2024-04-29T14:34:45.518Z

Vereinsnachrichten

Nick Mdoreuli: Noch immer droht die Ausweisung

Bestens integriert, kurz vor dem Abschluss der Berufsausbildung und obendrein verlobt. Für den Futsal-Spieler Nick Mdoreuli könnten jedoch alle Pläne und Hoffnungen zerplatzen, sollte er nach nun sieben Jahren womöglich doch aus Deutschland ausgewiesen werden.

Vor zwei Jahren (im April 2019) berichteten wir über die drohende Abschiebung des Bielefelder Futsal-Spielers Nick Mdoreuli. Ihm wurde letztlich der weitere Aufenthalt zugunsten seiner damals bereits begonnenen Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement gestattet. Jene Ausbildung endet allerdings in diesem Juli und an seiner ursprünglichen Situation hat sich nur wenig geändert. Das Abschiebeverfahren läuft, bis spätestens August (also kurz nach seiner Abschlussprüfung) soll er das Land verlassen. FuPa Ostwestfalen sprach mit Mdoreuli über die vergangenen zwei Jahre und seine Pläne für die Zukunft.

"Der psychische Druck ist enorm" bringt es Nick Mdoreuli auf den Punkt. "Vor knapp drei Wochen erhielt ich den Ausweisungsbescheid, ich hab einen Anwalt eingeschaltet und das Verfahren befindet sich in der Schwebe. Ein Termin für eine Verhandlung müsste bald folgen."
Nach einigem juristischen Hin und her, unter anderem wegen Unstimmigkeiten bei Mdoreulis Einreise und Asylantrag 2014, berief sich die zuständige Behörde in ihrer Ablehnung einer Aufenthaltserlaubnis auf drei standardmäßige Faktoren: die wirtschaftliche, die persönliche sowie die sonstige Bindung des Antragstellers.

Doch hat Nick Mdoreuli in den vergangenen knapp sieben Jahren lägst Wurzeln in Ostwestfalen geschlagen, zu seinem Geburtsland Georgien hat er keinen besonderen Bezug. Bei der Dekra hat sich Mdoreuli seit 2018 bewiesen, nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss hätte man ihn gern übernommen. Durch die drohende Ausweisung sei dies allerdings nicht möglich - ein echter Teufelskreis, denn mit einem festen Arbeitsplatz ließe sich wiederum gegen eine Ausweisung argumentieren. "Ich habe die Sprache gelernt, habe insgesamt drei Abschlüsse gemacht und das Fachabitur angestrebt. Letztes Jahr habe ich meinen deutschen Führerschein gemacht. Demnächst ist die Ausbildung fertig und ich möchte hier in dem erlernten Beruf auch wirklich gerne arbeiten."

Dann wäre da die familiäre Bindung: Seit fünf Jahren befindet sich Nick Mdoreuli in einer Beziehung, vor einem Jahr stellte er seiner Freundin an ihrem Geburtstag die Frage aller Fragen und sie sagte "Ja". Doch auch hier ergibt sich abermals der Teufelskreis - verheiratet wäre es für Mdoreuli eine andere Situation bei der juristischen Streitfrage. Doch verweist das Standesamt wiederum auf den Sachverhalt und die Aktenlage bei der Ausländerbehörde.

Nick Mdoreuli (obere Reihe, zweiter von rechts) bei einem Lehrgang der deutschen Futsal-Nationalmannschaft.
Nick Mdoreuli (obere Reihe, zweiter von rechts) bei einem Lehrgang der deutschen Futsal-Nationalmannschaft. – Foto: Lukas Schulze

Und beim dritten Faktor, der sonstigen Bindung, spielt der Fußball eine enorme Rolle. Nick hat sich vorbildlich integriert, spielte zunächst Fußball beim VfB Fichte sowie Futsal bei den Black Panthers Bielefeld. Fußballerisch ging es über Steinhagen schließlich zum VfL Theesen, wo er in der Saison 2018/19 zu einem Westfalenliga-Einsatz und zum Titel des Bielefelder Hallenfußball-Stadtmeisters kam. Durch seine Ausbildung und einen Vereinswechsel im Futsal zu den Kölner Panthers blieb dem technikversierten Spieler nicht mehr die nötige Zeit für den Fußball. Fortan widmete er sich komplett dem Futsal und Köln erwies sich als Zwischenstation vor einer Rückkehr nach Bielefeld, diesmal zum MCH Sennestadt.
Dort kam er in der vergangenen sowie der aktuellen und mittlerweile abgebrochenen Saison auf insgesamt auf 9 Spiele, 13 Tore und 12 Vorlagen - eine beeindruckende Bilanz, die sicherlich noch um einiges hätte ausgebaut werden können, wäre nicht die Corona-Pandemie dazwischengekommen.

Bereits im Jahr 2018 hatte der Deutsche Fußballbund ein Schreiben an das Bürgeramt Bielefeld verfasst, in dem man bezüglich Nick Mdoreuli betonte, dass ihnen „seine sehr guten sportlichen Leistungen und sein positives Verhalten“ aufgefallen seien. Insgesamt vier mal war der talentierte Futsaler seitdem Teilnehmer bei Lehrgängen der Deutschen Futsal-Nationalmannschaft und wenn es nach Nationaltrainer Marcel Loosveld gegangen wäre, hätte Mdoreuli auch längst für´s deutsche Team gespielt. Doch ist hierzu natürlich zunächst eine Einbürgerung nötig. Auch beim dritten Faktor hätten wir somit wieder den Teufelskreis: ohne Einbürgerung keine Spiele, ohne Spiele keine Einbürgerung. Mit dem Nationaltrainer hat Nick Mdoreuli weiterhin Kontakt und hält diesen über alle Entwicklungen auf dem Laufenden.

Sollte mit dem Impfen und den Maßnahmen gegen die Pandemie alles nach Plan laufen, dürfte im September die neue Futsal-Saison beginnen - ob dann in der eigentlich für jenen Zeitpunkt geplanten, zehn Vereine umfassenden Bundesliga, ist noch nicht entschieden. Die Spieler des MCH Bielefeld-Sennestadt wollen auf jeden Fall dabei sein und Nick Mdoreuli mit ihnen. Auch den Trainerschein hat er bereits ins Auge gefasst, doch hängen als solche Pläne, Träume und Hoffnungen an der noch ausstehenden gerichtlichen Entscheidung über seinen Verbleib in Deutschland. Wir drücken ihm dafür auf jeden Fall fest die Daumen.

Aufrufe: 01.5.2021, 01:30 Uhr
FuPaAutor