2024-04-29T14:34:45.518Z

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Sebastian Niebauer hat in seiner Laufbahn schon viel erlebt.
Sebastian Niebauer hat in seiner Laufbahn schon viel erlebt. – Foto: Dirk Meier

Meine Top-11: Jahn-Legende Hein und "Diva" Güral

Bad Kötztings Co-Spielertrainer Sebastian Niebauer nominiert seine Auswahl +++ "Wäre jede gelbe Karte gegen Erich Vogl wegen Meckerns sanktioniert worden, hätte er vermutlich Privatinsolvenz anmelden müssen."

Im Laufe einer langen Fußballerkarriere trifft man den einen oder anderen besonderen Menschen, mit dem man gemeinsam auf dem Platz um Punkte kämpft. Wir lassen in der FuPa-Serie "Meine Top-Elf" Spieler zu Wort kommen, die elf Akteure vorstellen, die bei ihnen nachhaltig Eindruck hinterlassen haben - egal ob sportlich oder gesellschaftlich. Heute: Sebastian Niebauer (30) vom 1. FC Bad Kötzting, der als A-Jugendlicher zwei Jahre in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpfen durfte und später bei der DJK Vilzing sogar zum Spielführer aufstieg, ehe er beim TB Roding als Spielertrainer fungierte und diesen Posten auch beim 1. FC Bad Kötzting einige Monate interimsmäßig ausübte.




Tor:
Michael Riederer (aktuell TM-Trainer ASV Cham): "Die ersten acht Jahre im Herrenbereich trugen wir das gleiche Trikot. Wobei zunächst das Motto galt: "Wo wir sind, ist unten." Nach den Abstiegen mit dem 1. FC Bad Kötzting aus der Bayernliga und der DJK Vilzing aus der Landesliga hatten wir schon Angst, den ganzen Bayerischen Wald fußballerisch zugrunde zu richten. Zum Glück ging es die Jahre danach dann meist nur noch bergauf. Miche trat bei Personalnot immer wieder mal als stürmender Torwart in Erscheinung - davon redet er noch heute bei jeder erdenklichen Möglichkeit. Ich glaube, das waren seine persönlichen Highlights. Ich kann mich an ein Spiel in Kottern erinnern, bei dem er in der 90. Minute als Stürmer eingewechselt wurde und ich bei einem Konter in der Nachspielzeit eines meiner seltenen Tore erzielen konnte. Miche ist an der Mittellinie die Luft ausgegangen, sonst hätte ich vielleicht quergelegt. Aber dann wäre er vermutlich heute noch nicht zuhause."



Abwehr:
Jan Velkoborsky (Karriereende): "Mit Jan spielte ich in meiner ersten Herrensaison in Bad Kötzting zusammen. Er kam damals als Profi vom SV Elversberg an den Roten Steg und hatte mit LR Ahlen einige Zweitligaspiele in den Knochen, stand trotz seiner damals 33 Jahre noch voll im Saft. Er hatte ein überragendes Zweikampf- und Kopfballspiel. Wenn ihm nicht gerade ein junger Mannschaftskollege tunneln wollte, war er ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Als wir uns eine Saison später in einem Punktspiel am Roten Steg wieder gegenüberstanden, hat er einen Eckball mit gefühlten 80km/h zum 0:2 "eingenickt“. An das "Leo“ aus der dritten Etage kann ich mich noch bestens erinnern."


Alexander Jobst
(SV Pullach): "Mit Alex spielte ich in der A-Jugend beim SSV Jahn. Er ist ein knallharter Innenverteidiger, der auch mal die gute alte eingesprungene Schere von hinten auspackt, wenn er es für nötig hielt. Auch wenn die Statistik etwas anderes sagt, glaube ich mich erinnern zu können, dass er uns am letzten Spieltag in Hoffenheim nach einem Eckball zum Klassenerhalt geköpft hat. Heute sehe ich ihn nur noch auf Instagram mit dem Rad durch München radeln."


Johannes Ederer
(SpVgg Willmering-Waffenbrunn): "Ihn lernte ich in der Zeit kennen, in der ich ein halbes Jahr im Bezirksliga-Team DJK Vilzing gespielt habe. Eine kurze Zeit, die mir aufgrund der zurückkommenden Freude am Fußball durchweg positiv in Erinnerung geblieben ist. Unsere fußballerischen Wege haben sich dann bald wieder getrennt, aber die enge Freundschaft ist geblieben. Rückblickend schätze ich diese gesammelten Lebenserfahrungen und Freundschaften wertvoller ein, als die sportlichen Siege."


Mittelfeld:
Markus Dietl (FC Ränkam): "Es gibt Spieler, die nach ihrem ersten Tor in einem Vorbereitungsspiel schon abheben und dann gibt’s Leute wie den Dietl Markus. Auf und neben dem Platz war er trotz seiner fußballerischen Klasse immer sehr bescheiden und trat nie als großer Lautsprecher auf, sondern überzeugte durch Leistung. Zu seinem Charakter passt, dass er sich seiner beruflichen Priorität schon früh klar war und jetzt für seinen Heimatverein aufläuft."


Oliver Hein
(SSV Jahn Regensburg): "Auffallend war schon in der Jugend seine extreme Fokussiertheit und Klarheit im Kopf. Ich hätte damals aber anderen Spielern unserer Mannschaft eher den Durchbruch in den Profifußball zugetraut. Aber er hat es mit seiner Mentalität und Fleiß zu einer Vereinslegende bei einem mittlerweile etablierten Zweitligisten gebracht. Drei Jahre nach dem Ausscheiden aus der A-Jugend hab ich Oli zum ersten Mal wieder spielen sehen in einem Flutlichtspiel gegen den FC St. Pauli im alten Prüfeninger Stadion. Wie er da als 22-Jähriger auf der Sechs voranmarschiert ist, war beeindruckend."


Erich Vogl (Co-Trainer DJK Vilzing): "Ein ganz feiner Kerl und Fußballer, der vor allem immer durch seine menschliche Art überzeugt hat. Mit Ausnahme eines alten Schulfreundes waren die Schiedsrichter dagegen immer ein rotes Tuch für ihn. Wäre jede gelbe Karte wegen Meckerns sanktioniert worden, hätte er vermutlich Privatinsolvenz anmelden müssen."


Stefan Reiser
(TSV Stallwang): "Ein positiv Verrückter durch und durch. Sein wetterunabhängiger Windbreaker war Pflicht. Nicht die allergrößte Zaubermaus, aber mit seinem Tempo und Einstellung hat er trotzdem den Gegnern schon mal Schmerzen bereiten können. Im Relegations-Rückspiel um den Bayernliga-Aufstieg in Affing hätte er uns beinahe die letzten Nerven gekostet, als er keine rechte Lust aufs Toreschießen hatte und dreimal allein vor der Kiste die Nerven verlor. Ob er deshalb mittlerweile ein Skating-Team gegründet hat und lieber durch die bayerische Prärie rollt – keine Ahnung."


Sturm:
Emre Güral (Türkgücü München): "Typ Christiano Ronaldo und einer der besten Fußballer, mit denen ich zusammengespielt habe. Ohne seinen linken Fuß wär‘s in unserem ersten Bundesligajahr sehr schwer geworden, die Klasse zu halten. Wir wussten, dass wir ihn brauchten - und er wusste das auch. Konnte schon mal eine kleine Diva sein, aber war der Mannschaft gegenüber immer loyal. Stand nicht umsonst zuletzt in der türkischen ersten Liga unter Vertrag und ich bin gespann, wie er sich künftig bei Türkgücü machen wird."


Sebastian Wagner
(SpVgg Willmering-Waffenbrunn): "Wenn er bei der DJK Vilzing ran durfte, wusste man immer was man bekommt: Eine top Einstellung und einen guten Speed. Anekdoten über ihn würden einige Tage füllen. Je länger die Abende, desto phantastischer wurden seine Erzählungen. So hat er es als Jungspund in seinem ersten Herrenjahr geschafft, den Ex-Profi Jürgen Falter kalt zu stellen und selbst noch zwei Tore zu erzielen. Der Spitzname Falti ist ihm seitdem ebenso geblieben wie unsere Freundschaft.


Christian Kufner
(DJK Vilzing): "Einmal aufgezogen, läuft er bis der Schiri abpfeift. Der "weiße Afrikaner“ hat mich mit seiner Physis bei Temperaturen über 30 Grad schon immer beeindruckt. Das Kopfballspiel mal ausgenommen, ein für Bayernliganiveau kompletter Fußballer, den du als Trainer im Grunde hinstellen kannst, wo du willst. In meiner Zeit in Roding wusste er dann auch noch wo das Tor steht, und ist im Relegationsrückspiel gegen Ruhmannsfelden als zweite Spitze aufgelaufen."


Trainer:
Sepp Beller (Sportlicher Leiter DJK Vilzing): "Allein schon aufgrund der Länge der Zusammenarbeit hat mich wohl kein Trainer so geprägt wie Sepp. Geschätzt habe ich an ihm immer seine direkte Art und die außergewöhnliche Fähigkeit, eine Mannschaft zu führen. Er hat immer klare Kante gezeigt und ist keiner Konfrontation aus Bequemlichkeit aus dem Weg gegangen. Zuckerbrot und Peitsche war seine Devise, dafür hatte er ein überragendes Gefühl. Wir hatten eine tolle, erfolgreiche Zeit und Sepp als Trainer hat zum Verein und der Mannschaft gepasst wie die Faust aufs Auge."



Zur Person:
Sebastian Niebauer startete seine Laufbahn bei der Spvgg Pfreimd, die er als C-Jugendlicher Richtung SpVgg Weiden verließ. Anschließend wechselte der Verteidiger in die U17 der Talentschmiede des SSV Jahn Regensburg, bei dem er dann auch zwei Jahre in der U19-Bundesliga um Punkte und Tore kämpfen dürfte. Seine ersten Sporen im Herrenbereich verdiente sich Niebauer beim damaligen Bayernligisten 1. FC Bad Kötzting, den er nach dem Abstieg 2010 Richtung DJK Vlizing verließ. Mit den Gelb-Schwarzen erlebte Niebauer Höhen und Tiefen, stieg mit den Huthgartenkickern zweimal auf und einmal ab. 2017 heuerte der mittlerweile in der Gemeinde Chamerau lebende Fußballer beim TB 03 Roding als Spielertrainer an. Nach seinem überraschenden Aus am Esper im Herbst 2018 kehrte er zum 1. FC Bad Kötzting zurück, bei dem er nach der Entlassung von Benjamin Penzkofer von September 2019 bis zur Winterpause als Interims-Spielertrainer fungierte.

Aufrufe: 011.6.2020, 10:30 Uhr
Thomas SeidlAutor