2024-06-04T08:56:08.599Z

Interview
Das war 2011: Mathias Surmann (links) an der Seite von Konrad Fünstück, der heute Kaiserslautern trainiert. Foto: Zink
Das war 2011: Mathias Surmann (links) an der Seite von Konrad Fünstück, der heute Kaiserslautern trainiert. Foto: Zink

Mathias Surmann: "Ich will den Ball"

Wie der Ex-Profi den FSV Stadeln retten möchte

Der ehemalige Fürther Profi Mathias Surmann hat zu Jahresbeginn das Amt des Trainers beim FSV Stadeln übernommen. Auf seiner ersten Station als Chefcoach soll der 41-Jährige den Landesligisten vor dem Abstieg bewahren. Aktuell belegt der FSV einen Relegationsplatz und hat einen Punkt Rückstand auf das rettende Ufer. Im Interview erzählt der A-Lizenz-Inhaber, wie er seine Aufgabe angeht und weshalb er mit dem Kapitel Profi-Fußball abgeschlossen hat.

Herr Surmann, Sie haben zuletzt eine Pause eingelegt, weshalb?
Surmann: Ich habe wieder in meinem alten Job als Sozialversicherungsfachangestellter angefangen. Weil ich 15 Jahre lang weg war, wollte ich mich zunächst darauf konzentrieren und nicht zusätzlich am Abend unterwegs sein. Das war mir sehr wichtig, um ein sicheres berufliches Standbein zu haben.

Viele ihrer ehemaligen Kollegen sind jetzt hauptamtliche Trainer oder auf andere Weise im Profifußball beschäftigt. Warum haben Sie einen anderen Weg eingeschlagen?
Surmann: Vor allem, weil ich das Vagabundenleben einfach satt hatte. Als Fußballprofi, egal ob Spieler oder Trainer, zieht man immer seinen Jobs hinterher. Es ist ein Tagesgeschäft mit meist kurzfristigen Verträgen. Das wollte ich nicht mehr. Zudem sind wir in Franken heimisch geworden. Meine Frau blieb auch während meines letzten Engagements als Spieler in Osnabrück hier.

Sie hegen also keinerlei Ambitionen dieser Art?
Surmann: Ich sehe mich derzeit nicht als künftigen Profitrainer. Man kann auch ohne Fußball im Hauptberuf glücklich sein. Ich schnuppere jetzt einfach mal hier in die Chefrolle rein. Alles andere wird sich ergeben. Ich werde schon sehen, ob die Spieler mit mir als Trainertyp klarkommen, oder ob es keinen Sinn macht. Für mich ist es momentan eine Freude, mit den Spielern zu arbeiten und sie in allen Bereichen weiterzubringen. Das ist mir am wichtigsten.

Ihre Erfahrung als Profi hilft Ihnen sicherlich bei dieser Aufgabe.
Surmann: Ich denke schon. Ich habe ja schon einige Trainer erlebt. Jeder hatte seine Stärken, aber nacheifern werde ich keinem. Ich müsste mich auch verstellen, wenn ich jemanden kopieren wollte.

Mussten Sie lange überlegen, als das Angebot aus Stadeln kam?
Surmann: Es war nach eineinhalb Jahren der ideale Zeitpunkt wieder anzufangen. Als Cheftrainer muss man ja wesentlich mehr Dinge bewältigen. Das wäre vorher zeitlich nicht gegangen. Der FSV kam Ende des Jahres auf mich zu. Ich habe mir dann mal ein Spiel angeschaut. Es haben sich gute Gespräche entwickelt, die anschließend detaillierter wurden.

Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen beim FSV?
Surmann: Für einen Amateurverein vorbildlich. Alle sind total bemüht, mir die Wünsche von den Augen abzulesen. Ich empfinde hier eine sehr hohe gegenseitige Wertschätzung und bereue keinen Tag.

Was waren Ihre ersten Amtshandlungen?
Surmann: Ich habe mich natürlich bemüht, die Mannschaft rasch kennenzulernen, um herauszufinden, wo man wen am besten einsetzen kann und eine optimale Formation zu finden, mit der wir schnell aus dem Keller herauskommen. Es ist eine sehr angenehme Truppe. Ich glaube, man kann hier viel erreichen. Aber zunächst sollten wir alle Energie auf den Klassenerhalt verwenden.

Was haben Sie im Vergleich zu Ihrem Vorgänger geändert?
Surmann: Ich habe mich nicht groß damit beschäftigt, was zuvor war. Ich habe meine Vorstellungen, wie man mit der Mannschaft spielen kann, und das versuche ich durchzuziehen.

Was bedeutet das?
Surmann: Ich will den Ball haben und grundsätzlich mein Spiel durchdrücken. Ich bin keiner, der nur verharrt und abwartet. Wenn es der Gegner erfordert, spielen wir aber auch mal so. Das ist immer ein wenig von der aktuellen Situation abhängig.

Sehen Sie schon Fortschritte?
Surmann: Es gibt in den Vorbereitungsspielen immer Auf und Abs. Das hängt auch davon ab, was man zuvor unter der Woche trainiert hat. Ich habe viele Erkenntnisse gewonnen, das ist mir wichtig. Wir haben zunächst an Ausdauer und Kraft gearbeitet und zuletzt den Fokus auf die spielerischen Elemente gelegt. In den Punktspielen sind dann auch Charaktere gefragt, die sich trauen, Fußball zu spielen.

Und die haben Sie?
Surmann: Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Alle sind sich der Situation bewusst. Unsere Chance auf den Klassenerhalt ist groß. Es ist wichtig, dass wir gleich nach der Winterpause erfolgreich einsteigen. So könnten wir uns schon einmal von unten distanzieren. Außerdem kann ich derzeit personell fast aus dem Vollen schöpfen. Es ist für einen Trainer zwar immer schwer, vor einem Spiel Streichungen im Kader vornehmen zu müssen. Aber lieber so, als andersherum.

Zur Person:

Mathias Surmann ist verheiratet und hat mit seiner Frau Mandy eine dreijährige Tochter. Beruflich ist er als Sozialversicherungsfachangestellter bei einer Krankenkasse beschäftigt. Seine aktive Karriere als Spieler begann der im emsländischen Thuine geborene Surmann bei der SG Freren. Von dort wechselte er als Jugendlicher zum SV Olympia Laxten, wo er acht Jahre lang aktiv war. Nach einem einjährigen Intermezzo beim damaligen Zweitligisten SV Meppen unterschrieb er 1998 einen Vertrag bei der SpVgg Greuther Fürth, für die er bis 2006 auf 174 Zweitliga-Einsätze kam und dabei neun Treffer erzielte.

Zur Saison 2006/2007 heuerte der defensive Mittelfeldspieler beim VfL Osnabrück an, mit dem er in die 2. Liga aufstieg. Danach kehrte er 2010 nach Mittelfranken zurück und wurde bei Landesligist TSV Neustadt/Aisch Co-Trainer unter seinem ehemaligen Fürther Mitspieler Petr Skarabela.
Im Sommer 2011 wurde er von der SpVgg Greuther Fürth als Co-Trainer der U23 verpflichtet und assistierte dort in den beiden folgenden Jahren Konrad Fünfstück und Ludwig Preis.

Aufrufe: 025.2.2016, 06:01 Uhr
Fürther NachrichtenAutor