2024-06-14T14:12:32.331Z

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Prominenter Soforthelfer: Ex-Profi Mohamadou Idrissou steht nun bei der SG VfR / Dersim Rüsselsheim an der Seitenlinie. 	Foto: Joachim Haupt
Prominenter Soforthelfer: Ex-Profi Mohamadou Idrissou steht nun bei der SG VfR / Dersim Rüsselsheim an der Seitenlinie. Foto: Joachim Haupt

Neuer Rüsselsheimer Trainer Mo Idrissou liebt "Ordnung und Disziplin"

Was sich der Trainer Mohamadou Idrissou für sein Engagement bei der SG VfR/Dersim Rüsselsheim vorgenommen hat

Im Fußball kann es manchmal schnell gehen. Sehr schnell. Keine sieben Tage ist es her, da hätte man Mohamadou Idrissou nach seinem heutigen Team fragen können, und hätte vermutlich nur in ein fragendes Gesicht geblickt. Dersim? „Ich wusste nicht, dass dieser Verein existiert“, gibt der Ex-Profi zu. Das hat sich in den letzten Tagen geändert. Denn nun ist Idrissou kurzfristig neuer Trainer bei der SG VfR/Dersim Rüsselsheim. Beim Verbandsligisten soll der Kameruner das Vakuum auf der Trainerposition ausfüllen, das Hakan Karakoc und Dogan Erdogan durch ihre Demission in der vergangenen Woche kurzfristig bei der SG ausgelöst hatten.

Seit Donnerstag ist „Mo“ nun am Ruder. Zwei Trainingseinheiten hatte er bislang mit der Mannschaft. „Die Jungs sind sympathisch“, sagt Idrissou über sein neues Team, das er nun fit machen will für den Saisonstart. Im taktischen Bereich hat Idrissou bereits am Defensivverhalten seiner Mannschaft gefeilt, dazu legt er Wert auf die zentralen Tugenden. „Ich liebe Ordnung, Disziplin, Pünktlichkeit“, sagt er. Im Training solle zwei Stunden der Fokus nur auf Fußball liegen, ansonsten wüssten seine Spieler, „dass sie mit mir Spaß haben können“, sagt Idrissou.

Sein Engagegent ist erst mal auf vier Wochen festgelegt. „Eine solche Trainer-Entscheidung trifft man normalerweise nicht von einem Tag auf den anderen. Mo war spontan die beste Lösung für uns. Nun schauen wir, ob es funktioniert zwischen ihm, uns und der Mannschaft“, sagt Dersims Vorsitzender Akan Akkus, der Idrissou bei einem gemeinsamen Essen das Engagement in Rüsselsheim schmackhaft machen konnte.

Seine Spieler scheinen jedenfalls angetan vom neuen Coach: „Er ist eine coole Socke, gibt uns aktiv Tipps und bringt frischen Wind“, sagt SG-Keeper Volkan Tekin über seinen neuen Trainer. Was Tekin beeindruckte: Alle Übungen, die Idrissou vorgebe, mache er auch selbst mit – auch die Laufeinheiten.

Aktiv will der 41-Jährige zwar auf dem Trainingsplatz sein – im Spiel aber „nur im Notfall“ zum Einsatz kommen. „Und ich hoffe, dass dieser Notfall nicht eintritt“, sagt Idrissou mit einem Lachen. Noch in der vergangenen Saison hatte er einige Pflichtspiele für Hessenligist Viktoria Griesheim absolviert. Nun will er sich lieber auf seine Trainerkarriere fokussieren. Eines Tages sieht er sich als Übungsleiter im Profifußball, idealerweise in der Bundesliga, wo er selbst lange spielte (dazu der Infokasten) – und sich von Ex-Trainern wie Ralf Rangnick, Robin Dutt, Franco Foda oder Lucien Favre einiges hat abschauen können. „Vor allem bei Rangnick habe ich viel gelernt“, sagt Idrissou, der in Frankfurt wohnt und im Stadtteil Griesheim seit Kurzem ein Fußballcamp betreibt.

Kurzfristig soll er aber erst mal mit der SG einen optimalen Start in die Verbandsliga-Runde hinlegen. Er will mit Viererkette, einem Sechser und „einem spielerisch aktiven Mittelfeld“ spielen, entweder im 4-1-3-2 oder im 4-1-4-1-System. „Das waren die Systeme, mit denen wir in Duisburg und Freiburg in die Bundesliga aufgestiegen sind“, erinnert sich Idrissou. Der erste Test gegen den SV Niedernhausen ließ sich schon mal ordentlich an – Endstand 1:1.

Weniger harmonisch war Idrissous vorheriges Engagement als Spieler bei Viktoria Griesheim zu Ende gegangen. Der Verein hatte die Zusammenarbeit mit dem Stürmer nach nur fünf Ligaspielen (ein Tor) beendet, war nicht besonders glücklich über Idrissous Außendarstellung, vor allem durch Beiträge in sozialen Medien, gewesen. Sorgen, dass sich das nun auch auf seinen neuen Verein überträgt, hat Akan Akkus nicht. „Bei Prominenten wird häufig aus Lappalien ein Skandal gemacht”, sagt er. Vereinzelt habe man zwar Diskussionen über Idrissou mitbekommen, „aber wir machen nicht erst noch einen Background-Check, wenn wir einen Neuen verpflichten”, sagt Akkus, der lieber in die Zukunft schauen will und auf gute Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer vertraut.

Hinzu kommen Gerüchte über eine angeblich finanziell angespannte Situation von Idrissou, über die vor allem die „Bild”-Zeitung berichtet hatte. Er sei pleite, müsse bei Freunden auf der Couch schlafen, hieß es da. „Da wissen Journalisten, die mich nicht kennen, anscheinend Dinge besser als ich”, sagt Idrissou.

Zur Person

Mohamadou Idrissou, geboren 1980 in Yaoundé/Kamerun, gelangte über den FSV Frankfurt und den SV Wehen zum damaligen Bundesligisten Hannover 96- Es folgten Stationen beim MSV Duisburg, SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt und FC Kaiserslautern.

Idrissou absolvierte 139 Spiele in der Bundesliga (27 Tore) und 164 Zweitliga-Spiele (68 Tore).

Für sein Heimatland Kamerun stand er in 39 Spielen auf dem Feld, darunter beim Confed-Cup 2003, der WM 2010 und vier Afrika-Cups.

Aufrufe: 030.7.2021, 07:22 Uhr
Philipp DurilloAutor