2024-06-17T07:46:28.129Z

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Erst Stürmer, dann Torwart beim 1. FC Nürnberg, dann Karriereende ? und jetzt glücklich beim KSD Croatia: Maximilian Nell, Fotos: Gitzing
Erst Stürmer, dann Torwart beim 1. FC Nürnberg, dann Karriereende ? und jetzt glücklich beim KSD Croatia: Maximilian Nell, Fotos: Gitzing

Maximilian Nell: Der Torwart mit dem Stürmer-Gen

Nürnbergs Fußballer: Der 22-Jährige vom KSD Croatia steht zwischen den Pfosten, weil er sich einst "nicht so dämlich angestellt" hat

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Nürnbergs Fußballer, das sind kleine und große Geschichten, die der Ama­teurfußball schreibt. In unserer Serie sammeln wir sie – vom Knoblauchs­land bis zum Fernsehturm. Diesmal: Maximilian Nell vom KSD Croatia.

Man sagt, Stürmer wären die bes­ten Torhüter, „die wissen ja genau, was der Stürmer vor dem Tor macht“. Maximilian Nell muss lachen, als er diese Anekdote erzählt. Nach dieser Logik ist er ja auch einer dieser besten Torhüter. Zwei Jahre hat er schon als Angreifer gespielt und den gegnerischen Torhüter geär­gert, als er selbst in diese Rolle schlüpft. „Wir hatten einfach Perso­nalmangel beim ESV Rangierbahn­hof und als ich dann mal ins Tor gegangen bin, habe ich mich schein­bar nicht so dämlich angestellt.“ Den großen Traum, eines Tages einmal zwischen den Pfosten zu stehen, den hat er jedenfalls nicht gehabt, als er mit fünf Jahren beim ESV beginnt, versichert er.

Und doch entwickelt sich die Kon­stellation Maximilian Nell als Tor­wart schnell zu einem Erfolgsmodell. Bei einem Sichtungstraining der Ber­tolt- Brecht-Schule haben die Club-Scouts ein Auge auf den jungen Tor­wart geworfen, der da so famos die Bälle fängt. Hätten sie diesen Mo­ment verpasst, der „tiefste Clubfan“ wäre wenige Kilometer weiter west­lich gelandet. Das war schon ein biss­chen pikant, sagt Nell, „ich hatte da schon fast bei Greuther Fürth unter­schrieben. Aber wenn man die Mög­lichkeit hat, zum Club zu gehen, dann geht man natürlich dort hin.“ Auf die Bertolt-Brecht-Schule geht er dagegen doch nicht, „das wäre zu viel Stress gewe­sen, es gab beim Club ja noch kein Internat“. Also entscheiden er und seine Eltern sich für das Melanchthon-Gymnasi­um. Doch bei seinem FCN wird der Torwart nicht glücklich, er spielt nur alle drei Wochen – weil bei drei gleichbe­rechtigten Torhütern ständig rotiert wird. Maximilian Nell ist das zu wenig, nach zwei Jah­ren geht er wieder und schließt sich der SG Quelle Fürth an. „Der Druck war außerdem immens, da hätte auch meine Entwicklung in der Schule darunter ge­litten“, sagt er. „Da hat­te ich keine Lust drauf.“




Doch in Fürth hält er es nicht lange aus, „es lief mannschaftsintern nicht so“, es geht weiter zum Post SV, wo er die Fußballschuhe nach der A-Jugend an den Nagel hängt. „Ich wollte mich aufs Fitness-Studio kon­zentrieren“, sagt Nell heute. Inzwischen hat er dieses Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als Fitness-Trainer in einem Nürnberger Stu­dio.

Dem Ruf seines Jugendklubs kann er dann aber doch nicht widerstehen, packt die Schuhe wieder in die Tasche und hütet als­bald wieder das Tor des ESV Rangier­bahnhof. Mit dem einstigen Traum Fußballprofi hat er da längst abge­schlossen, „die Zeit habe ich ver­passt“. Mit 22 Jahren zählen nun andere Dinge im Leben, aber auch auf dem Platz: „Mir geht es um den Spaß, die Zusammengehörigkeit, die Freun­de“, sagt er. „Das ist mir alles wichti­ger als die großen Erfolge.“ All das hat er beim KSD Croatia in der Kreis­klasse gefunden – dank seines besten Kumpels Tomislav Cancar, Stürmer beim KSD.

Ammerndorf statt Karlsruhe

Nell gerät beinahe ins Schwärmen, wenn er von seinem Verein erzählt. Beinahe der gesamte Freundeskreis schnürt inzwischen seine Schuhe für den Klub mit den kroatischen Wur­zeln, erzählt er. „Und im nächsten Jahr werden noch ein paar dorthin wechseln, auch stärkere Spieler.“ Einen Aufstieg in die Kreisliga, viel­leicht sogar in die Bezirksliga, „das nehme ich natürlich gerne mit, aber mein Geld werde ich mit dem Fuß­ball nicht mehr verdienen“.

Ein bisschen Wehmut klingt zwi­schen den Zeilen dann doch durch, wenn er wieder auf seine Zeit beim 1. FC Nürnberg zu sprechen kommt. „Das war einem damals eben nicht so bewusst, welch große und gewaltige Chance man da eigentlich hat“, sagt Nell. „Ob ich es aber auch bis nach ganz oben geschafft hätte, steht wie­derum in den Sternen.“ Und so wird Maximilian Nell eben am Sonn­tagnachmittag wieder auf dem Platz des Sigena-Gymnasiums stehen, sei­ne Handschuhe überstreifen und ein­fach das tun, was er immer macht: Bälle halten. Nur eben gegen den TSV Ammerndorf – und nicht gegen den Karlsruher Sport-Club.

Maximilian Nells weiter Abstoß landet im Kalchreuther Forst bei André Sunde­lin vom FC Kalchreuth.

Aufrufe: 014.4.2016, 10:34 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor