2024-06-04T08:56:08.599Z

Allgemeines
Zwei Aufstiege und zwei Rücktritte stehen in der Vita von Oliver Aigner.
Zwei Aufstiege und zwei Rücktritte stehen in der Vita von Oliver Aigner. – Foto: Helmut Weiderer

Oliver Aigner: Der Mann, der das Unmögliche möglich machte

Trainer, die man kennt (29): Der Polizist führte den SV Perlesreut zurück auf Bezirksebene und stieg auch mit der DJK-SV St. Oswald in die Kreisliga auf, beendete seine Amtszeiten beim SV Grainet und dem TSV Ringelai jedoch vorzeitig

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 29. Teil: Oliver Aigner (47), der in seiner aktiven Zeit unter anderem beim TV Freyung, dem TSV Mauth und dem SV Perlesreut kickte und Letzteren 2017 trotz vieler Unkenrufe auf die Bezirksbühne zurückbrachte.
Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Die Saison 2016/17 mit dem SV Perlesreut. Nach der Vorrunde war es eigentlich nicht mehr möglich aufzusteigen. Aber mit einer unglaublichen Willensleistung und einer super Stimmung im ganzen Verein haben wir es geschafft, das Unmögliche möglich zu machen.


Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Markus Lichtenauer vom SV Perlesreut. Wille, Ehrgeiz und Bescheidenheit in Person und noch dazu ein ganz toller Typ. Als Fußballer hat er aus seinen "begrenzten" Mitteln alles rausgeholt. Als Torwart hat Patrick Billinger unglaubliche Dinge gemacht und war auch als Feldspieler jederzeit bezirksligatauglich. Leider war er ein bisschen zu klein, um noch höher zu spielen. Bayernliga wäre von seinem Können trotzdem möglich gewesen. Er konnte nach dem Aufstieg seinen Fähigkeiten als Partybiest freien Lauf lassen. (schmunzelt)


Bei welchem Verein hattest Du deine schönste Zeit?
Beim SV Perlesreut. Mit meinem Co-Trainer Jürgen Fuchs und der Mannschaft sind wir mit dem Ziel Aufstieg angetreten. Dafür wurden wir auch in den eigenen Reihen belächelt und nach der ersten Saison sahen sich viele bestätigt. Aber wir haben das Ziel nie aufgegeben und haben es wie oben geschildert geschafft.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Menschlich waren Andreas Riedl vom TSV Ringelai und Jürgen Sterr beim SV Perlesreut absolute Granaten. Die Zeit in Perlesreut als Jürgen Sterr aufgehört hat und Jürgen Fuchs und ich die sportliche Leitung mitgemacht haben, war vom Ertrag her die erfolgreichste.


Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?

Menschlich Hans-Peter Philipp zu meiner ersten Zeit als Spieler beim TV Freyung, fachlich Xaver Hartl beim TSV Mauth und von der Einstellung zum Fußball Franz Hackl beim SV Perlesreut.


Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Den Rücktritt beim SV Grainet Ende 2011 würde ich so nicht mehr machen. Aber ich habe mich da zu sehr von Strömungen von außerhalb treiben lassen, obwohl die Mannschaft noch hinter mir stand (denke ich zumindest). Eine eigentlich schöne Zeit bei einem tollen Verein hätte so nicht enden sollen.


Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Das letzte Spiel der Saison 2016/17 mit dem SVP gegen den SV Grainet. Uns reichte ein Unentschieden zum Erreichen des Aufstiegsrelegationsplatzes. Die Stimmung war riesig, unter anderem auch weil die Graineter Fans geschlossen nach Perlesreut einzogen. Das war echt Gänsehaut und nach dem Aufwärmen waren auf einmal knapp 900 Zuschauer auf dem Gelände. Für uns war das die Geburtsstunde der gelben Wand, die uns durch die Relegation zum Aufstieg getragen hat. Das Spiel endete 0:0 und anschließend sind wir mit zwei Siegen in der Relegation in die Bezirksliga aufgestiegen.
Mit dem SV Perlesreut feierte Aigner 2017 über die Relegation den Aufstieg in die Bezirksliga.
Mit dem SV Perlesreut feierte Aigner 2017 über die Relegation den Aufstieg in die Bezirksliga. – Foto: Karl-Heinz Hönl

Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Das würde ich so nicht sagen, aber auf alle Fälle ist es jetzt anders. Alles hat in seiner Zeit Vor- und Nachteile.


Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?

Ich habe versucht, kameradschaftlich-autoritär zu führen. Sicher gab es immer Spieler, die besser oder weniger gut mit meiner Art klar kamen. Ich habe aber immer probiert, allen die gleiche Wertschätzung und Gleichbehandlung entgegen zu bringen. Am Spielfeldrand habe ich immer alles gegeben, um jeden Einzelnen anzutreiben und gegen alles und jeden zu schützen.


Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme?

Wenn ein Spieler kategorisch alles ablehnt, aber sich selbst nicht hinterfragt.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?

Christian Streich vom SC Freiburg finde ich klasse.


Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Eine gewisse Zeit beim TSV Ringelai war sehr schwierig. Aber auch diese beiderseitigen Missverständnisse wurden ausgeräumt und es war alles in allem eine schöne Zeit.


Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Ich persönlich halte nicht viel davon, weil ich selbst erleben durfte, wie schwierig so ein Amt auch in reiferem Alter ist. Ich finde hier sollten sportliche Leistung, Erfahrung und Alter zusammenpassen.



Zur Person:
Oliver Aigner trat im Sommer 2008 seine erste Station als Spielertrainer beim DJK-SV St. Oswald an, den er auf Anhieb zur Meisterschaft in der Kreisklasse Mittlerer Wald führte. Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt in der Kreisliga zog der Polizist weiter zum Bezirksligisten SV Grainet, bei dem er allerdings im Oktober 2011 nach nur knapp eineinhalb Jahren vorzeitig seinen Hut nahm. Zur Saison 2012/13 übernahm der in Freyung lebende Blondschopf dann den Kreisligisten TSV Ringelai, mit dem er über den Umweg Relegation den Ligaverbleib schaffte. In der darauffolgenden Spielzeit legten die Ringelaier dann einen hervorragenden Saisonstart hin, allerdings musste Aigner seinen Posten aus beruflichen Gründen im September 2013 auf Platz zwei liegend abgeben.


Nach einer Pause heuerte er schließlich im Sommer 2015 beim SV Perlesreut an, für den er schon als Spieler erfolgreich in der Bezirksoberliga aktiv war. Nach einem soliden fünften Platz im Premierenjahr folgte in der zweiten Saison dank einer herausragenden Rückrunde mit nur einer Niederlage die Vizemeisterschaft in der Kreisliga Bayerwald. Mit zwei Siegen über die Bezirksligisten TSV Regen (4:0) und den FC Fürstenzell (3:1) schaffte der ehemalige Landesligist den viel umjubelten Aufstieg. Ein Jahr später verabschiedete sich Aigner mit dem Klassenerhalt und hat seitdem keine Aufgabe als Trainer mehr angenommen.
Aufrufe: 06.7.2020, 14:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor