2024-06-14T14:12:32.331Z

Querpass
Kann im Hinterhrund dirigieren, aber auch vorangehen: Wittlichs Spielführer Daniel Mehrfeld.
Kann im Hinterhrund dirigieren, aber auch vorangehen: Wittlichs Spielführer Daniel Mehrfeld. – Foto: Hans Krämer

Originelle Ideen halten Wittlicher in Schuss

Kapitäne der Bezirksliga im Gespräch: Daniel Mehrfeld lobt kreative Ideen des Trainers, und Schillingens Spielführer Jan Bernheine setzt auf jede Menge Fußballhunger nach der Corona-Pause.

Bei Daniel Mehrfeld, dem 28-jährigen Stürmer der Spielgemeinschaft Wittlich/Lüxem/Neuerburg, löst die Entscheidung über den abrupten Saisonabbruch in der Bezirksliga gemischte Gefühle aus. „Genau genommen, wurden wir als Tabellenzweiter mit nur vier Punkten Rückstand auf den FC Bitburg einer Aufstiegschance beraubt. Es war vielleicht richtig, die Saison pandemiebedingt abzubrechen, doch man hätte die Runde komplett annullieren sollen, also kein Aufsteiger und kein Absteiger. Bei der Wertung der Tabelle und der Leistungen sehe ich uns etwas unfair behandelt. Man hätte eine Lösung finden können, die möglichst niemanden benachteiligt.“

Man habe in der Runde bis zum Abbruch nur eine Niederlage kassiert, dazu gab es ein paar Remis. „Wir haben eine ziemlich straffe Saison gespielt und uns gut reingehangen. Die Mannschaft hat sich prächtig weiterentwickelt und gut gearbeitet“, fühlt sich Mehrfeld in der Rolle des „unglücklichen Zweiten“ ziemlich unwohl.

Mit Emre Yildiz, der vom Stadtrivalen Rot-Weiß zu den Vereinigten wechselte und Niklas Lempges (A-Jugend Schweich) sowie Ridvan Osta (eigene Jugend) hat man personell zugelegt. „Wir haben als erstes Team in der Liga wieder das Training aufgenommen und uns ein Konzept überlegt, wie man unter Beachtung der Hygieneregeln ein kontaktloses Fitnessprogramm durchziehen kann“, attestiert Mehrfeld, der in seiner Laufbahn als Spieler des FSV Salmrohr schon einige Jahre lang Oberligaluft schnuppern konnte, der Mannschaftsführung und dem Trainerteam um Coach Christoph Krähling gute Arbeit und originelle Ideen, um die Spieler bei der Stange zu halten. „Es war schon eine Erleichterung, die Jungs wieder auf dem Trainingsgelände zu sehen. Jetzt gönnen wir uns allerdings eine Sommerpause“. Danach hofft Mehrfeld, dass sich die Einschränkungen weiter gelockert haben: „Vielleicht ist ein Spielbetrieb wieder ab September möglich. Sonst müssen wir auf die Zähne beißen und bis zum nächsten Jahr warten, bevor es wieder losgeht. Das würde aber einen strammen Einschnitt bedeute. Wir müssen uns sicherlich erst herantasten, man kann nicht direkt so weitermachen wie bisher. Wir brauchen Zeit, um wieder zur Normalität zurückzufinden“

Mehrfeld glaubt, dass zunächst Spielniveau und Qualität unter dem Spätstart leiden werden, zudem gilt es, den Kraftakt in einer dann aufgeblähten Liga mit voraussichtlich 19 Mannschaften zu bewältigen. „Zuerst muss die Gesundheit gewährleistet sein. Ich habe aber große Bedenken, dass dies kurzfristig erfolgen kann“, so der Wittlicher Kapitän. Umso mehr freue man sich auch in Wittlich, wenn „es endlich wieder losgeht“.

Bernheine: "Whatsapp ist ein Segen"

Aus heiterem Himmel wurde auch im Schillinger Hochwald die Fußballwelt aus den Angeln gehoben. Gerade wegen des entgangenen Saisonabschlusses gegen die Gäste aus Ralingen bedauert Schillingens 24-jähriger Kapitän Jan Bernheine das: „Wir sind mit der SG Sauertal schon seit gemeinsamen A-Liga-Zeiten befreundet und haben diese Verbindung mit einem Grillabend gepflegt. Der fällt jetzt leider flach“, bedauert er das traditionelle „Grillen und chillen“. Mit der getroffenen Abbruchentscheidung geht er aber d’accord: „Ich bin mit der Entscheidung des Verbandes absolut einverstanden. Bitburg hat eine überragende Saison gespielt und hätte es auch so geschafft“.

Ein flaues Gefühl hegt der TuS-Abwehrspieler aber gegenüber der anstehenden Mammutsaison: „Es gibt keine Absteiger, nur Aufsteiger. Ich hoffe, dass wir vom Verletzungspech verschont bleiben, um das anstrengende Programm bewältigen zu können.“ Rückblickend auf die abgebrochene Runde spricht Bernheine von einer ordentlichen Saison seiner Elf. „Wir waren zuletzt im Aufwind und haben uns in der Tabelle hochgekämpft.“ Der sichere Klassenerhalt war auch das Abschiedsgeschenk der TuS-Truppe an ihren scheidenden Trainer Gerd Morgen, der im Sommer ins Ruwertal wechselt. „Wir wollten ihn am letzten Spieltag gebührend verabschieden. Nun lassen wir das Ganze mit einem Abschlusstraining am kommenden Freitag ausklingen.“

Mit Sascha Freytag steht bereits der neue Trainer fest, zudem vermelden die Hochwälder mit Eigengewächs Elias Hansjosten (A-Jugend Schweich) und Leon Götten (JSG Hochwald/Kell) zwei eigene Jungspunde. Training und persönliche Fitness liegen derzeit in der Eigenverantwortung der Spieler. „Whatsapp ist dabei ein Segen. Auf diese Art kann man den Kontakt aufrechterhalten. Wir haben bisher zehn Einheiten gemacht, allerdings auf freiwilliger Basis.“ Wie es geregelt weitergehen wird, darüber kann Jan Bernheine nur spekulieren: „Ich hoffe so früh wie möglich auf eine Rückkehr ins Mannschaftstraining. Das Ganze ist für uns Kicker eine Qual. Der Fußball fehlt uns sehr und ich hoffe, dass wir noch in diesem Jahr wieder loslegen können.“

Die zeitliche Verzögerung ist für Bernheine aber kein Grund, schwarz in die Zukunft zu schauen: „Es wird oft gesagt, dass sich die Zuschauer nach der Pandemie vom Fußball abwenden. Ich glaube, das Gegenteil wird der Fall sein. Man wird sehen, was Sport und Freundschaften wert sind und was der Fußball für den Zusammenhalt gerade für junge Leute bedeutet. Ich glaube eher an positive Effekte, dass sich die Leute wieder nach dem Fußball sehnen, gleich ob als Aktive oder Zuschauer. Alle sagen ‚er fehlt uns’. Deshalb ist mir nicht bange, dass der Fußball auch künftig ein fester Bestandteil unserer Freizeit- und Sportkultur ist.“

Aufrufe: 017.6.2020, 11:31 Uhr
Josef WeirichAutor