2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview der Woche

Maus: "Ich habe mit Ailton unter einem Dach gewohnt."

Nachspielzeit mit Christian Maus +++ Die Bierstädter Vereinslegende über sein Karriereende und verrückte Zeiten im hohen Norden

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Christian Maus. Nach 17 Jahren im Herrenfußball beendet der 36-Jährige Bierstädter diesen Sommer seine Karriere. Christian erzählt uns, wie die Entscheidung zustande kam und an welche Momente seiner Laufbahn er sich noch lange erinnern wird.

FuPa: Christian, nach einer bewegten Karriere hängst du nun deine Schuhe an den Nagel. Wie kam es zu der Entscheidung, gerade jetzt aufzuhören?

Christian Maus: Während der langen Pause hatte ich viel Zeit nachzudenken und kam zu dem Entschluss, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich habe vor zwei Jahren die Firma meines Vaters übernommen und habe eine eigene Familie. Ich habe reflektiert, wieviel Zeit ich jede Woche in den Fußball gesteckt habe und hätte dies nur weiterhin tun können, wenn ich dafür in anderen Bereichen meines Lebens zurückgesteckt hätte. Ich kam zu der Entscheidung, dass ich dies nicht mehr leisten kann. Mit meinen 36 Jahren bin ich ja nun auch kein Jungspund mehr.

Bevor die Corona-Krise den Amateur-Fußball lahmgelegt hat, lief es für dich in der Gruppenliga noch sehr gut. Wie hast du die letzten Jahre im Fußball empfunden?

Die letzten Jahre haben auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Ich habe im Zentrum so ziemlich jede Position gespielt, je nachdem wo ich gerade gebraucht wurde. Besonders das Aufstiegsjahr 2017/18 war absolute Weltklasse. Gleichzeitig wurden die Gegner über die Jahre nicht langsamer und Mithalten mit steigendem Alter herausfordernder. Als Flügelflitzer wäre ich zuletzt wahrscheinlich eine Fehlbesetzung gewesen (lacht).

Während deiner Zeit im Herrenbereich hast du beim FC Bierstadt deine längste Zeit verbracht. Was bedeutet die der Verein?

Bierstadt ist mein Heimatverein, bei dem ich schon im Kindesalter meine ersten Schritte gemacht habe. Ich wohne nur zwei Minuten vom Sportplatz entfernt und habe mich immer mit dem Umfeld verbunden gefühlt. Eine Moni Preuß kenne ich beispielsweise seit der F-Jugend. Sie war damals eine Bierstädter Institution und ist auch heute noch fester Bestandteil des Vereins. Solche persönlichen Geschichten sind etwas ganz Besonderes.

Kürzlich hat dich Torsten Schnabel als "Besten Spieler, den ich je trainiert habe" bezeichnet. Welche Erinnerungen hast du an deinen ehemaligen Trainer?

Ein Augenzwinkern war bei dieser Aussage sicherlich dabei. Wenn das aber wirklich seine Meinung ist, freut mich das natürlich sehr. Wir hatten damals sowohl auf als auch neben dem Platz auf jeden Fall eine gute Zeit. Der Aufstieg 2018 war dabei sicherlich das Highlight.

Wo wir bei Highlights sind: Bevor du wieder in Bierstadt heimisch geworden bist, hast du viele Jahre im höherklassigen Fußball verbracht. Welchen Moment würdest du als das Highlight deiner Karriere bezeichnen?

Sportlich gesehen war die Oberliga-Saison 2007/08 bei Wehen Wiesbaden II der Höhepunkt. Wir haben als Aufsteiger eine klasse Runde gespielt und sind hinter Darmstadt 98 Vizemeister geworden. Ich habe jede einzelne Minute auf dem Platz gestanden und habe mit einigen richtig guten Spielern zusammengespielt. Sportlich nicht ganz so erfolgreich, aber dafür extrem verrückt waren meine 18 Monate in Bremen beim FC Oberneuland. Dort waren zur dieser Zeit Andre Hahn und Ailton unter Vertrag, der außerdem im selben Haus wie ich gewohnt hat. Außerdem durften wir im DFB Pokal gegen Hoffenheim ran. Leider konnte ich das Spiel verletzungsbedingt nur von der Tribüne aus verfolgen.

Viele Spieler bleiben ihrem Verein auch nach dem Karriereende erhalten. Wirst du dich weiter im Fußball engagieren oder brauchst du fürs erste etwas Abstand?

Ich denke ich werde zunächst einen klaren Schnitt machen und mich aus dem Fußball verabschieden. Ich habe aktuell kein Verlangen danach, sportlich auf irgendeine Weise involviert zu sein. Ich werde aber auf jeden Fall das ein oder andere Heimspiel besuchen. Wenn man mich also beim FCB antrifft, dann höchstwahrscheinlich hinter einem Geländer mit Bratwurst in der Hand.

Auch wenn du nicht mehr Teil der Mannschaft bist, kennst du die Bierstädter Mannschaft natürlich bestens. Wie lautet deine sportliche Prognose für die kommende Saison?

Nach so einer langen Pause ist das natürlich schwer einzuschätzen. Ich denke der FCB hat wieder eine sehr gute Truppe zusammengestellt, die auf jeden Fall das Potenzial für einen vorderen Mittelfeldplatz hat. Gleichzeitig gibt es in der Gruppenliga viele Absteiger und man rutscht sehr schnell in die Gefahrenzone. Entscheidend ist ein guter Start mit einem soliden Polster auf die Abstiegsränge, das nimmt ein wenig den Dampf aus dem Kessel.

Aufrufe: 023.7.2021, 18:30 Uhr
Niklas AllmrodtAutor