2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten

Marienborner Feiertag am Bruchweg

TuS schlägt sich beim 0:4 gegen Bundesligist Mainz 05 mehr als achtbar - und wird kräftig bejubelt

Sie können es nicht erwarten. 13.15 Uhr ist Treffpunkt am Bruchwegstadion. Testspiel gegen Bundesligist Mainz 05, einmalig in der Klubgeschichte der TuS Marienborn. „Lass uns reingehen“, ruft Trainer Ali Cakici. „Aber es fehlen noch Spieler“, schallt es zurück. „Die finden uns schon.“

Laminierte Schilder, „TuS Marienborn“, mit Vereinsemblem, kleben an der Doppelkabine im Jugendtrakt. 13.22 Uhr, die Spieler betreten den Rasen. Frank Berninger, langjähriger Leistungsträger, der bald vier Monate mit seiner Frau durch die Welt tourt, ist mit dabei. „Schöner Ort für ein Abschiedsspiel“, ruft ihm Teammanager Frederik Schulz zu. Ex-Trainer Guido Ritz, als Fotograf immer eng am Team, lichtet die Spieler vor der leeren Haupttribüne ab. Cakici plaudert mit 05-Schiribetreuer-Urgestein Rocky Mayer über alte Hartplatz-Zeiten, bandagiert dann zwei Spielern den Knöchel.

Wie Weihnachten, vor der Bescherung

Neue Trainingsanzüge, neue Trikots – die TuS hat sich chic gemacht. 05-Teammanager Darius Salbert bringt die Aufstellungen, die sofort von den Marienbornern aufmerksam studiert werden. Cakici wechselt zur Pause komplett durch, das ist besprochen. „Du darfst gegen Kunde und Bell spielen“, ruft Etienne Portmann seinem Offensiv-Kollegen Arlind Hoti zu. Das Erlebnis Bundesliga rückt näher, es ist wie Weihnachten, vor der Bescherung. „Coach, wolltest du noch was sagen? Wir wollen uns lange warm machen“, ruft Joshua Klüber. Der Trainer folgt, 15 Minuten früher als geplant.

Um 13.59 Uhr geht es raus, erst um 14.30 Uhr kommen die 05er, aus einem anderen Kabinentrakt. Keine Kontakte vor dem Spiel. Um 14.54 ergreift Cakici noch mal das Wort. Die Mannschaft ist, auch beim rituellen Einsingen, viel reservierter als sonst. Anspannung. „Alles machen wie sonst – nur schneller“, lautet die Kursvorgabe. Und: Fußball spielen, Spaß haben, so wie immer.

Klärung ins Aus wird gefeiert, ein Tunnel noch viel mehr

Los geht’s, der Anpfiff. In Minute zwei hat Berninger den ersten Marienborner Ballkontakt, er köpft einen Diagonalball ins Aus. Jubel auf der Tribüne, lauter noch, als es in der sechsten Minute eine Ecke gibt. Patrick Huth zieht aus der Distanz ab (29.), Dennis Ritz tunnelt Leandro Barreiro (33.), die Marienborner Bank flippt aus. Nur 2:0 zur Pause für den turmhohen Favoriten, die TuS wird mit Gesängen gefeiert, viel lauter als die FSV-Tore. Auf der Bank dreht man sich um. „Man, sind das viele geworden!“ Rund 1500 Zuschauer sind es.

Pause. Alexander Hack bringt Huth sein Trikot, Torwarttrainer-Ikone Stephan Kuhnert quatscht mit den beiden TuS-Keepern, Cakici schwört seine zweite Elf im Mittelkreis ein. „Das Tempo ist so hoch, nach fünf Minuten brennt einem die Lunge“, schnauft Dennis Ritz durch, „man kommt kaum hinterher. Aber ein paar schöne Stafetten hatten wir.“ Allerdings. „Ich bin so tot“, seufzt Nermin Fakovic. „Das ist ein Riesen-Erlebnis für den Verein, für die Geschichtsbücher“, sagt Berninger, der im Publikum „90 Prozent TuSler“ wähnt.

05er sind voll des Lobes für die Marienborner

Nur 4:0 steht es am Ende, ein tolles Resultat für den Verbandsligisten. „Kompliment, tolles Team“, ruft Stadionsprecher Klaus Hafner den Marienbornern zu. Cakici und 05-Trainer Sandro Schwarz unterhalten sich freundschaftlich, die Zuschauer feiern den Underdog, die Spieler stehen minutenlang beisammen, blicken teils ungläubig auf die Tribüne. Lasse Mai holt einen Ball, der versehentlich im Netz der 05er gelandet ist, zurück. Schwarz lobt die Arbeit der TuS, seines Freundes: „Guter Trainer, gute Jungs, es macht Spaß ihnen zuzusehen.“ Sehr jung und dynamisch sehe das Spiel aus. Flache, kurze Pässe, auch über den Keeper – selbst heute bleiben die Marienborner dabei, unbeirrt. Breite, immer breitere Brust, trotz der Übermacht der 05er.

„Wir wollten zeigen, dass wir technisch guten Fußball spielen“, sagt Cakici, „das war heute etwas Besonderes. Diese Gelegenheit so zu nutzen, da bin ich happy.“ 90 Minuten Schulter an Schulter mit dem Bundesligisten, anschließend gemeinsames Essen. Diesen Tag, den sie kaum erwarten konnten, werden die Marienborner nie vergessen.

Aufrufe: 05.1.2019, 19:52 Uhr
Torben SchröderAutor