2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: FuPa

Ma­roh will end­lich wie­der la­chen

Das La­chen ist ihm in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten näm­lich ver­gan­gen. Der Ex-Na­tio­nal­spie­ler war aus­ge­mus­tert. Aber jetzt ist der In­nen­ver­tei­di­ger zu­rück ge­kehrt und er­weist sich als Füh­rungs­spie­ler.

Es wird noch et­was dau­ern, bis Do­mi­nic Ma­roh wie­der der Al­te ist. Das La­chen ist ihm je­den­falls ver­gan­gen. Zu ein­schnei­dend wa­ren die Er­fah­run­gen im Jahr 2019, är­ger­lich, de­mü­ti­gend, ein­ma­lig – hof­fent­lich. Der Sta­chel der Ent­täu­schung sitzt noch im­mer der­art tief, das er auch vor dem Spiel ge­gen Han­sa Ros­tock (Sams­tag, 14 Uhr) nur sagt: „Ich möch­te im Mo­ment nichts sa­gen.“ Er schweigt, da­bei hät­te er viel­leicht al­len Grund, sei­nen Är­ger über die zu­rück­lie­gen­den Mo­na­te zu äu­ßern, ihn her­aus zu schrei­en. Doch er schweigt.

Ma­roh hat­te nicht ge­hofft, beim KFC Uer­din­gen glück­lich zu wer­den, aber er woll­te sei­ne Kar­rie­re ver­nünf­tig be­en­den. „Na­tür­lich ist in der Drit­ten Li­ga al­les ein biss­chen an­ders“, hat er vor knapp ei­nem Jahr ge­sagt. „Von da­her hat die Um­stel­lung et­was Zeit ge­braucht. Aber ich den­ke, dass ich mich sport­lich gut ein­ge­fügt ha­be. Die Ent­schei­dung, zum KFC zu ge­hen, war de­fi­ni­tiv rich­tig.“ Ob er das heu­te noch ein­mal so sa­gen wür­de? Was näm­lich folg­te, war die gru­se­li­ge Rück­run­de mit Ab­stiegs- statt Auf­stiegs­kampf.

Schlim­mer geht’s nim­mer, hat er im Som­mer viel­leicht ge­dacht, aber es ging noch schlim­mer, viel schlim­mer. Es ge­hört zu den Ge­heim­nis­sen des En­de Sep­tem­ber ent­las­se­nen Trai­ners Hei­ko Vo­gel, war­um er Ma­roh zum drit­ten Ka­pi­tän er­nann­te und ihn dann aus­mus­ter­te. Zu alt, zu lang­sam, zu schlecht?

Ma­roh, 32 Jah­re alt, her­vor­ge­gan­gen aus der Ju­gend des SSV Reut­lin­gen, 133 Bun­des­li­ga- und 85 Zweit­li­ga­spie­le für Nürn­berg und Köln, mit bei­den Ver­ei­nen in die höchs­te Klas­se auf­ge­stie­gen, Köln nach 25 Jah­ren erst­mals wie­der in ei­nen in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb ge­führt, sie­ben Län­der­spie­le für Slo­we­ni­en. Nicht gut ge­nug für den Dritt­li­gis­ten KFC?

Ei­gent­lich woll­te er im Som­mer mit dem KFC den Auf­stieg fei­ern und in die­ser Sai­son in der Zwei­ten Li­ga spie­len. „Auf­zu­stei­gen, das ist et­was ganz Be­son­de­res.“ Das weiß er aus Nürn­berg und Köln. Und um das noch ein­mal zu er­le­ben, war er nach Uer­din­gen ge­kom­men. Statt­des­sen der Ab­stieg, nicht mit den Blau-Ro­ten, son­dern per­sön­lich.

In­te­rims­trai­ner Ste­fan Rei­sin­ger, jetzt Team­chef, hat nach der De­mis­si­on von Vo­gel die Re­set-Tas­te ge­drückt: al­les auf Null. Ma­roh hat Rei­sin­ger beim Wort ge­nom­men, sich nicht hän­gen las­sen, son­dern im Trai­ning Gas ge­ge­ben, sich an­ge­bo­ten und ge­dul­dig auf sei­ne Chan­ce ge­war­tet. Sie kam En­de No­vem­ber in Würz­burg (2:1). Ge­mein­sam mit As­sa­ni Lu­ki­mya bil­de­te Ma­roh die In­nen­ver­tei­di­gung, eben­so in Chem­nitz (1:1). Und das Duo wird auch am Sams­tag (14 Uhr, Düs­sel­dor­fer Mer­kur Spiel-Are­na) ge­gen Han­sa Ros­tock auf dem Platz ste­hen.

Da­bei kön­nen Rei­sin­ger und Steu­er­na­gel nicht nur auf den sport­li­chen Wert des Ver­tei­di­gers bau­en, son­dern auch auf sei­ne Füh­rungs­qua­li­tä­ten. Ma­roh ge­hört näm­lich zu den we­ni­gen Spie­lern des KFC, die kom­mu­ni­ka­tiv über­zeu­gen. Er spricht mit den Mit­spie­lern auf dem Platz, er­klärt, lobt und führt.

Das hat da­zu ge­führt, dass er in­ner­halb des Teams an­er­kannt ist. Das war auch nach dem Sieg in Würz­burg laut­stark zu hö­ren, als nicht nur Par­ty-, son­dern auch Kar­ne­vals­mu­sik aus der Ka­bi­ne dröhn­te. Der Schwa­be Ma­roh hat sich näm­lich mit dem rhei­ni­schen Vi­rus in Köln in­fi­ziert. Er mag die­se Gu­te-Lau­ne-Mu­sik, fei­ert ger­ne, auch Kar­ne­val: „Wenn ei­ne gan­ze Stadt ta­ge­lang so hap­py ist, das ist ein­fach schön.“

Doch be­vor die Kar­ne­vals­zeit naht und er wie­der mit sei­nem Freund Ti­mo Horn, dem Köl­ner Tor­hü­ter, als Eh­ren­gast der Nip­pe­ser Bür­ger­wehr und der Grup­pe Quer­beat in de­ren Hit „Nie mehr Fa­s­tel­ovend“ ein­stim­men kann, ste­hen die ru­hi­gen ta­ge an: in der Ad­vents­zeit, Weih­nach­ten, die Ta­ge zwi­schen den Jah­ren. Da wird Ma­roh si­cher­lich auch ei­ne per­sön­li­che Bi­lanz für das Jahr 2019 zie­hen. Aus sport­li­cher Sicht wird sie ent­täu­schend aus­fal­len. Aber der Rou­ti­nier weiß, dass es ne­ben der be­ruf­li­chen Tä­tig­keit noch ei­ni­ges gibt, was wich­ti­ger ist: „Wenn es den Men­schen um mich her­um gut geht, bin ich zu­frie­den.“

Ma­roh lacht und fei­ert ger­ne, er spielt ger­ne Fuß­ball und möch­te sei­ne Kar­rie­re ver­nünf­tig be­en­den – trotz der bit­te­ren Er­fah­run­gen der zu­rück­lie­gen­den Mo­na­te.

Aufrufe: 07.12.2019, 08:08 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor