verlassen. Andere waren nicht so sehr dafür, von der bisherigen Herangehensweise zu einer modernen Form der Vereinsführung zu wechseln. Ich denke aber nicht, dass jemand im Streit gegangen ist. Ähnlich verhielt es sich mit den Trainern. Diese wurden tatsächlich oft gewechselt, was auch mit den Ergebnissen zu tun hatte.

Wichtig für uns war die Verpflichtung von Marc Chaussy und René Müller die zu hundert Prozent mit unserer Vision übereinstimmen. Ihre Mission besteht darin, einen Kern zu formen, d.h. Leute aus dem Dorf, Freunde, Bekannte aus dem Umfeld mit einzubinden. Die Spieler werden alle nur noch nach Präsenz und Ergebnissen entlohnt. Der Rahmen ist gesetzt und das weiß jeder, der zu uns kommen will. Es wird jetzt wahrscheinlich zwei oder drei Jahre dauern, bis wir unser Ziel erreichen, nämlich in die 1.Division aufzusteigen. Später wünsche ich mir, dass wir uns dort vernünftig etablieren. Die zweite Mannschaft fungiert dann als Backup, dahinter kommt dann die Jugend für die späteren Jahre.


Ein weiteres größeres Projekt ist das Spielfeld, das erneuert werden soll. Die „Gennerwiss“ war berühmt-berüchtigt für ihr Gefälle. Ist ein neuer Platz im Hinblick auf die aufstrebende Jugendabteilung noch nötiger als für die Erwachsenen?

Zu dem Thema lasse ich im Moment am liebsten die Presse sprechen, das gefällt mir am besten! (Lachen) Die Situation in unserer Gemeinde war lange so, dass das Fußballfeld in der Tat vernachlässigt wurde. Wie erwähnt liegt unser Rasenplatz in einem felsigen Hang. Vielen wird dann auch noch unser vertrockneter Rasen vom vergangenen Sommer in Erinnerung sein, doch über die letzten Wochen wurden erhebliche Arbeiten auf dem Spielfeld getätigt. Mit den Arbeiten, welche die Gemeinde uns noch versprochen hat, müssten wir im Juli mit einem sehr ordentlich bespielbaren Spielfeld durchstarten können.


Wird durch die verstärkte Jugendarbeit denn nicht noch ein zusätzlicher Platz benötigt?

Unser kleiner Kunstrasenplatz ist ebenfalls kaputt, wenigstens dieser soll im September erneuert werden. Da der neue Hauptplatz gedreht werden soll, müssen erst die Bauperimeter erweitert werden. Entsprechende Pläne wurden eingereicht. Erst wenn diese angenommen werden sollten, wird es konkret. Und dann wird die Gemeinde Frisingen zusammen mit uns als Verein eine Arbeitsgruppe gründen, in der wir mitdiskutieren und unsere Ideen einbringen können. Persönlich denke ich, dass wenn wir in fünf Jahren etwas stehen haben, alle gut gearbeitet haben! Man kann sicherlich nicht die Hoffnung damit verbinden, dass man schon morgen dort mit Bauarbeiten beginnt, das wäre absolut unrealistisch. Ich denke, dass es noch zwei Jahre dauern wird, bis das finale Projekt überhaupt gestimmt wurde und dann noch ein zusätzliches Jahr, bis alle administrativen Prozeduren durchlaufen sind.


Zum Schluss kommen wir nicht um das Thema Covid 19 herum. Wie sieht die Lage bei Ihrem Verein im Moment aus, wie schwer wurdet ihr getroffen?

Ein Verein wie Aspelt lebt von Veranstaltungen, wie vermutlich viele kleinere und mittlere Fußballclubs. Daneben fürchte ich, dass einige Sponsoren für die kommende Saison nicht mehr in der Lage sein werden, ihr Engagement gegenüber unserem Verein fortzuführen. Dies trifft uns mit Sicherheit. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass wir auch von Seiten der FLF und des Staates Subventionen erhielten, worüber ich sehr froh bin. Ich denke, das war ein gutes Rettungspaket.

Ansonsten haben wir unter den nötigen Einschränkungen weiter trainiert, so dass aber natürlich auch verschiedene Ausgaben weiterliefen. Unser Getränkedepot mussten wir abtreten ohne die Ware verkaufen zu können und tausend Euro sind für einen Club wie unseren viel Geld. Auch in diesen Punkten wurden wir getroffen und wir freuen uns alle darauf, bald wieder spielen zu können. Einen Trainerwechsel während einer sanitären Krise wie der jetzigen durchzuführen sowie eine neue Mannschaft aufzubauen sind sehr sensible Themen und nicht leicht umzusetzen.

Die Saison 2021-2022 fangen wir in einem neuen Elan an, auch mit einem teils neuen Vorstand. Und dann wollen wir natürlich auch schnellstmöglich unsere FuPa-Seiten auf Vordermann bringen…

… das ist nett… (Lachen)

… doch Ihr Portal hatten wir leider etwas vernachlässigt, weil wir so viele andere Sachen um die Ohren hatten. Der Verein steht jetzt wieder und es bleibt jetzt nur zu hoffen, dass wir in den kommenden Jahren wieder dorthin kommen, wo wir es verdient haben zu sein. Wir sind zwar ein kleiner, aber dennoch ein Traditionsverein. Aber es bleibt noch viel zu tun!


Herr Reiffers, vielen Dank für das ausführliche Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Aufrufe: 08.5.2021, 10:00 Uhr
Paul KrierAutor