2024-06-17T07:46:28.129Z

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Michal Nowak (links) und Szymon Pasko stehen in Kornburger Diensten. F: Zink
Michal Nowak (links) und Szymon Pasko stehen in Kornburger Diensten. F: Zink

Nowak und Pasko: Die Jungs vom Hallenturnier in Schlesien

Szymon Pasko und Michal Nowak waren einst Profis, inzwischen sind sie beim TSV Kornburg Nürnberger Amateurfußballer

Der Durchmarsch des TSV Kornburg in die Bayernliga kommt wieder ein Stück näher. Der Rückstand auf den Tabellenführer aus Neumarkt beträgt nach dem 1:1 (1:1) gegen Vach zwar schon fünf Punkte, in der Relegation könnte der Landesligist seine Leistung der vergangenen Jahre aber krönen. Auch dank Szymon Pasko und Michal Nowak.

Der Autor dieser Erfolgsgeschichte hört auf den Namen Achim Kokott. Der adrett gekleidete Mann, den man nicht unbedingt auf 65 Jahre schätzen würde, ist einer der stillen Helden dieses famosen Aufschwungs des TSV Kornburg. Als „Teammanager“ wird er auf der Vereins-Homepage geführt, in der vergangenen Saison stand er auch einmal 15 Spiele als Trainer an der Seitenlinie. Die Position des Managers aber, die begreift Achim Kokott so, wie es auch die großen Kollegen in der Bundesliga tun.
Er sucht Spieler für seinen Klub, nicht nur im Nürnberger Raum. Die beiden größten Erfolge, die ihm in all den Jahren auf dieser Position gelangen, tragen die Namen Szymon Pasko und Michal Nowak. Bei einem Hallenturnier, sagt Kokott, „habe ich die beiden in Schlesien mal spielen sehen“. Oberschlesien, das ist die Heimat von Achim Kokott, in Katowice hat er in den Siebzigerjahren einst selbst für den GKS gespielt.

„Es war eigentlich Zufall, dass ich sie entdeckt habe“, sagt er, ein Zufall, der bald zu einem großen Kapitel der Erfolgsgeschichte dieses Klubs am südlichen Stadtrand wurde. Denn Michal Nowak, der in Polens zweiter Liga spielte, war bei seinem GKS nicht mehr zufrieden. „Pech mit Verletzungen“, sagt er, die Zahlungsmoral des Vereins soll auch nicht immer gepasst haben. „Jeder Mensch muss schauen, dass er Geld verdient.“

Zu jedem Spiel mit dem Bus

Eben dieses Geld versprach ihm zwar kein deutscher Fußballklub, wohl aber Achim Kokott, der gerade nicht in Diensten des TSV Kornburg stand. Dieser besorgte ihm einen Job in einer Nürnberger Firma – und einen Kaderplatz beim SC Feucht. Dort traf Nowak in der Bezirksoberliga in 25 Spielen zwölfmal, in der Landesliga weitere neunmal. Doch wenig später kehrte er zurück nach Polen, der Liebe wegen, er hatte eine Frau kennengelernt.

Als die zweite Mannschaft des TSV Kornburg im Winter 2012/2013 in akuter Abstiegsgefahr ist, übernimmt Achim Kokott — und erinnert sich an seinen Schützling. Er holt ihn zurück nach Kornburg, Nowak aber wohnt zunächst weiter in Polen. „Ich bin dann ein halbes Jahr lang immer für die Spiele mit dem Bus von Polen aus nach Kornburg gefahren“, sagt Nowak. So, als sei das völlig normal.

Auch Szymon Pasko, gerade vertragsloser Profifußballer, verspricht Achim Kokott einen Job, er will den Abstieg aus der Kreisliga um jeden Preis verhindern. „Als ich Trainer wurde, waren wir Letzter mit sieben Punkten, dann haben wir den Klassenerhalt locker geschafft“, sagt er.

Pasko und Nowak, das deutet sich schon da an, harmonieren prächtig. Das Duo ist zu stark für die zweite Mannschaft, spielt fortan für die erste. In ihrem ersten Jahr Bezirksliga schießen sie zusammen 45 Tore, mit dem Aufstieg in die Landesliga wird es dennoch nichts. Im vergangenen Jahr aber, als Pasko 25 und Nowak 20 Tore schießen, steht am Ende der umjubelte Aufstieg in die Landesliga — mit Achim Kokott als Trainer.

Viele Verletzungen

Doch Michal Nowak holen seine Verletzungen ein, Kreuzband, Meniskus, seine Krankenakte ist lang. Allein vier Knie-Operationen hat er schon über sich ergehen lassen. In dieser Spielzeit konnte er deshalb erst sechs Spiele mitmachen, Kumpel Szymon Pasko hat in 22 Spielen aber schon wieder 22mal getroffen.

Es scheint, als würden beide in jeder Liga Tore schießen können. Täuscht der Eindruck? Michal Nowak grinst zuerst nur, „natürlich hat jeder Fußballer das Ziel, möglichst hoch zu spielen“. Ein absolutes Treuebekenntnis sieht anders aus, wenn jemand kommt, sagt er, „kann man da drüber nachdenken, aber ich habe Kornburg schon viel zu verdanken“.

Das hat auch Szymon Pasko, der sogar mit seiner Frau und seinem Kind nach Nürnberg gekommen ist. Hier, sagt Achim Kokott, „haben sie ein geordnetes Leben und ein sicheres Einkommen, das ist im polnischen Fußball nicht normal“. Das reicht scheinbar als Anreiz, ein bisschen Siegprämie ist beim TSV auch noch drin.

Wenn es so läuft, wie es sich alle Beteiligten in Kornburg ausmalen, werden Pasko und Nowak bald schon in der Bayernliga spielen. Ob der derzeitige Kader dafür reicht? Nein, findet Michal Nowak, „da brauchen wir schon noch ein paar Neue“. Auch Achim Kokott findet, dass beide zu oft „in der Luft hängen“, dass sie einfach zu wenige Bälle bekommen. Aber der Manager wird sicher dafür sorgen, dass seine Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird.

Aufrufe: 019.4.2016, 06:02 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor