2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche

Plötzlich im Schwitzkasten

NACHSPIEL Schiedsrichter nach Partie der Frauen-Landesliga in Bretzenheim erst als Schlichter und dann im Krankenhaus

BRETZENHEIM. Zu einem sehr unschönen Nachspiel kam es im Anschluss an ein Fußballduell der Frauen-Landesliga Rheinhessen. Nach Abpfiff der Partie FSV Bretzenheim (Kreis Bad Kreuznach) gegen die SG Leiselheim/Westhofen (Kreis Alzey-Worms) gerieten zunächst Zuschauer, Spielerin und Trainer des Heimvereins aneinander. Eine zentrale Rolle spielte aber plötzlich auch noch Schiedsrichter Aydogan Zengin. Das bestätigen mehrere Augenzeugen unabhängig voneinander. Bis dahin noch nicht allzu ungewöhnlich. Aber: Die Auseinandersetzung rief Polizei und Krankenwagen auf den Plan.

Samstagabend, Sportplatz Bretzenheim: Die SG Leiselheim/Westhofen führt in der Partie der Frauen-Landesliga Rheinhessen kurz vor Schluss verdient 1:0. Am Spielfeldrand seien FSV-Trainer Markus Eitzenberger und Eltern einer Bretzenheimer Spielerin zunächst verbal, später auch handgreiflich aneinandergeraten, so schildern Beobachter bis dahin übereinstimmend. Die Auseinandersetzung eskaliert nach Abpfiff der Partie, die die Gäste letztlich mit 2:0 gewonnen hatten.

Unterschiedliche Wahrnehmung

„Was danach passierte, war einfach sehr dumm gelaufen“, fasst FSV-Coach Markus Eitzenberger das Geschehene aus seiner Sicht zusammen und erklärt: Die Diskussion mit dem Vater einer Spielerin sei derart ausgeartet, dass das Elternteil ihn sogar mit dem Schirm bedrohte. „Mit dem Schiedsrichter hatte das bis dahin überhaupt nichts zu tun, der hat eine Top-Leistung gezeigt.“

Referee Aydogan Zengin (Karadeniz Kreuznach), der sich ebenfalls schon auf den Weg in Kabine machen wollte, hatte aber umgedreht und wollte schlichten. Plötzlich hätten sich Eitzenberger und der Unparteiische im Clinch befunden – der Trainer schließlich im Schwitzkasten, wie er sagt. Beim Befreiungsversuch Eitzenbergers seien beide hingefallen und hätten sich leichte Schürfwunden zugezogen. So weit die Schilderung aus Trainersicht.

Mit der Wahrnehmung des Schiedsrichters hatte dies von da an nicht mehr viel gemein. „Wir waren nach Abpfiff noch auf dem Platz, da hörte ich hinter mir lautes Rufen eines Mädchens. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie der Trainer gegen das Mädchen ging. Und das geht natürlich gar nicht“, so der 31-Jährige. Er sei dazwischengegangen und plötzlich sei er im Schwitzkasten des Trainers gewesen. „Wir sind dann auf den Weg am Platz gefallen, dabei habe ich mich an Arm, Bein und am Rücken verletzt. Ich war bis 23.30 Uhr im Krankenhaus und werde nächste Woche wohl nicht arbeiten gehen können.“

Zengin ist noch am folgenden Tag entsetzt: „Ich mache 25 Jahre Sport, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich überlege, ob ich überhaupt noch als Schiedsrichter pfeifen soll.“ Unabhängig davon, wie der Fall vor dem Sportgericht weitergeht, werde er seinen Anwalt einschalten und Anzeige erstatten.

Polizei vor Ort, Referee im Krankenhaus

Nachdem das Gerangel sich einigermaßen beruhigt hatte, informierte der Unparteiische Polizei und Krankenwagen. Markus Eitzenberger, B-Schein-Inhaber und seit vielen Jahren an der Linie tätig, hätte nach eigener Aussage anschließend gerne noch einmal das Gespräch mit dem Schiedsrichter geführt. Dazu kam es aber nicht mehr.

Bei allen Widersprüchen: Dass Handgreiflichkeiten nicht zum Fußball gehören, darüber sind sich mit etwas Abstand alle Parteien einig. Auch dem FSV Bretzenheim tut das Geschehene leid. „Wir können uns nur in aller Form entschuldigen, dass so etwas auf unserem Sportplatz passiert ist“, sagt Beisitzer Fred Neumann vom FSV-Vorstand, der seit Jahren Verein und Frauen-Fußball in der Region sehr verbunden ist.

Passiert ist passiert. Jetzt geht der Fall seinen Weg – beim Fußballverband, wo das Sportgericht tätig wird, und wohl auch über eine zivile Klage. Ein weiteres Nachspiel also, erneut nach Abpfiff und wieder abseits des Fußballplatzes.



Aufrufe: 01.10.2017, 13:10 Uhr
Mario LugeAutor