2024-04-30T13:48:59.170Z

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Sportlich lief es für Patrick Weihrauch bei Dynamo Dresden gut – bis zu seiner Verletzung.
Sportlich lief es für Patrick Weihrauch bei Dynamo Dresden gut – bis zu seiner Verletzung. – Foto: Stefan Kuttner

Patrick Weihrauch: Olchinger ist mit Dresden auf Zweitliga-Kurs

Verletzung wirft Stürmer nach hinteb

Patrick Weihrauch befindet sich aktuell mit Dynamo Dresden im Aufstiegskampf der 3. Liga. Eine Verletzung wirft den Olchinger nun zurück.

Olching/Dresden – Eigentlich müsste Patrick Weihrauch glücklich sein. Knapp ein halbes Jahr kickt der Olchinger Fußballprofi bei Dynamo Dresden, schon steht der Kultverein an der Tabellenspitze der 3. Bundesliga. Doch nun hat Weihrauch, der am 3. März 27 Jahre alt wird, eine Verletzung samt Operation aus der Erfolgsspur geworfen. Wenn er Glück hat, ist er aber im Frühsommer gerade rechtzeitig zum Aufstiegsfinale wieder fit.

Trainiert von seinem Vater im F-Junioren-Team, hatte Patrick Weihrauch beim Sportclub in seiner Olchinger Heimatstadt mit dem Fußballspielen begonnen. Es folgte eine Zwischenstation beim SC Fürstenfeldbruck. Noch gern blickt der offensive Mittelfeldspieler mit einem aktuellen Marktwert von 400 000 Euro auf seine Anfangszeiten zurück: „Schöne Erinnerungen“ habe er an die von Roberto Fontana geleiteten Trainingseinheiten im Klosterstadion. Mit den Olchinger Zwillingen Stefan und Peter Held hat Weihrauch noch immer Kontakt. In Bruck spielte er gemeinsam mit dem jetzt in Thailand als Profi kickenden Alexander Sieghart.

Weihrauch: Erst ein Löwe, dann ein Roter

Doch die Talentspäher aus München hatten schon ein Auge auf ihn geworfen. Erst die Blauen, dann die Roten: Von den Löwen ging’s zu den Bayern – ein Weg, den nicht jeder im hitzig umkämpften Münchner Fan-Lager wagt. Aber schon als Jugendlicher stand Weihrauch eher über den Dingen. Noch heute sagt er: „Ich freue mich über jeden Erfolg einer bayerischen Mannschaft.“ Als Kind sei er zwar ein „brutaler Bayern-Anhänger“ gewesen und habe stolz das Fan-Trikot von Mehmet Scholl getragen. Doch spätestens, seitdem das Profi-Dasein zum Alltag wurde und er mit den einstigen Idolen gemeinsam auf dem Platz steht (Scholl wurde später Weihrauchs Trainer), betrachtet er die Sache nüchterner. Nicht nur die Bayern, vor allem die spielerische Fußballkunst seiner Kollegen aus Leverkusen, Mönchengladbach und Leipzig begeistern ihn Woche für Woche.

Mit bald 27 Jahren im besten Fußballer-Alter hat Weihrauch den Traum von der 1. Bundesliga noch längst nicht abgehakt. Auch für die Nationalmannschaft war eigentlich schon ein Ticket reserviert, nachdem er in fast allen Junioren-Jahrgängen das Trikot mit dem Adler auf der Brust getragen hatte. Erlebnisse, die ihm keiner mehr nehmen kann. „Ich weiß, was Länderspiele bedeuten und wie es sich anfühlt, wenn die Nationalhymne erklingt und ich sie mitsingen darf.“

Weihrauch: Verletzung verhindert große Karriere

Hätte ihn nicht bereits vor mehr als einem Jahr eine Verletzung aus der Bahn geworfen, wäre Patrick Weihrauch jetzt in der 1. Bundesliga möglicherweise auch wieder im Fokus von Jogi Löw. Zu dieser Zeit stand der Olchinger nämlich noch in Zweitliga-Diensten von Arminia Bielefeld und gehörte damit zumindest auf dem Papier zu den Aufstiegshelden von Trainer Uwe Neuhaus. Doch nach dem längeren Verletzungsausfall „war es schwer, wieder ins Team reinzukommen“. Außerdem lief just zu dieser Zeit sein Vertrag in Bielefeld aus. Weihrauchs Berater, die in Amsterdam ansässige SEG-Agentur, vermittelten daraufhin den Kontakt zu Dynamo Dresden, wo nach dem Zweitliga-Abstieg Trainer Markus Kauczinski mit der sofortigen Rückkehr in die zweithöchste deutsche Spielklasse beauftragt wurde.

Das Ziel ist im Visier, nach Weihrauchs Einschätzung „sieht es super aus“. Obwohl es „brutal eng“ ist in der 3. Liga, hat der 26-Jährige eine klare Vorstellung: „Ich rechne mit dem Aufstieg.“ Nachdem sein Vertrag mit Dynamo bis Juni 2022 läuft, wird er es wohl auch weiterhin mit dem Trainer zu tun haben, „der zwischenmenschlich einfach super ist“. So beschreibt Weihrauch die Eigenschaften des Ex-Karlsruhers Markus Kauczinski, „mit dem ich mich richtig gut verstehe“. Was den Olchinger besonders imponiert: „Er spricht alles klar an.“

Weihrauch: OP für den Aufstieg

Doch nun hört Weihrauch seinen Trainer meist nur noch aus der Ferne. Nach Problemen am Sprunggelenk war die bereits in München erfolgte Operation laut Dynamo-Geschäftsführer Ralf Becker „alternativlos, damit die Beschwerden nachhaltig gelöst werden können“. Bei dem Eingriff wurden dem offensiven Mittelfeldspieler freie Gelenkkörper entfernt und eine Verletzung am Innenband im rechten Sprunggelenk operativ versorgt. Nach einer Phase der Niedergeschlagenheit äußert sich Weihrauch, der bei seinen bislang 18 Dynamo-Einsätzen an acht Toren beteiligt war, mittlerweile wieder kämpferisch: „Ich konzentriere mich jetzt voll auf meine Reha, um in ein paar Monaten stärker zurückzukommen.“

Mit Freundin Stefanie und Hund Mia lebt er mitten im Zentrum von Dresden („Wenn ich aus der Haustür trete, stehe ich vor dem Zwinger“). Besuch von den Eltern und der Familie bekommt er in Corona-Zeiten nur selten. Rar sind in den über ganz Deutschland verteilten Drittliga-Stadien auch Begegnungen mit Fußballern aus dem Landkreis. Ohnehin kommt in dieser Saison nur einer in Frage: Auf den ebenfalls aus Olching stammenden „Löwen“-Routinier Phillipp Steinhart, trifft Dresden zwar bereits am 20. März. Doch bis dahin ist Weihrauch noch nicht fit und wird die 470 Kilometer lange Busfahrt in die Heimat höchstens als mitreisender Zuschauer antreten.

Auch ein Besuch des Vereins, bei dem seine Karriere begann, wird so schnell kaum möglich sein. Zwar sagt Weihrauch: „Wenn ich mal in Olching bin und der Sportclub ein Heimspiel hat, schaue ich mir das auch an.“ Doch in der Landesliga ist aktuell noch völlig unklar, wann die Saison fortgesetzt wird. Während die Oberbayern um den Klassenerhalt kämpfen, hat der Wahl-Sachse ohnehin ganz andere Ambitionen: „Ich rechne mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga.“

(Peter Loder)

Aufrufe: 018.2.2021, 10:11 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Peter LoderAutor