2024-05-08T14:46:11.570Z

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Freut sich über die Entwicklung beim ATSV Erlangen: Abteilungsleiter Jörg Markert. (F: ATSV Erlangen)
Freut sich über die Entwicklung beim ATSV Erlangen: Abteilungsleiter Jörg Markert. (F: ATSV Erlangen)

Markert: "Die Entwicklung in der kurzen Zeit ist brutal"

Abteilungsleiter des ATSV Erlangen ist überrascht vom schnellen Fortschritt bei seinem neuen Verein +++ Ein Neuzugang für die Bezirksliga-Elf soll her +++ Für die zweite Mannschaft zählt nur der Aufstieg

Am Ende der Winterpause der vergangenen Saison war es, als sich Jörg Markert, damals noch Jugendleiter des SC Eltersdorf, zum Fußball-Abteilungsleiter des ATSV Erlangen hat wählen lassen. Zum Verantwortlichen einer Sparte, deren Jugendabteilung so gut wie brach lag und deren 1. Mannschaft in der Bezirksliga hinter den Aufstiegsrängen Jahr für Jahr auf der Stelle trat. Heute, knapp zehn Monate später, steht die nächste Winterpause unmittelbar bevor, an der Paul-Gossen-Straße riecht es mittlerweile nach Landesliga und die zahlreichen Nachwuchsteams blicken rosigen Zeiten entgegen.

Jörg Markert wirkt selbst ein bisschen überrascht von der rasanten Entwicklung, die sein neuer Klub im vergangenen Dreivierteljahr genommen hat: "Wie alles gewachsen ist in der kurzen Zeit, das ist schon brutal", findet der Abteilungsleiter und reibt sich verbal ein bisschen verwundert die Augen: "Eine U19 gab es nicht vor einem halben Jahr. Jetzt steht die A-Jugend im Pokalfinale und spielt vor 200 Zuschauern." In der Tat ist es bemerkenswert, wie beim ATSV binnen weniger Monate beinahe aus dem Nichts eine funktionierende Jugendabteilung aus dem Boden gestampft wurde. Jedes Team hat einen eigenen Sponsor, vom jüngsten Jahrgang bis zur ersten Mannschaft tragen alle Spieler einheitliche Trainingskleidung und das markante weiße Trikot mit der roten Schärpe.

"Etwa 30 Jugendspieler", schätzt Markert, seien ihm im Sommer aus Eltersdorf gefolgt. Sein Ziel bei Amtsantritt war es, in jeder Altersklasse eine Mannschaft stellen zu können. Heute führen A- und B-Jugend ihre Kreisklassen, in die sie wie die C-Jugendlichen nach einem Antrag eingruppiert wurden, an - die U17 gar verlustpunktfrei. Ins Schwärmen gerät Markert aber erst richtig, wenn er von der U13 spricht. Die D-Jugendlichen, die in ihrer Kreisgruppe alles kurz und klein schießen und nach neun Spielen ein Torverhältnis von 111:2 (!) aufweisen, haben sich Ende Oktober in Kirchheim bei München gegen 19 andere Teams für den Cordial Cup 2016, das größte Jugendturnier des Kontinents, qualifiziert. Ende Mai messen sich die Schützlinge von Thomas Roka dann in Kitzbühel mit dem Nachwuchs europäischer Profi-Eliten wie Bayern München oder Juventus Turin.

Aufstieg der zweiten Mannschaft "wahnsinnig wichtig"

Diesen jungen Talenten eine Perspektive bieten zu können, das weiß keiner besser als Markert, ist sowohl kurz- als auch langfristig eine der wichtigsten Aufgaben der Verantwortlichen beim ATSV. Deswegen legt der Abteilungsleiter neben der ersten Mannschaft seinen Fokus momentan vor allem auf die zweite Garnitur. "Wir haben einen super 98er Jahrgang. Die Jungs sollen behutsam aufgebaut werden. Deswegen ist es wahnsinnig wichtig, dass die zweite Mannschaft aufsteigt und in einer angemessenen Liga spielt." Momentan steht die "Zweite" auf Rang drei ihrer A-Klasse einen Punkt hinter den beiden direkten Aufstiegsplätzen.

Einfach sei es trotz der auf den ersten Blick guten Ausgangssituation aber nicht, verrät Markert. "Die zweite Mannschaft ist jetzt eine Leistungsmannschaft. Wir haben hier bewusst einen kleinen Kader zusammengestellt, um immer wieder Spieler aus dem großen Kader der Ersten runterziehen zu können. Das ist natürlich schwierig für einen Trainer, wenn er immer wieder Spieler einzubinden hat, die lieber in der Bezirksliga spielen würden, während er gleichzeitig andere Spieler vorübergehend in die dritte Mannschaft weitergeben muss." Dort in der Dritten habe er mit Charles Rackley und Sebastian Trostberger aber "super Leute, die regelmäßig 20 Mann im Training haben."

Ersatz für Kishimoto

Zufrieden ist der 44-Jährige mit der Entwicklung, die das Flagschiff des Vereins in der Hinrunde genommen hat. Die vor der Saison auf fast allen Positionen hochkarätig verstärkte Bezirksligamannschaft wurde nach leichten Startschwierigkeiten ihrer Favoritenrolle immer mehr gerecht und hat mittlerweile die Spitzenposition in der Tabelle übernommen. Zu einer Korrektur des offiziellen Saisonziels ("oben mitspielen") wollte sich Markert zwar nicht hinreißen lassen, ein Grinsen konnte er sich bei dieser Frage beim Treffen mit FuPa Mittelfranken aber auch nicht verkneifen. "Wir wollen Platz eins natürlich Woche für Woche verteidigen", sagt der ehemalige Bayernligaspieler von Jahn Forchheim, der kein großes Geheimnis daraus macht, dass die Landesliga sein Ziel und Bayernliga-Fußball an der Paul-Gossen-Straße nicht nur sein Traum ist. Auch die "alten ATSVler", wie Markert die nennt, die jetzt wieder öfter bei den Heimspielen vorbeischauen, schwärmen von ruhmreichen Zeiten ihres Klubs.

Dass er für die Verwirklichung seiner ambitionierten Vorhaben die richtigen Spieler hat, davon ist Markert überzeugt. Deswegen soll es im Winter auch keine großen Veränderungen geben. Lediglich Ken Kishimoto, der zwar schon für kommende Saison unterschrieben hat, aber seit Mitte September für ein Auslandssemester in Japan weilt, soll ersetzt werden. Kein Wunder - in den acht Spielen mit Kishimoto blieb der ATSV sechsmal ohne Gegentreffer, in den acht Spielen ohne ihn nur zweimal. Eine Wunschlösung für den vakanten Platz in der Dreierkette, zu der Coach Helmut Wolff wieder zurückgekehrt ist, hat Markert schon im Kopf, einen Namen möchte er sich freilich noch nicht entlocken lassen.

Neuer Torhüter von Greuther Fürth

Entlocken lässt er sich stattdessen viel Lob, wenn man ihm ein paar Namen hinwirft. Die seiner Sommer-Neuzugänge beispielsweise. Ferdinand List und Florian Clausnitzer seien nicht nur fußballerisch, sondern vor allem menschlich eine enorme Bereicherung für die Mannschaft, in die sich auch der eher als Einzelgänger bekannte ehemalige Bundesliga-Junior Stephan Schreiber vorzüglich integriert habe. "Eingeschlagen wie eine Bombe", hätten die beiden 19-jährigen Sebastian Marx und Labeat Ferizi. Wobei Letztgenannter, der optisch und spielerisch durchaus ein bisschen an Ex-Bayern-Profi Xherdan Shaqiri erinnert, noch lernen müsse, seine zweifelsohne vorhandenen technischen Fertigkeiten hier und da etwas effektiver für die Mannschaft einzusetzen. Felix Burkel habe sich indes nicht nur als "typischer Mittelstürmer, der seine Dinger macht", sondern auch als "Partylöwe" etabliert, und Keeper Michael Kraut sei sowieso "die Verpflichtung schlechthin." Beeindruckt zeigt sich Markert auch von Jonas Dirr, bis zu Krauts Verpflichtung die Nummer eins im ATSV-Kasten, der "die Situation akzeptiert hat und auch als zweiter Torwart ein Leader in der Mannschaft ist."

Weil sich auch die älteren Hasen "Shippo" Skeraj, Simon Exner und Stephan Müller vorbildlich verhalten, blickt Markert recht optimistisch in die Zukunft. Hakim Graine (nach Innenbandriss) und Moritz Fath (Kreuzbandriss vor einem Jahr) sollten nach der Vorbereitung wieder voll einsatzfähig sein, womit Helmut Wolff bis auf Fabian Dollhäupl (Kreuzbandriss) für die Rückrunde aus dem Vollen schöpfen kann. Dazu trainierten mit der "Ersten" auch immer zwei bis drei A-Jugendliche, darunter auch ein neuer Keeper. Enis Izbudak, den Markert noch aus Eltersdorfer Zeiten kennt, kam von der Bundesliga-U19 der SpVgg Greuther Fürth und hütet fortan das Tor der A-Jugend.

Wären da nicht sechs Birken und mit ihnen letzte formale Hindernisse, die dem Baubeginn des neuen Kunstrasenplatzes noch im Weg stehen, Jörg Markert könnte sich ob des perfekten Jahres glatt noch einmal die Augen reiben.

Aufrufe: 025.11.2015, 06:02 Uhr
Bastian EberleAutor