Melis rettet Ratingen einen Punkt

Jedes Fußballspiel hat zwei Halbzeiten, aber manchmal meint der Betrachter am Ende, zwei völlig unterschiedliche Spiele gesehen zu haben. So war das auch gestern.

45 Minuten lang präsentierten sich die Ratinger als ein Hühnerhaufen. Sie standen hinten drin, liefen nicht, gewannen keine Zweikämpfe und waren mit dem 0:2-Rückstand bestens bedient. Zunächst ließen sich die schläfrigen Blau-Gelben von einem schnellen Einwurf überraschen. Torhüter Grote wehrte zunächst noch ab, doch der Nachschuss von Nikolic zappelte im Netz. Sekunden vor der Pause dann der hochverdiente, jedoch vermeidbare zweite Treffer für die Gastgeber. Nach einem Fehlpass von Melis zog Pranjes aus 30 Metern ab und ließ den Keeper alles andere als gut aussehen.

Was macht ein Trainer mit solch einer Mannschaft? Er versucht sie aufzuwecken. Also ließ Alfonso del Cueto in der Pause die Wände der Kabine wackeln. Und er korrigierte seine Formation. Er schickte Sascha Meier von der Sechser-Position auf die linke Seite, wo er jenen Offensivdrang entwickelte, der seinen Stärken entspricht. Der eingewechselte Kourouma gewann viele Kopfbälle und Zweikämpfe und behauptete den Ball. Hingegen erwies sich die Hereinnahme von Daniel Rehag als Flop. Er hadert mit sich und der Welt und gehört in dieser Verfassung nicht auf den Platz. Das war schon nach sieben Minuten klar, als er einen Freistoß zu dem erneut überzeugenden Hecht spielen wollte und ihn ins Aus jagte. Davon erholte sich der sensible Dribbelkünstler nicht mehr.

Der nächste Freistoß hätte für die Turu ein Warnschuss sein müssen. Der Keeper parierte den Schuss von Fiedorra. Jetzt endlich waren die Ratinger da, entwickelten Freude am Spiel und mauserten sich zu einem mehr als nur gleichwertigen Gegner, während die Gastgeber abbauten und sich plötzlich versteckten.

Dennis Hecht bereitete die beiden Ratinger Treffer vor. Zunächst behauptete er den Ball und spielte ihn auf Meier, der mit einem sehenswerten Schuss traf. Acht Minuten vor Schluss bereitete Hecht den Ausgleich durch Yannic Melis vor. Und dann rettete Torhüter Grote den einen Punkt, als er einen Kopfball überragend parierte und an die Latte lenkte.

"Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht", meine Sascha meier. "Aber wir sind zurückgekommen. Wir haben es drauf und können gegen jeden Gegner in dieser Liga gewinnen. Aber wir müssen erst die Zweikämpfe gewinnen, damit wir ins Spiel kommen. Die Qualität ist vorhanden."

RSV-Vorsitzender Jens Stieghorst ergänzte: "Wir müssen auch mal 90 Minuten gut Fußball spielen."