2024-04-30T13:48:59.170Z

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Frederik Schulz und Alexander Hack im Doppel-Interview.
Frederik Schulz und Alexander Hack im Doppel-Interview. – Foto: TuS Marienborn/Lukas Görlach (VRM)

"Ohne Zuschauer ist Amateurfußball nicht tragbar"

Gemeinsam zurück zum Heimspiel: 05-Profi Alexander Hack und sein Kumpel Frederik Schulz von TuS Marienborn im Doppel-Interview

Mainz. Beide lieben Fußball, beide sind gute Freunde - und doch sind sie sportlich in unterschiedlichen "Welten" unterwegs. Auf der einen Seite Alexander Hack, Profispieler bei Mainz 05, der gerade seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat. Auf der anderen Seite Frederik Schulz, Amateurspieler bei der TuS Marienborn. Beide befinden sich momentan in der Vorbereitung für die neue Saison. Besonders hoch ist die Vorfreude bei den Amateuren, schließlich war die coronabedingte Pause lang. Im Interview sprechen die beiden über ihre Freundschaft, Geisterspiele, besondere Heimspiel-Momente und Bier nach dem Spiel.

Hallo ihr beiden, sowohl Amateure als auch Profis starten derzeit mit der Vorbereitung. Wie lässt es sich an in den ersten Wochen?
Hack: Es ist schon intensiv, aber das ist normal nach der Sommerpause. Wir haben alle Ausdauertests schon hinter uns, hoffe ich zumindest.
Schulz: Wer unsere Trainer, Kayhan Cakici und Timm Belz kennt, weiß: Da wird nicht viel ohne Ball gelaufen. Gerade weil wir Ewigkeiten Pause hatten. Für die Fitness ist jeder ein Stück weit selbst verantwortlich. Leute wie ich brauchen in dieser Hinsicht aber nicht so viel zu machen, denn wir lösen vieles mit Auge.
Hack: Freddy ist der Mann für die Diagonalbälle! (lacht)

Alex, dein Kumpel Freddy durfte ein Jahr lang nicht kicken. Wie hat er sich denn gehalten in der Zwangspause?
Hack: Wie man sieht natürlich sehr gut. Eigentlich könnte er sein Spiel auch ganz anders aufziehen, nämlich als Ballverteiler egal auf welcher Position, deswegen mache ich mir da keine Sorgen. Er könnte sogar noch bei uns mitspielen.
Schulz: Danke, Alex! (lacht)

Freddy, wie hast du die lange Corona-Pause denn überbrückt?
Schulz: Mit Timm Belz, dem Trainer der zweiten Mannschaft, war ich am Anfang oft laufen. Dann habe ich es schleifen lassen. Ich bin aber ohnehin nicht bekannt dafür, viele Läufe zu machen.

Ihr seid beide Fußballer. Für Freddy ist es ein Hobby, für Alex sein Beruf. Freddy warst du neidisch, dass dein Kumpel weiterspielen durfte – und du zum Zuschauen am Fernseher verdammt warst?
Schulz: Also mir hat es ab der zweiten Woche in den Füßen gekribbelt. Es war auch schön, dass man sich viele Spiele angucken konnte. Aber Neid ist das falsche Wort. Während der Pandemie war auch Fußball nicht an erster Stelle. Da war es für Alex bestimmt auch nicht immer cool zu kicken, wenn man weiß, dass alle anderen daheim sind.

Alex, musstest du dich manchmal rechtfertigen vor deinen Kumpels aus dem Amateurbereich?
Hack: Rechtfertigen nicht. Ich glaube die meisten haben schon verstanden, wieso wir das durchgezogen haben. Im Endeffekt waren wir sehr dankbar, dass wir weitermachen durften. Ich hatte viel Kontakt mit Leuten im Amateurbereich, die zuhause waren. Wenn einem das Hobby geraubt wird, ist das schwierig.

Also atmest auch du auf, dass es weitergeht auf dem Fußballplatz?
Hack: Definitiv. Ich war auch schon in Marienborn bei Freddy zugucken. Allein auf dem Fußballplatz zu stehen, mal wieder unter Leuten sein, ab und zu mal einen dummen Kommentar abgeben, das ist einfach mal wieder ein schönes Gefühl.

