2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Andreas Santner

Portrait-Serie (54): Der Vater des Walchsinger Erfolgs

Ex-Bayernligakicker Helmut Höfler führte seinen Heimatverein 2002 als Spielertrainer in die Bezirksoberliga und stand als Jugendlicher kurz vor dem Sprung in die Nationalmannschaft

Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 54. Teil: Helmut Höfler, der mit "seinem" RSV Walchsing um die Jahrtausendwende einen sensationellen Höhenflug hinlegte und als Nachwuchsspieler sogar ein paar Länderspiele bestritt.
Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn.... Aufgrund der Emotionen die vielen unvergessenen Relegationsspiele als Spielertrainer mit dem RSV Walchsing in der Bezirksligazeit. In den Jahren 2000 und 2001 mussten wir in die Abstiegsrelegation und konnten dort zweimal jeweils im Elfmeterschießen den Abstieg in letzter Minute vermeiden. 2002 folgte dann der wohl größte Erfolg in der Vereinsgeschichte für den kleinen Dorfverein. Bis zur Winterpause hatten wir 35 Punkte erspielt und der Verbleib für ein weiteres Jahr in der Bezirksliga Ost war gesichert. Mit dem letzten Vorrundenspiel beim SV Prackenbach konnten wir eine grandiose Serie starten und blieben bis zum Saisonende unbesiegt. In einem hochdramatischen Entscheidungspiel wiederum gegen Prackenbach konnten wir uns vor 1.200 Zuschauern mit einem Sieg nach Verlängerung die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die damalige Bezirksoberliga sichern. Zudem durfte ich in Walchsing auch noch mehrmals mit meinem Sohn Christoph in der ersten Mannschaft auflaufen. Ein schönes Gefühl, mit seinem eigenen Sohn in einem Pflichtspiel auf dem Platz zu stehen. Das dürfen die wenigsten Väter erleben und macht einen natürlich stolz.


Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast....

Da gab es viele überragende Fußballer, aber als klassischer Zehner sind da sicherlich in der Bayernligazeit in Passau ein Bernhard Meisl oder auch Wiggerl Preis zu nennen. Im Tor war damals für mich sicherlich Jürgen Fuchs einer der Besten, der meines Erachtens auch die Voraussetzungen zum Profi hatte. In der Bayernauswahl durfte ich 1984 mit Stefan Reuter auf einer dreiwöchigen Amerika-Reise zusammenspielen. Kurze Zeit später startete der damals 17-Jährige beim 1. FC Nürnberg eine Weltkarriere.


Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Die sportlich beste Zeit hatte ich sicherlich in den beiden Bayernligajahren von 1992 bis 1994 beim 1. FC Passau. Da war ich 24 Jahre und kaum verletzt. Spiele gegen Vereine wie 1860 München, Jahn Regensburg, SpVgg Fürth, FC Augsburg, SpVgg Unterhaching oder die Bayern-Amateure bleiben unvergessen. Aber auch die acht Jahre in Vilshofen und vier Jahre in Landau werde ich immer in guter Erinnerung behalten.


Helmut Höfler (rechts) im Trikot des 1. FC Passau, bei dem er unter anderem mit Markus Weinzierl (2. von links) zusammenspielte.
Helmut Höfler (rechts) im Trikot des 1. FC Passau, bei dem er unter anderem mit Markus Weinzierl (2. von links) zusammenspielte.


Welches fußballerische Vorbild hattest du in deiner Jugendzeit...
Das waren in den 80er Jahren Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Fischer. Wobei es diese Fankultur wie heute, dass du über deine Idole alles weißt, damals nicht gab. Es gab kein Internet und auch kein Handy. Ab und zu durfte man sich mal den Kicker kaufen. (schmunzelt)


Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft....

Wenn im Jugendbereich ein 14-Jähriger bereits den vierten oder fünften Vereinwechsel hinter sich hat.


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Definitiv nicht. Ich habe dem Fußball viel zu verdanken und ich würde alles genau so wieder machen.


