2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Harry Gottinger und die Sportfreunde Stuttgart wollen einen alternativen Lösungsvorschlag einreichen.
Harry Gottinger und die Sportfreunde Stuttgart wollen einen alternativen Lösungsvorschlag einreichen. – Foto: Pressefoto Baumann

Quotientenregel spaltet die Stuttgarter Clubs

Tabellen verändern sich

Der vom Verband geplante vorzeitige Saisonschluss stößt nicht nur auf Gegenliebe.

Die Nachricht kam etwas überraschend: Im Gegensatz zu den Top-Ligen wollen die baden-württembergischen Landesverbände den Spielbetrieb im Amateurfußball aufgrund der Coronavirus-Pandemie abbrechen. Darauf einigten sich die Vertreter des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV), des Badischen Fußball-Verbandes (BFV) und des Südbadischen Fußball-Verbandes (SBFV). Laut dem Vorschlag der Verbandsgremien soll es in dieser Saison keine Absteiger geben. Direkte Aufsteiger würden aus einem Quotienten aus den bislang erzielten Punkten und den Spielen vor der Saisonunterbrechung ermittelt werden. Der Grund: Derzeit sei „keine Rechtslage für eine Rückkehr in den regulären Spielbetrieb in absehbarer Zeit“ zu erkennen, heißt es in einer Mitteilung der Verbände.

Eine endgültige Entscheidung soll auf einem außerordentlichen Verbandstag im Juni fallen. Bis dahin ist auch die Möglichkeit nicht endgültig vom Tisch, die laufende Saison nach dem offiziellen Ende des Verbandsspieljahres 2019/2020 am 30. Juni zu Ende zu spielen, möglicherweise sogar bis in den September. Viele Beobachter hatten damit gerechnet, dass sich die Amateurverbände dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) anschließen würden. „Mir ist bewusst, dass sich viele Vereine eine frühere verbindliche Entscheidung wünschen. Aber es ist uns wichtiger, dass auch die Delegierten eines außerordentlichen Verbandstages durch ihr Votum unsere Haltung bestätigen“, erklärt WFV-Präsident Matthias Schöck nun.

Ärger bei der SG Untertürkheim verflogen

Das mag die beste unter schlechten Alternativen sein – aber sie stößt bei den Clubs verständlicherweise nicht nur auf Gegenliebe. Aufgrund des voraussichtlichen Abbruchs ist der Ärger bei der SG Untertürkheim jedenfalls verflogen. Sauer waren nämlich die Verantwortlichen auf ihre Kicker nach dem mageren 4:4 gegen das Kellerkind FC Stuttgart-Cannstatt. Der Punktverlust ereignete sich am 8. März, just an diesem Tag, als es letztmals in dieser Saison um Punkte ging. Nun, nachdem die Saison wohl zu Ende ist, entpuppte sich der eine Punkt als Glücksfall. Damit sind die Untertürkheimer in der Kreisliga A, Staffel 1, zwar punktgleich mit den Sportfreunde, haben aber ein Spiel weniger bestritten und sind deshalb Meister. „Wir freuen uns, dass die Saison nicht annulliert wird und die Mannschaft für die gezeigten, guten Leistungen nun belohnt wird“, sagt SGU-Abteilungsleiter Andreas Poulionakis.

Durch die abzeichnende Entscheidung könne man den Sekt kaltstellen, aber vorläufig noch nicht öffnen, habe aber immerhin etwas Planungssicherheit und könne die Hausaufgaben für die Bezirksliga-Runde angehen. Ab wann und in welchem Modus die Bezirksliga beziehungsweise die komplette Spielzeit 2020/2021 durchgeführt wird, soll später entschieden werden, erklärte der Verband. „Selbstverständlich bleibt es unser Ziel, die Meisterschaftsrunden in der kommenden Saison im gewohnten Rahmen mit Hin- und Rückspielen unter Zuschauerbeteiligung auszutragen“, heißt es in der Mitteilung. Die weitere Entwicklung der Coronavirus-Pandemie sei jedoch nicht absehbar.

Sportfreunde wollen alternativen Lösungsvorschlag einreichen

Mächtig unzufrieden mit dem Vorschlag des WFV sind die Sportfreunde Stuttgart, die punktgleich mit Spitzenreiter Untertürkheim, aber einem absolvierten Spiel mehr auf dem Relegationsplatz stehen – und daher ihre Aufstiegsträume wohl abhaken müssen. „Aus unserer Sicht ist das unverständlich. Ich verstehe nicht, warum jemand auf dem Abstiegsplatz nicht absteigt, aber auf dem Aufstiegsplatz aufsteigt“, sagt Abteilungsleiter Suni Musa und schiebt nach: „In den meisten Ligen sind die Absteiger sowieso komplett abgeschlagen, dass wohl keiner mehr die Saison in den letzten Spielen hätte retten können.“ Auch Trainer Harry Gottinger ist frustriert: „Es ist schade, wir haben wirklich eine gute Runde gespielt. Für uns ist das nicht akzeptabel.“