Mit was für Kommentaren glänzt Alex dann immer?
Schulz: Die sind natürlich fachlich immer auf einem extrem hohen Niveau (lacht).
Hack: Lüg nicht! (lacht)
Schulz: Also er hat da schon einige Kreisliga-Floskeln, die er da raushaut. Das hat er schon drauf. Ich kann da jetzt nichts zitieren, aber es hört sich geübt an.

Wie oft schaust du bei Amateurspielen zu, Alex?
Hack: So oft wie möglich. Das ist der Fußball, wie man ihn liebt. Jeder hat mal so angefangen. Gerade wenn die Jungs Sonntagabend spielen ist es ganz entspannt, mal zugucken zu kommen. Auch meinen Jungs aus der Heimat schaue ich gerne zu. Für mich ist es schön, auch im Amateurbereich die Freude auf dem Platz zu sehen – viele verkennen, dass es auch da eine gewisse Qualität gibt. Wenn ich die Jungs in Marienborn anschaue, bin ich immer wieder überrascht, was für einen sauberen Ball die da spielen.

Freddy, könntest du dir überhaupt so etwas wie Geisterspiele im Amateurbereich vorstellen?
Schulz: Amateurfußball ist ohne Zuschauer nicht tragbar. Allein die Kosten, die für Schiedsrichter, Strom, oder Wasser anfallen, müssen ja irgendwie wieder reingeholt werden. Zudem sind wir als Amateurverein auch ein sozialer Treffpunkt für viele Leute. Daher war es schön zu sehen, dass alle Leute jetzt wieder da waren.

Alex ihr habt eine Saison Geisterspiele hinter euch. Gewöhnt man sich da irgendwann dran?
Hack: Das Schlimme ist: Ja. Aber man will sich nicht daran gewöhnen. All das Soziale, das Interaktive, das Mitreißende. Deswegen geht man auf den Fußballplatz, darum liebt man den Fußball so sehr. Das fehlt, ebenso wie das Fachsimpeln im Stadion und sich in den Armen zu liegen.
Schulz: Auch wir hatten ja unser halbes Geisterspiel gegen den FC Kaiserslautern. Die einzigen Zuschauer waren Jungs aus der Mannschaft, die als Ordner verkleidet den Platz gesichert haben. Es war niemand da, mit dem du das Ergebnis hättest teilen können.
Hack: Das Spiel habe ich auch gesehen. Unglaublich, wie sie in der ersten Halbzeit gegen den Drittligisten gespielt haben. Mit Fans wäre mit Sicherheit auch die zweite Halbzeit anders gelaufen. (Anmerkung der Redaktion: Marienborn hielt gegen den FCK in der ersten Halbzeit das 0:0, Endstand der Partie war 3:0)

Stichwort Fans: Die Bundesliga startet wieder mit Zuschauern. Wie sehr hast du dich über die Nachricht gefreut?
Hack: Ich freue mich tierisch darauf, dass wieder Leute ins Stadion kommen. Das gibt ein gutes Gefühl. Ich hoffe, das wird eine geile Atmosphäre. Am Anfang wird es sicher ungewohnt sein, dass man die eigene Stimme nicht mehr hört.

Freddy, an welchen besonderen Heimspiel-Moment erinnerst du dich?
Schulz: Zum einen sind die Momente vor den Spielen besonders. Wenn die zweite Mannschaft noch spielt und alle auf dem Sportplatz sind. Genauso wie nach dem Spiel: Da geht man erst mal zu den Zuschauern, meist hat einer von denen auch eine Kiste Bier dabei und dann trinken wir eins zusammen.
Hack: Also mit mir wurde noch nie ein Bier getrunken, das finde ich ein bisschen enttäuschend! (lacht)
Schulz: (lacht) Wir hatten nix Alkoholfreies da für den Vollprofi. Das nächste Mal kriegst du ein alkoholfreies Weizen, versprochen.

Alex, an welchen besonderen Heimspiel-Moment erinnerst du dich?
Hack: Einer der prägendsten Momente war in meiner ersten Profi-Saison, als wir in die Europa League gekommen sind. Da haben wir mit der Mannschaft und den Fans gefeiert, es gab den Abschied von Elkin Soto. Und generell in den Momenten, in denen du merkst, dass das ganze Stadion nach dem Spiel noch voll ist, weil man sich das ganze Spiel lang reingehauen hat. Dass dann mal was bei uns in der Kabine steht, passiert dann meist erst nach der Saison. Dann wird es aber exzessiv. (lacht)

Freddy, du bist 05-Fan. Wirst du demnächst guten Gewissens ins Stadion gehen?
Schulz: Ich freue mich, wieder ins Stadion zu gehen und emotional dabei zu sein. Ich habe das Glück doppelt geimpft zu sein, das gibt mir ein gutes Gefühl.

