2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Maroh kämpft sich zurück in sein Leben

Teamchef Stefan Reisinger holt ihn von der Tribüne und reaktiviert den Innenverteidiger.

Eigentlich hätte Dominic Maroh allen Grund zur Freude. Der 32 Jahre alte Routinier hat seinen Platz in der Innenverteidigung auf eindrucksvolle Weise zurück erobert. In den drei Spielen, in denen er zuletzt eingesetzt wurde, blieb der KFC Uerdingen ungeschlagen, holte sieben Punkte und feierte den höchsten Sieg in der Dritten Liga seit dem Jahr 2004. Und ein Tor erzielte Maroh auch beim 4:1-Erfolg gegen Hansa Rostock, das er mit einem Handkuss in Richtung Tribüne feierte, auf der seine Frau Madlen saß.

Trotzdem ist dem ehemaligen slowenischen Nationalspieler, der in Nürtingen im Schwabenland geboren ist, der 133 Erst- und 85 Zweitligaspiele für den 1. FC Nürnberg und den 1. FC Köln absolviert hat und mit beiden Traditionsvereinen in die Bundesliga aufgestiegen ist, nicht zum Feiern zumute. Zu tief sitzt der Stachel der Enttäuschungen über das Jahr 2019.

Maroh war nach Uerdingen gekommen und wollte eigentlich in dieser Saison mit den Blau-Roten in der Zweiten Liga spielen. Doch anstatt des Aufstiegs gab es eine grausame Rückrunde. Ebenso wie die Fans hatte er gehofft, dass es in dieser Saison besser werde, doch sah er sich getäuscht. Trainer Heiko Vogel sortierte ihn aus. „Ich habe mir geschworen, dass ich zu dem Thema nichts sage, sonst rede ich mich nur in Rage“, sagte er bei Magenta Sport und schweigt ansonsten lieber.

Warum hat ihn all das so getroffen? Es gibt Profis, die es locker nehmen, nur ein Achselzucken dafür übrig haben, sich mit der monatlichen Überweisung und dem Blick aufs Konto zufrieden geben. Maroh erklärt, warum das bei ihm anders ist: „Ich möchte kicken. Das ist meine Leidenschaft, mein Leben, und man hat mir das über einen langen Zeitraum genommen. Das werde ich nicht vergessen.“

Immerhin hat ihm der Auftritt mit der Mannschaft beim 4:1-Sieg Spaß gemacht. „Das war ein Spiel mit Überzeugung, keine Zitterpartie. Das hat gut getan und war ein Spektakel für die Zuschauer“, sagte Maroh und hatte ein dickes Kompliment für die Mitspieler parat: „Wenn ich überlege, unter welchen Umständen wir hier trainieren, dann kann ich nur sagen: Hut ab!“

Lob gibt es aber auch für Maroh. „Er ist ein erfahrener Spieler, der alles mitbringt“, sagt Assani Lukimya, sein Nebenspieler, mit dem er die Innenverteidigung bildet. Trainer Daniel Steuernagel lobt neben der Erfahrung vor allem Marohs Professionalität und Kommunikationsfähigkeit: „Er redet sehr viel, und was er sagt, hat Hand und Fuß.“

Teamchef Stefan Reisinger war es, der nach der Trennung von Trainer Heiko Vogel als Interimscoach fungiert und den Neustart für alle ausrief. „Ich habe gesagt, dass jeder seine Chance bekommt. Dome hat sich nicht hängen lassen und eine professionelle Einstellung an den Tag gelegt“, sagt Reisinger. „Deshalb war er auch schnell wieder im Kader. Er hat weiter gut gearbeitet und geduldig gewartet.“ In Würzburg stand Maroh beim 2:1-Sieg dann erstmals wieder auf dem Platz, von Beginn an. „Da hat er seine Chance bekommen und es ordentlich gemacht“, so der Teamchef. „Er musste auf den Punkt da sein und war es.“

Maroh hat in den zurückliegenden drei Spielen gezeigt, dass er über die notwendige Qualität verfügt – woran eigentlich auch kein Zweifel bestand. Natürlich war er nie der Schnellste und wird es auch nicht sein. Aber das kann er aufgrund seiner herausragenden Qualitäten in puncto Kommunikation, Stellungsspiel und Kopfballstärke kompensieren. Das weiß auch Reisinger: „Er spricht viel und kann die Viererkette gut organisieren. Und bei Standards ist er immer gefährlich.“ So wie gegen Rostock, wo er das entscheidende 3:1 per Kopf nach Freistoß erzielt. Zumindest hat er sich kurz darüber gefreut.

Aufrufe: 012.12.2019, 09:05 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor