2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

„Müssen unser Vertrauen in die Hände von Virologen legen“

Fußballtrainer Marcel Mertens imponiert in der Corona-Krise die hohe Solidarität der Menschen

Herzlake Das Coronavirus hat die Gesellschaft und damit auch den Sport im Griff. Sportler und Offizielle aus dem Emsland erklären, wie sie persönlich davon betroffen sind. Heute: Marcel Mertens. Der 30-Jährige ist Trainer des Fußball-Bezirksligisten VfL Herzlake.

Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Krise verändert? Durch die aktuelle Covid-19-Epidemie müssen wir aktuell viele notwendige Einschränkungen auf uns nehmen. So vermisst man die regelmäßigen Kontakte zu seiner Familie oder Freunden. Auch beruflich hat sich einiges verändert, so ist das Homeoffice zum gewohnten Arbeitsplatz geworden. Eine Fortbildung, die ich vor einigen Monaten noch per Präsenzunterricht absolvieren wollte, findet nun komplett über Videokonferenzen statt. Auch wenn dies zunächst sehr ungewohnt erscheint, wird so etwas nach Covid-19 vielleicht zum gewohnten Alltag gehören.

Welche Folgen hat das Virus für Ihr sportliches Engagement? Durch die Covid-19-Epidemie sind Mannschaftssportarten wie Fußball komplett eingeschränkt worden. Anstatt auf dem Rasen, findet die Kommunikation nur noch per Telefon oder Videokonferenzen statt. Fußballspezifisches Training ist zu Hause nur bedingt möglich, sodass sich unsere Spieler fast ausschließlich durch Ausdauer- und Intervallläufe sowie Stabilisationsübungen fit halten.

Wie sind Ihre Erwartungen in den nächsten Wochen? In der vergangenen Woche sind wir in Fünfer-Gruppen und unter Berücksichtigung der Vorgaben des Niedersächsischen Fußballverbandes wieder mit dem Mannschaftstraining gestartet. Unsere Spieler werden in Gruppen eingeteilt und starten zeitversetzt mit den Trainingseinheiten, sodass Begegnungen zwischen den einzelnen Gruppen ausgeschlossen werden können.

Hätte es Alternativen zu den Absagen der sportlichen Veranstaltungen oder zur starken Reduzierung der Kontakte gegeben? Für mich persönlich muss ich an dieser Stelle mit einem klaren „Nein“ antworten. Auch wenn der Unmut bei einigen groß ist, muss uns klar sein, dass es eine vergleichbare Epidemie noch nie gegeben hat. Auch wenn manche Maßnahmen auf den ersten Blick überzogen klingen, müssen wir unser Vertrauen in die Hände von Virologen und Experten legen. So dramatisch es auch klingt, jeglicher Leichtsinn unsererseits kann/wird mit dem Leben bezahlt.

Wie kompensieren Sie das am Ende? Auch wenn das Vereinsleben auf den ersten Blick ruht, so geschieht einiges im Hintergrund. Die Zeit, die neben den sportlichen Aktivitäten übrig bleibt, haben wir zum Beispiel mit unserer Mannschaft genutzt, um uns Gedanken zu machen, wie wir unseren Mitmenschen in dieser schwierigen Zeit helfen können. So haben wir von der 1. Herrenmannschaft eine 300-Euro-Spende unserer ortsansässigen DRK-Tagespflege Haseblick zukommen lassen.

Was hat Ihnen imponiert oder missfallen in Corona-Zeiten? Besonders imponiert hat mir die hohe Solidarität der Menschen. Viele Mannschaften haben finanzielle Unterstützung angeboten, ältere Mitmenschen, die zur Risikogruppe gehören, wurden bei den „Einkäufen“ unterstützt und vieles mehr. Auch wenn es für alle Beteiligten aktuell eine riesige Herausforderung ist, zeigt sich, wie groß der Zusammenhalt untereinander ist.

Haben Sie Anregungen oder Tipps oder ein Motto? Als Anregungen kann ich für mich persönlich nur jedem mit auf den Weg geben, die freie Zeit zu nutzen. Auch wenn wir aktuell auf vieles verzichten müssen, so können wir vielleicht andere Dinge umsetzen, die wir uns schon lange vorgenommen haben, sei es ein schönes Buch zu lesen, eine Fortbildung zu beginnen oder einfach mal den „Telefonhörer“ in die Hand zu nehmen und eine Person anzurufen, von der man schon viel zu lange aufgrund des sonst so hektischen Alltags nichts gehört hat. Ein Motto in dieser Zeit ist für mich persönlich: „Es wird auch ein Leben nach Covid-19 geben.“ Die Wissenschaft benötigt aktuell den Faktor „Zeit“, es bringt uns nichts, sich über die notwendigen Maßnahmen zu echauffieren, viel mehr sollten wir positiv in die Zukunft schauen und hoffen, dass wir diese Epidemie unbeschadet überstehen.

Aufrufe: 024.5.2020, 18:15 Uhr
EmslandsportAutor