Lieblings-Rückennummer... Die Nummer 7, die ich aber leider im Seniorenbereich nie tragen durfte.
Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Das waren sicherlich die beiden Spiele in der Bayernligasaison 92/93 gegen den TSV 1860 München. Vor 10.000 Zuschauern zu spielen - unter anderem an einem Freitagabend unter Flutlicht im Grünwalder Stadion - gehört für einen Amateurfußballer sicherlich zu den Highlights. So etwas bleibt einfach unvergessen, auch wenn wir beide Spiele verloren haben und Roland "Magic" Kneißl damals in Passau das entscheidende Tor erzielt hat und ich als Sechser genau das verhindern sollte. Was ich auch nie vergessen werde, war ein internationales Turnier mit der U15-Bayernauswahl in Ungarn. Wir haben Deutschland vertreten und somit waren es offizielle Länderspiele gegen Ungarn, Frankreich und die damalige DDR. Wenn für deine Mannschaft die deutsche Nationalhymne gespielt wird, das ist einfach Gänsehaut pur!

Bester Trainer, den du hattest....
Einen "besten" Trainer gab es aus meiner Sicht nicht. Mein erster Trainer mit neun Jahren war mein Vater, dem ich viel zu verdanken habe. Danach hatte ich hervorragende Trainer, unter anderem Günter Krinner in Passau, Zweimal Josef Fischl (zwei mit demselben Namen), Fred Arbinger, Wolfgang Richling in Vilshofen sowie Jürgen Heun in Landau und jeder von ihnen hatte seine Stärken und Schwächen. Für meine spätere Trainerlaufbahn bei meinem Heimatverein in Walchsing konnte ich mir auf alle Fälle einiges abschauen.


Sinnloseste Regel im Fußball.... Die frühere Fußballregel, dass ein Anstoß nur nach vorne möglich ist. Zum Glück wurde das ja mittlerweile geändert.


Größte Enttäuschung deiner Karriere... Das waren die zwei schwersten Verletzungen in meiner Laufbahn. Im Jugendbereich bei meinem einzigen DFB-Lehrgang an der Sportschule Wedau in Duisburg unter dem späteren Bundestrainer Berti Vogts habe ich mir gleich in der ersten Einheit einen Muskelteilabriss im Oberschenkel zugezogen. Damit war die Zeit beim DFB für mich vorbei bevor sie begonnen hatte. Mit 27 Jahren habe ich mir in einem Pokalspiel beim FC Wallersdorf bei einem von mir absolut unnötig geführten Zweikampf das hintere Kreuzband gerissen.
Lieblings-Fußballschuh...
World Cup (Hauptsache aus Leder)


Wo hast du auswärts nie gerne gespielt.... Im Frühjahr auf Sandplätzen zu spielen war ein echter Graus.



Zur Person:
Helmut Höfler verbrachte seine Schüler- und Jugendzeit bei seinem Heimatverein RSV Walchsing, ehe er 1984 mit 16 Jahren zum FC Vilshofen in die A-Jugend-Bayernliga wechselte. Beim damaligen Landesligisten machte der Mittelfeldakteur auch im Herrenbereich auf sich aufmerksam und wagte 1992 dann den Sprung zum 1. FC Passau, der damals in der drittklassigen Bayernliga um Punkte und Tore kämpfte. Nach zwei Jahren mit vielen Höhepunkten bei den Dreiflüssestädtern zog Höfler weiter zum Landesligisten SV Landau.
1998 kehrte er schließlich zum RSV Walchsing zurück, den er 2002 als Spielertrainer zur Meisterschaft in der Bezirksliga Ost und damit in die Bezirksoberliga führte - bis heute der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Später brachte sich Höfler bei seinem Heimatverein auch als Übungsleiter im Jugendbereich ein. Von 2014 bis 2016 fungierte er als Co-Trainer der beiden Seniorenmannschaften, die er von Oktober 2016 bis zum Saisonende in der Kreisliga Passau auch alleinverantwortlich betreute.
Beim RSV Walchsing fungierte Höfler nochmals von Oktober 2016 bis Mai 2017 als Chefanweiser.
Beim RSV Walchsing fungierte Höfler nochmals von Oktober 2016 bis Mai 2017 als Chefanweiser. – Foto: Karl-Heinz Hönl
Aufrufe: 015.5.2020, 13:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor