2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Ein weitum bekannter Charakterkopf: Christian Moser, Kapitän von Bezirksligist SV Grainet.
Ein weitum bekannter Charakterkopf: Christian Moser, Kapitän von Bezirksligist SV Grainet. – Foto: Karl-Heinz Hönl

Mehr SV Grainet geht nicht

Christian Moser (30) ist nicht nur Torjäger und Kapitän bei Bezirksligist Grainet, er ist das Gesicht und Aushängeschild des Bayerwald-Vereins

Dass Christian Moser ein ausgewiesener Torjäger ist, hat er auf Kreis- und Bezirksebene bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. 75 Treffer erzielte der 30-Jährige in den vergangenen fünf Jahren. Ihn auf seine Torausbeute zu beschränken, hätte zwar alleine eine Geschichte verdient, würde ihm aber keinesfalls gerecht werden. "Da Mosa", wie er genannt wird, ist mehr als nur ein treffsicherer Stürmer. Er ist Kapitän, Identifikationsfigur, Integrationsbeauftragter, Fanliebling, Gute-Laune-Bär, Arbeitstier, Respektsperson, Mädchen für alles und vieles mehr. Kurz und knapp: Mehr SV Grainet geht nicht.

Um das Standing von Christian Moser ungefähr zu verdeutlichen, reicht eigentlich ein Gespräch mit seinem Trainer Jürgen Eder, mit dem er selbst noch in jungen Jahren aufgelaufen ist. Eigentlich nur um eine kurze Einschätzung gebeten, legt der SVG-Trainer so richtig los, wenn er an seine Nummer 14 denkt. "Als Spieler geht er immer voran, opfert sich für die Mannschaft auf. Manchmal muss man ihn bremsen, damit der Verletzungen anständig auskuriert."

Doch, wie schon eingangs erwähnt, ist der 30-Jährige mehr als nur ein langjähriger Leistungsträger und Führungsspieler des Bezirksligisten. "Er ist der optimale Kapitän", stellt Eder fest. "Ob der Fan mit 70 oder der Mitspieler mit 17 - er hat zu allen einen sehr guten Draht und ist Bindeglied in allen Bereichen. Er stellt sich komplett in den Dienst des Vereins - und seine persönlichen Interessen hinten an." Diese Zitate stellen nur einen kleinen Ausschnitt der Lobeshymne des 38-Jährigen auf seinen Sturmführer dar, zeigen aber auf, welch Typ Christian Moser ist.


In der Jugend spielte er nur A-Klasse

Er selbst kennt diese Worte, hat sie schon mehrmals gehört, übt sich aber darauf angesprochen eher in Zurückhaltung. "Jeder kennt mich, wie ich bin", sagt er dazu nur. "Jeder" ist in diesem Zusammenhang nicht zu hoch gegriffen. Christian Moser ist rund um Grainet, im gesamten Landkreis Freyung-Grafenau, bekannt wie ein bunter Hund - wegen seiner offenen Art und vor allem wegen seiner beeindruckenden Amateurfußball-Karriere beim SV Grainet, die u.a. von zwei Bezirksliga-Aufstiegen gepflastert ist.

Dass Moser dem SVG sein Fußballer Leben lang die Treue halten wird, stand bereits mit den ersten Pässen und Flanken für "Blau und Weiß" im Kindesalter fest. Einhergehend damit und in Verbindung mit seinem Charakter war sein heutiger Status die logische Konsequenz davon. "Grainet ist mein Verein. Mir gefällt die Philosophie, die ich auch lebe", betont der 30-Jährige mit einer Überzeugung, die keinen Widerspruch zulässt. Mehrere höherklassige Angebote lehnte er bisher für seine große fußballerische Liebe ab. Dass der 30-Jährige den Bayerwald-Verein auch sportlich derart prägen wird, war hingegen nicht unbedingt absehbar.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Christian Moser (Nummer 14) beim Jubeln mit seinen Freunden.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Christian Moser (Nummer 14) beim Jubeln mit seinen Freunden. – Foto: Bernhard Enzesberger

In der A-Jugend noch spielte die Offensivkraft A-Klasse - und auch hort eher im hinteren Bereich der Tabelle. Dank seiner individuellen Qualität, gepaart mit seinem unbändigen Ehrgeiz, schaffte er aber nicht nur den Sprung in den Herrenbereich problemlos, sondern wurde auch auf Anhieb Stammspieler in der Bezirksliga. "Hier habe ich Franz Weber (damaliger Trainer; Anm. d. Red) sehr viel zu verdanken. Er hat mir vom ersten Moment an das Vertrauen geschenkt."

Der junge Christian Moser profitierte also von der Philosophie des Dorfvereins, der schon immer verstärkt auf die eigene Jugend baut. So verwundert es nicht wirklich, dass er selbst von dieser Idee bedingungslos überzeugt ist - auch wenn der SVG deshalb immer wieder zwischen Kreis- und Bezirksliga pendelt. Gleichwohl ist der 30-Jährige ein Verfechter einer weiteren Graineter Grundtugend - des Zusammenhalts. "Es klingt zwar kitschig: Aber wir sind alle Freunde. Das ist mit ein Grund, warum ich so gern hier spiele", erzählt er - und denkt an zahlreiche Siegesfeiern mit seinen Teamkollegen, vornehmlich im vereinseigenen "Pub".


"Sobald der Ball im Spiel ist, will ich Vollgas geben"

Wer jedoch glaubt, die gute Laune von Moser ist praktisch bedingungslos, der irrt. Es gibt auch Momente, in denen er durchaus grantig werden kann, seine Teamkollegen so richtig zusammenfaltet oder im Training jemanden "aus de Schuah" haut. "Sobald der Ball mit im Spiel ist, will ich Vollgas geben. Zieht einer nicht mit, kann ich ungemütlich werden." Der 30-Jährige, der sich selbst als "Haglbuachana" beschreibt, geht für den Fußball, für den SV Grainet, an die Grenzen - physisch wie psychisch. Und das erwartet er auch von seinen Teamkameraden. "Eigentlich bin ich ein positiver Mensch - außer nach unnötigen Niederlagen."

Das Gesamtpaket Christian Moser hat nicht nur das Sagen auf dem Bezirksliga-Spielfeld der "Groanada", er hat - auch ohne offizielle Funktion - Einfluss im gesamten Verein. Einen der wenigen auswärtigen Spieler - Stefan Grimbs - lotste beispielsweise er an den Glasbach. Der 25-jährige Offensivspieler ist sein Schwager "in Spe" - logisch, dass der mit ihm in einem Team spielen muss. Doch auch was größere Fragen innerhalb des Vereins betrifft, hat die Meinung des Kapitäns Gewicht. "Ich werde bei fast allen Entscheidungen mit ins Boot geholt."

So scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Christian Moser weitere Posten bzw. Aufgaben beim Bezirksligisten übernimmt. Egal, ob Vorsitzender, Abteilungsleiter oder Trainer - man kann ihm alles zutrauen. Denn: Mehr SV Grainet als er geht nicht.

Aufrufe: 030.1.2020, 15:20 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor