2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview
Eigentlich auf der Sonnenseite mit dem VfB Krieschow: Trainer Holger Fandrich. Foto: Steffen Beyer
Eigentlich auf der Sonnenseite mit dem VfB Krieschow: Trainer Holger Fandrich. Foto: Steffen Beyer

Planen Sie den Durchmarsch, Herr Fandrich?

Vor dem Rückrunden-Start spricht Krieschows Trainer über die kurz- und mittelfristigen Ziele des VfB

Für Landesliga-Aufsteiger VfB Krieschow beginnt die Rückrunde am Samstag mit dem Nachholspiel in Eisenhüttenstadt (14 Uhr) schon eine Woche früher. Trainer Holger Fandrich stellte sich vorab den Fragen von FuPa Brandenburg.

Herr Fandrich, wissen Sie, was Otto Rehhagel, Ralf Rangnick und Norbert Meier verbindet?
Haben die vielleicht alle mal die gleiche Mannschaft trainiert?

Nicht ganz. Aber es sind Trainer, die mit ihren Mannschaften schon so etwas wie einen Durchmarsch geschafft haben. Nun sieht es bei Ihnen ja auch nicht schlecht aus: Als Aufsteiger stehen Sie zur Halbserie auf Platz vier und haben in der Winterpause mit Marcus Dörry einen Oberliga erprobten Spieler dazugeholt. Plant der VfB Krieschow also den Durchmarsch?
Planen tun wir das auf keinen Fall. Unser Ziel, unter die ersten Sechs zu kommen, steht nach wie vor. Natürlich wollen wir gerade mit dem Eisenhüttenstadt-Spiel oben dran bleiben. Aber wir haben absolut keinen Druck. Wenn wir am Ende Vierter werden, ist das auch ein großer Erfolg für einen Aufsteiger.

Aber mittelfristig sollte das "Projekt Krieschow" doch schon in die Brandenburg-Liga münden oder?
Wir haben zwar auch ein paar Spieler dabei, die über 30 sind und vielleicht nicht mehr in der Verbandsliga spielen müssen. Aber wenn es uns und unseren Sponsoren gelingt, den Kader in den nächsten Jahren beisammenzuhalten und noch mit dem einen oder anderen Spieler zu verstärken, ist das realistisch. Ich hätte die Mannschaft auch nicht übernommen, wenn der Verein keine Ziele hätte. Akteure wie Missbach oder Richter kommen nicht zweimal in der Woche aus Berlin und Oranienburg zum Training, weil sie Siebter oder Achter werden wollen.

Hat es außer der Verpflichtung von Dörry weitere Veränderungen im Kader gegeben?
Willi Lowitz und Marco Noack haben studienbedingt in Dresden zu tun und kommen nicht mehr auf die nötigen Trainingseinheiten, sodass es für sie im Grunde aussichtslos ist, zu spielen. Aber sie gehören dem Verein noch an.

Wenn man sich die Arbeitsnachweise ihrer Mannschaft mal nur in Zahlen ansieht, fällt auf, dass sie sehr wenige Gegentore bekommt. In der Landesklasse stellte Krieschow die beste Defensive (17) und auch eine Liga höher hat Ihr Team vorerst die wenigsten Tore kassiert (10), obwohl Sie bewusst auf eine feste Nummer eins im Tor verzichten. Wie oft steht Herr Fandrich denn vor seinen Schützlingen und impft ihnen das Credo ein, mit der Defensive gewinne man Titel?
Eigentlich bin ich ein Trainertyp, der eher auf das Spiel nach vorne Wert legt. Das habe ich im Nachwuchsbereich von Energie Cottbus praktiziert und auch meinen eigenen Sohn zum Offensivspieler erzogen. Aber wenn man eine gewisse Ordnung im Spiel hält und gute Akteure wie Lieschka, Schreck oder Pehla im Defensivbereich hat, spielt man halt ab und zu auch mal zu Null.

In den Testspielen hat der VfB Krieschow unter anderem gegen die U 23 von Energie Cottbus verloren (3:4), Siege gegen die Kreisligisten Lausitz Forst (5:0) und Kahren (5:1) eingefahren und nicht zuletzt erfolgreich gegen den sächsischen Verbandsliga-Anwärter Bad Muskau getestet (4:1). Testen Sie in der Vorbereitung lieber gegen schwächere Gegner, gegen die man ein paar Muster durchspielen kann? Oder bespielen Sie doch lieber richtige Gradmesser?
Man sieht es auch in der Bundesliga, dass man zunächst mit leichteren Gegnern anfängt, um die Intensität dann von Spiel zu Spiel zu steigern. Ähnlich versuchen wir es auch.

Zum Abschluss sollen Sie nicht den profunden Helden spielen und rausposaunen, wie Energie Cottbus noch zu retten wäre. Aber es interessiert uns schon, ob ein ehemaliger Akteur wie Sie noch an den Klassenerhalt glaubt?
Man soll nie nie sagen, aber es ist kaum noch machbar. Besonders schade finde ich die Entwicklung. "Pele" Wollitz hat vor drei, vier Jahren junge Spieler wie Miatke, Bittencourt oder Fandrich gefördert und ist Neunter geworden. Dann hat man wieder angefangen, ältere Spieler zu holen. Und wo sind wir heute? Mit der Sportschule hat man seit 20 Jahren mit die besten Bedingungen und einfach zu wenig daraus gemacht. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder hast du Geld wie RB Leipzig oder du machst einen anständigen Familienbetrieb, mit Funktionären und Spielern, die aus der Region kommen und sich miteinander identifizieren. Doch davon hat Energie zu wenig.

Mit Holger Fandrich sprach Steven Wiesner

Aufrufe: 021.2.2014, 10:01 Uhr
LR-Online.de/Steven WiesnerAutor