2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview

Martin Krüger: "Mit 47 fast auf Augenhöhe"

Vor dem Pokalspiel gegen den Oberligisten aus Lichtenberg zeigt sich der Trainer des Berlinligisten Berliner SC im FuPa-Interview selbstbewusst

In der 3. Runde des BFV-Pokals empfängt Berlinligist Berliner SC den Oberligisten Lichtenberg 47 (Samstag, 14 Uhr, Hubertusallee). In der vergangenen Runde setzte sich der BSC klar gegen Bezirksligist Concordia Wilhelmsruh (7:1) durch. Die Lichtenberger hatten beim Landesligisten Fortuna Biesdorf deutlich mehr Mühe (3:2). In ihrer jeweiligen Liga befinden sich beide Vereine im Aufwind und wollen im Pokal an die gezeigten Leistungen anknüpfen. FuPa sprach mit dem Trainer des Berliner SC, Martin Krüger (33).

FuPa Berlin: Du bist vor der Saison vom SV Empor zum Ligakonkurrenten Berliner SC gewechselt: Was hat Dich zu diesem Schritt bewogen?

Martin Krüger: Der Wechsel wurde aufgrund der Vereinsphilosophie vorgenommen. Beim BSC gibt es klare Richtlinien und Konzepte, wie man Spieler ausbilden, weiterentwickeln und fördern will. Das Konzept erstreckt sich dabei nicht nur auf den Jugendbereich, sondern zieht sich weiter in den Herrenbereich. Das ist der entscheidene Unterschied zum SV Empor, wo der Herrenbereich etwas ziellos geführt wird. Dort zählt nur die Klasse und nicht die Art und Weise der Zielerfüllung.

FuPa Berlin: Welchen Stellenwert hat der Berliner Pokal für Dich?

Martin Krüger: Der Pokal hat einen hohen Stellenwert, da man sich mit überregionalen Teams messen kann und die Wahrnehmung der Fußballgemeinde bei KO-Spielen einfach höher ist. Und als Berlinligist gibt es eine kleine Chance auf den DFB-Pokal. Das ist für einen Amateuerfußballer das Größte und allein für diese geringe Chance lohnt sich der ganze Aufwand.

FuPa Berlin: Gibt es unterschiedliche Trainingsmethoden für ein anstehendes Spiel in der Liga und eine Pokalpartie?

Martin Krüger: Wir haben die Trainingsinhalte nicht geändert. Wir bereiten uns unverändert auf das Spiel vor, zumal ich uns mit dem Gegner fast auf Augenhöhe wähne und wir unser Spiel auch nicht umstellen werden.

FuPa Berlin: Kannst Du uns deine Spielphilosphie erläutern?

Martin Krüger: Meine Spielphilosophie basiert auf Dominanz. Ich möchte den Gegner durch sauberes Passspiel zur Bewegung zwingen und jederzeit das Heft des Handelns in der Hand halten. Insbesondere im Mittelfeld soll Überzahl geschaffen werden und durch ständiges Wechseln der Positionen Räume gerissen werden, um dann schnell zum Torabschluss zu kommen. Ich will nur in Gefahrensituationen lange Bälle spielen lassen. Gegen den Ball verlange ich eine hohe Disziplin beim Halten der Positionen, insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den Innenverteidigern und dem Sechser ist für mich von zentraler Bedeutung bei der Balleroberung.

FuPa Berlin: Was kannst Du über den Gegner Lichtenberg 47 sagen?

Martin Krüger: Ich habe hohen Respekt vor L47 und deren Trainerteam. Sie spielen technisch guten Fußball und sind sehr zielstrebig bei der Erzielung eines Tors. Sie tragen ihre Angriffe mit einer großen Wucht und Schnelligkeit vor, wobei besonders die Flexibilität auffällig ist, was es schwierig macht sie zu verteidigen. Wenn das Passspiel mal lahmt, können sie sich zudem auf die individuellen Stärken der Offensivkräfte verlassen. Und sie haben mit Reiniger einen der besten Innenverteidiger der Oberliga, der die Defensive immer wieder gut organisiert.

FuPa Berlin: Hat die Mannschaft von Daniel Dejanovic und Uwe Lehmann Schwächen?

Martin Krüger: L47 hat auch Schwächen. Auf diese werde ich meine Mannschaft hinweisen und ich hoffe, dass wir diese ausnutzen können. Hier will ich nur auf die psychische Instabilität eingehen. Ich glaube, dass sie aufgrund des schlechten Saisonstarts nicht mit Rückschlägen umgehen können und im Kopf noch nicht wieder das Topteam des letzten Jahres sind.

FuPa Berlin: Fühlst Du dich in der Außenseiterrolle wohl?

Martin Krüger: Wir nehmen die Außenseiterrolle gern an und genießen diese auch, wie zuletzt in der Liga gegen die vorderen Teams von Sparta, Stern oder Hertha 03. Wir wissen, dass unsere Chancen geringer als 50 Prozent sind, aber chancenlos sind wir nicht. Ich erwarte ein technisch gutes Spiel, in dem wir unsere wenigen Chancen gnadenlos nutzen müssen, um als Sieger den Platz zu verlassen.

FuPa Berlin: Lässt Du Elfmeterschießen üben?

Martin Krüger: Nein. Ich glaube das Spiel wird vorher entschieden sein.

FuPa Berlin: Ist in einem umkämpften Pokalspiel nicht auch manchmal der Punkt erreicht, wo Du als Trainer keinen Einfluss mehr nehmen kannst? Wo das Geschehen auf dem Platz sich löst von jedem taktischen Konzept?

Martin Krüger: Dieser Punkt ist in vielen Spielen erreicht. Das Geschehen auf dem Platz ist immer stark an den Spielstand und deren Verlauf gekoppelt. Das fällt insbesondere bei Alles-oder-Nichts-Spielen auf, da in diesen das Abwarten und taktisches Geplänkel oft wegfällt. In der Liga spielt man geduldiger, denn auch ein Unentschieden kann ein Erfolg sein. Im Pokal zählt aber nur der Sieg, denn selbst ein Unentschieden bedeutet kein Ende sondern Elfmeterschießen. Verlierst du in diesem, fragt man sich als Spieler lange Zeit, ob man davor nicht hätte mehr geben können. So entwickelt sich oft ein offener Schlagabtausch, obwohl das so nicht gewollt war, aber das macht den Reiz des Pokal aus.

Aufrufe: 015.11.2013, 08:45 Uhr
Sebastian SchmelzerAutor