Musa und Gottinger werden deshalb einen alternativen Lösungsvorschlag beim WFV einreichen: „Man friert die Saison ein und setzt sie nächstes Jahr zu dem Zeitpunkt fort, an dem sie dieses Jahr unterbrochen wurde, sozusagen eine Saison 2019/21. Das wäre die einfachste, fairste und praktikabelste Lösung“, sagt Gottinger. „Eine zweite Corona-Welle wird doch schon erwartet. Dann müsste man die nächste Saison vielleicht wieder abbrechen und man hätte wieder so was Halbgares.“ Und sollte ab September der Spielbetrieb in den Amateurligen tatsächlich wieder möglich sein, könne man zur Überbrückung bis zum nächsten Jahr eine Art „Corona-Pokal“ austragen, schlägt Gottinger vor. „Man könnte es so aufziehen wie den Bezirkspokal und hätte dadurch einen Wettbewerb bis Weihnachten“, sagt er. Ob der Vorschlag jedoch Anklang findet, bleibt zu bezweifeln, weil die meisten Vereine dem Vorstoß des WFV wohl zustimmen werden. Für Abteilungsleiter Musa kein Grund, aufzugeben: „Wenn der WFV einen besseren Vorschlag bekommt, warum nicht? Wir probieren es auf jeden Fall.“

TV Zazenhausen nimmt Abbruch gelassen

Im Gegensatz zu den Sportfreunden nimmt der TV Zazenhausen den geplanten Abbruch der Saison äußerst gelassen – obwohl der Verein auf dem dritten Rang mit nur einem Punkt Abstand auf den direkten Aufstiegsplatz steht. „Für mich ist wichtiger, dass alle Spieler gesund sind. Irgendeine Entscheidung musste ja mal getroffen werden. Ich und der ganze Verein akzeptieren das“, sagt Trainer Andreas Kulow. Thema war beim ersten Training am Dienstag-Abend eher die umständliche Umsetzung der Übungen: „Mit Abstand halten und ohne die Motivation durch einen Wettbewerb hat das wenig mit Fußball zu tun“, klagt Kulow. Dennoch wird er seinen Spielern die Einheiten in Kleingruppen weiter anbieten. „Dann müssen die Spieler entscheiden, ob sie sich dafür motivieren können.“

Jubel beim SV Grün-Weiss Sommerrain

Im Chat des SV Grün-Weiss Sommerrain war Freude und Jubel nach Bekanntgabe des Saisonendes angesagt. „Jedoch gedämpft“, sagt Trainer Markus Treyz, man hätte den Wimpel lieber auf dem Platz geholt. Auch wenn die Grün-Weissen in der Kreisliga B, Staffel 2, die bei Abbruch mit einem Punkt hinter der Spvgg Stuttgart-Ost II und der SG West rangierten, darf man sich aufgrund einer weniger gespielten Partie über die Rückkehr in die Kreisliga A freuen. „Klar ist es bitter für die beiden anderen Mannschaften, aber meine Jungs sind der Meinung, sie hätten die Meisterschaft sowieso geholt“, so Treyz, für den die Quotenregel eine faire Angelegenheit sei. Annullieren wäre gar nicht gegangen und weiterspielen über den 30. Juni hinaus aufgrund möglicher Wechsel auch nicht praktikabel. „Da hätte es sein können, dass plötzlich eine komplett andere Mannschaft mit verändertem Niveau auftaucht. Das wäre Wettbewerbsverzerrung gewesen.“

TB Untertürkheim II vor Aufstieg

Der Bezirksligist TB Untertürkheim, der nie in Abstiegsgefahr geraten ist, kann sich ebenfalls freuen: Er bekommt voraussichtlich einen Unterbau dazu. Die zweite Mannschaft mit Trainer Mathias Summer hinkt in der Kreisliga B, Staffel 3, zwar zwei Punkte auf MK Makedonija Stuttgart und vier auf Tuna Spor Echterdingen hinterher, doch die Gehrenwald-Kicker waren nur zu 14 Spielen angetreten, während die beiden anderen schon 16 Mal die Kickstiefel schnürten. Laut Quotienten-Regel heißt die neue Liga für den TBU II demnächst Kreisliga A.

SV Gablenberg weiter in Kreisliga A

Auf eine Extra-Runde Kreisliga A muss sich der SV Gablenberg einstellen. In der Staffel 2 war das Team von der Waldebene hartnäckigster Verfolger des TSV Rohr und relativ sicher auf Relegationskurs. Doch der zweite Platz berechtigt im Falle des jetzigen Abbruchs nicht zur Relegation – diese entfällt.

VfL Stuttgart als Lucky-Loser

Der Lucky-Loser schlechthin im Stuttgarter Amateurfußball ist ebenfalls in der Staffel 2 anzutreffen – der VfL Stuttgart. Abgeschlagen mit sieben Punkten am Tabellenende bleiben die Kicker vom Neckarpark nun doch in der Liga. „Ich habe die Spieler schon informiert, dass es keine Nichtabstiegsprämie gibt“, scherzt VfL Spielleiter Peter Burkert.

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Aufrufe: 016.5.2020, 11:30 Uhr
Aus den Stadtteilen/Torsten Streib/Florian DürrAutor