2024-05-15T11:26:56.817Z

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Ohne Kreuzbänder zurück zu alter Stärke

Metin Gök trainiert schon wieder mit dem Ball

Der Landesliga-Fußballer Metin Gök vom VfL Güldenstern Stade machte in der Saison 2019/20 nur die ersten drei Spiele. Dann förderte eine fußballtypische Verletzung eine fast unglaubliche Tatsache zutage: Metin Gök fehlen die Kreuzbänder im linken Knie.

Metin Gök war schon mit Kniebeschwerden in die vergangene Saison gegangen. "Leider habe ich das auch ausgereizt", sagt er heute. Drei Spiele konnte er noch absolvieren für den VfL Güldenstern Stade, schoss noch zwei Tore und gab eine Vorlage. Das Auswärtsspiel beim TuS Harsefeld am 25. August 2019 war dann sein vorerst letztes Spiel. Es ging nicht mehr.

Die MRT-Untersuchung in Altona bestätigte den Meniskusriss. Und brachte etwas zutage, was den Arzt im ersten Moment an seinen Augen zweifeln ließ. Metin Gök erinnert sich amüsiert: "Irgendwas stimmt hier nicht. Ich finde keine Kreuzbänder, ich glaube, ich brauche erst mal einen Kaffee", habe der Arzt zu ihm gesagt. Der Kaffee änderte nichts: Gök ist ohne Kreuzbänder im linken Bein zur Welt gekommen, und wusste nichts davon, spielte fast 20 Jahre nahezu unbeschwert Fußball. Der Meniskusriss war seine erste ernsthafte Verletzung.

Dr. Jörg Franke, Facharzt für Chirurgie am Elbe Klinikum Stade, sagt, dass so ein Fall eine Wahrscheinlichkeit von 1:100000 hat. In den 1960er Jahren wurde so ein Fall erstmals beschrieben. Und fehlende Kreuzbänder würden immer im Zusammenhang mit einer anderen Missstellung auftreten, häufig mit einem verkürzten Bein, so Franke. Genau dies war der Fall bei Gök. Ihm wurde als Kind das Bein verlängert. Dass ihm aber die Kreuzbänder fehlen, davon wusste er nichts. "Ich musste auch meine ganzen alten Unterlagen raussuchen", sagt Gök. Er scherzt, dass er nach der Diagnose erstmal bei seinem Zwillingsbruder Cetin nachgucken wollte, ob der vielleicht vier Kreuzbänder in einem Bein habe.

Mit der seltenen Diagnose wurde Gök an den Spezialisten Karl-Heinz Frosch von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf überwiesen. Zehn Monate musste Gök auf die Meniskus-Operation warten, bei der zwei Aushohlungen gemacht wurden, um später künstliche Kreuzbänder einsetzen zu können.

Gök machte Physiotherapie und begann, das Bein wieder zu belasten. Er läuft bis heute schmerzfrei, hatte auch schon wieder einen Ball am Fuß. Dr. Frosch hält deshalb die zweite, sehr aufwendige Operation, bei der die Kreuzbänder eingesetzt werden, für vorerst nicht mehr notwendig, sagt Gök. Dr. Franke sagt, dass er das in diesem Fall auch so entschieden hätte. Eine solche Operation sei nicht ganz einfach und kompliziert. Im Normalfall sei es zweifelhaft, ob künstliche Kreuzbänder eingesetzt werden müssten. Der Fall Gök zeige, wie schlau der menschliche Körper ist und was er alles kompensieren kann, sagt Dr. Franke. Die Bänder und Muskeln hätten das Knie stabilisiert. "Es ist erstaunlich, dass er das so hinbekommen hat", sagt Dr. Franke bezüglich der langen und erfolgreichen Fußballerlaufbahn von Gök.

Metin Gök begann beim TuS Jork mit dem Fußballspielen, sein Talent brachte ihn für vier Jahre zum JFV A/O/H. In der A-Jugend ging er zum VfL Güldenstern Stade. Im Herrenbereich entwickelte sich Gök vom launischen Stürmer zum übersichtigen und mannschaftdienlichen offensiven Mittelfeldspieler. Der VfL Güldenstern Stade hofft nach der langen Zeit auf "den Zugang und die Verstärkung Metin Gök", wie Teammanager Dirk Dammann unlängst sagte. "Ich bin angriffslustig", sagt Gök. Er relativiert aber, dass er nun schon noch vorsichtiger sei und den Umstand im Hinterkopf habe. Dr. Franke sagt, dass die fehlenden Kreuzbänder das Verletzungsrisiko natürlich erhöhen würden, man eigentlich auf bewusste Bewegungsabläufe achten müsste. Metin Gök weiß das und macht sich Mut: "Es ging ja vorher auch fast 20 Jahre gut."

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Aufrufe: 030.4.2021, 07:30 Uhr
Tageblatt / Von Jan BröhanAutor