Alex, wie schwer war es für dich in deiner Profi-Blase, während der Pandemie in Kontakt mit deinen Kumpels zu bleiben?
Hack: Es war schwierig, soziale Kontakte zu pflegen. Meine Jungs aus der Heimat habe ich teilweise ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. Aber es war in dieser Situation für alle ein Stück weit Normalität, das mal ein bisschen zurückzuschrauben.

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Wie oft liegt dir der Freddy in den Ohren, dass du mal zu Marienborn wechselst?
Hack: Aus Marienborn kam eine Wechsel-Anfrage eher selten, sondern nur ob ich mal mittrainiere. (lacht) Dahinter steckt glaube ich eher die Ambition, es mal im Eins-gegen-Eins gegen den Profi zu versuchen.
Schulz: Ich glaube bei Alex macht es keinen Sinn, mal anzufragen. In der Kreisliga wird er seine Karriere wohl eher auf einem Sportplatz mit Blick auf die Berge ausklingen lassen. Sollte er es doch bei uns machen wollen, ist er natürlich herzlich willkommen. Aber er soll so lange wie möglich im Profibereich spielen, da gehört er auch hin.
Hack: Mir ist aufgefallen: Ich habe in Deutschland schon fast alle Ligen gespielt. Mir fehlt nur noch die 2. Bundesliga, die Bezirksliga und die Kreisliga.
Schulz: Also unsere Dritte spielt Kreisliga, die Zweite Bezirksliga…
Hack: Das wäre doch mal ein Ziel. Dann können wir zusammen auf der Sechs zaubern (lacht).

Viel Spaß beim Interview: Alexander Hack (links) und Frederik Schulz (rechts oben)
Viel Spaß beim Interview: Alexander Hack (links) und Frederik Schulz (rechts oben) – Foto: Screenshot: Philipp Durillo

Freddy, mit welchen Argumenten ködert man den Alex denn am besten?
Schulz: Auf jeden Fall mit einem familiären Umfeld, mit Leuten für die man nicht nur wegen dem Fußball auf den Sportplatz geht, sondern mit allem drumherum. Da mache ich mir keine Sorgen, dass ihm das nicht gefallen würde.
Hack: Ja, das könnte ich mir schon vorstellen. Im letzten Jahr nochmal mit Spaß zu kicken. Da muss man auch nicht immer spielen. Nur die Spiele, die Spaß machen. Oder wenn danach ein Fest geplant ist (lacht). Mal gucken, ob bis dahin meine Gelenke mitmachen. Ich würde schon gerne nochmal eines Tages mit meinen Kindern im Garten kicken. Aber wenn ich fit bin, werde ich definitiv in meinen letzten Jahren irgendwo einen Pass haben, wo ich das ein oder andere Spiel machen kann.

Zum Abschluss. Alex, was wünschst du Freddy und der TuS Marienborn für die neue Saison?
Hack: Viele Siegesbiere! Persönlich wünsche ich ihm viele sauber gespielte Diagos, dass er verletzungsfrei bleibt und viel Spaß hat – und natürlich mit der TuS erfolgreich ist.

Freddy, wie glaubst du, geht es mit den Nullfünfern und Alex weiter?
Schulz: Mich würde es freuen, wenn die Mainzer den Schwung aus der sensationellen Rückrunde mitnehmen. Im letzten halben Jahr hat der Verein eine krasse Veränderung seiner Identität durchgemacht, allen voran mit den Trainern Svensson und seinem Assistent Babak, den hier im Mainzer Amateurfußball wirklich jeder kennt. Alex wünsche ich, dass er gesund bleibt, Erfolg hat und den Spaß an seinem Job nicht verliert, dass er neben dem Fußball noch Zeit findet für andere schöne Dinge und er möglichst lange in Mainz bleiben kann.

Das Interview führte Philipp Durillo.

Übrigens: 05-Profi Alexander Hack war bei uns auch schon mal im FuPa-Podcast "Halbzeit Drei" zu Gast. Die Folge hört ihr hier.

Aufrufe: 011.7.2021, 11:00 Uhr
Philipp DurilloAutor