2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

"Mindestens ein Drittel des Kaders wird uns verlassen"

Nachspielzeit mit Tobias Lautz +++ Der Trainer der Meisenheimer U19 über das schwere Erbe von Andy Baumgartner und die Herausforderungen des kommenden Umbruchs

Meisenheim. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Tobias Lautz von Verbandsligist SG Meisenheim. Tobias übernimmt zur kommenden Saison das Amt von Andy Baumgartner, der nach vielen erfolgreichen Jahren zum SC Idar-Oberstein wechselt. Wir sprechen mit dem 32-Jährigen über das Zustandekommen seines Engagements und den nach Saisonende drohenden Ausverkauf.

FuPa: Tobias, aktuell ruht der Spielbetrieb und den Beschlüssen der Politik nach zu urteilen liegt die Vermutung nahe, dass dies auch noch einige Zeit so bleiben wird. Wie verbringen du und deine Mannschaft die freie Zeit?

Tobias Lautz: Wir sind aktuell natürlich auch etwas ratlos. Keiner weiß, wann und in welcher Form es weiter gehen wird. Daher habe ich meinen Spielern auch keine Trainingspläne oder ähnliches gegeben, das hat aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. Trotzdem halten wie uns natürlich so gut es geht fit, um allzeit bereit für den Neustart zu sein.


Ihr steht in der A-Junioren-Verbandsliga aktuell auf dem dritten Platz. Wie bewertest du den bisherigen Saisonverlauf?

Die Rahmenbedingungen waren diese Spielzeit nicht immer optimal. Wir hatten mit Verletzungspech und teilweise mangelnder Trainingsbeteiligung zu kämpfen. Angesichts dieser Umstände haben wir aus meiner Sicht noch das Optimum rausgeholt. Wir haben zudem noch die Spitzenspiele gegen unsere direkten Konkurrenten im Programm und somit den Aufstieg noch nicht abgeschrieben.


Aktuell bist du noch Trainer der U19, doch zum Start der neuen Saison trittst du die Nachfolge von Andy Baumgartner als Trainer der ersten Mannschaft an. Sind die Verantwortlichen bei der Suche nach einem neuen Trainer sofort auf dich zugekommen?

Andy und ich kennen uns schon seit zehn Jahren. Als der Trainerposten der U19 frei wurde, war er es, der mich für diese Position vorgeschlagen hat. Ich denke, er hatte schon damals im Hinterkopf, dass ich in näherer Zukunft seine Nachfolge antreten könnte. Nach der Bekanntgabe seines Abgangs Ende letzten Jahres haben wir uns dann alle sehr zeitnah zusammengesetzt und sind schnell zu einer Einigung gekommen. Ich freue mich über das in mich gesetzte Vertrauen und auf die anstehende Aufgabe.


Die SG ist für ihre starke Jugendarbeit bekannt. Wirst du versuchen, einige deiner jetzigen Spieler in den Senioren-Kader einzubauen?

Ich denke schon, dass einige Spieler aus meiner Mannschaft die Qualität für die Verbandsliga haben. Gleichzeitig darf man nicht erwarten, dass diese Jungs sofort Leistungsträger werden und die Liga in Grund und Boden spielen. Sie brauchen Zeit und müssen behutsam aufgebaut werden. Spieler wie Lennert Arend und Ibrahim El-Salehi sind zwei Paradebeispiele dafür, dass sich diese Geduld am Ende auszahlt.


Die erste Mannschaft befindet sich dieses Jahr auf einem regelrechten Höhenflug und hat teilweise berauschenden Fußball gespielt. Spürst du aus dem Umfeld einen gewissen Druck, dieses Niveau auch in der kommenden Saison aufrecht zu erhalten zu müssen?

An die aktuelle Saison anzuknüpfen wird sehr schwer. Erstens steht noch nicht fest, in welcher Form die Saison überhaupt weitergeht und welche Mannschaften in der kommenden Saison überhaupt in der Verbandsliga spielen werden. Zweitens ist auch der Status unseres Kaders in weiten Teilen noch ungeklärt. Wir wissen, dass wir wohl einige Abgänge verkraften und einen weitreichenden Umbruch managen müssen. Meine vorsichtige Prognose ist daher, dass wir mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld wohl sehr zufrieden sein könnten.


Du hast die personelle Situation angesprochen. Kannst du jetzt schon sagen, wie groß der Aderlass sein wird?

Stand jetzt gehe ich davon aus, dass uns mindestens ein Drittel unseres Kaders verlassen wird. Zu glauben, dass sich dies nicht auf die sportlichen Ergebnisse auswirken wird, wäre vermessen. Wir werden aber natürlich trotzdem alles daran setzen, mit unserer Philosphie auch in der kommenden Spielzeit konkurrenzfähig zu sein.


Mit welcher Strategie wollt ihr den drohenden Ausverkauf abfangen?

Wir werden sicherlich keine gestandenen Top-Spieler mit hunderten Verbandsliga-Spielen verpflichten. Solche Transfers gibt unser finanzieller Rahmen auch gar nicht her. Stattdessen werden wir wieder nach jungen, hungrigen Spielern aus der Region Ausschau halten, um diese dann bei uns weiterzuentwickeln. Natürlich ist dieser Weg immer mit einem gewissen Risiko behaftet, doch wir haben bewiesen, dass wir mit dieser Philosophie in der Verbandsliga bestehen können. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies auch in Zukunft gelingen wird.

Aufrufe: 016.4.2020, 18:00 Uhr
Niklas AllmrodtAutor