2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Die Fixpunkte der Verbandsligisten TuS Marienborn und FC Basara: Mateo Trapp (linkes Bild, in Grün) und Yuya Okuda (rechtes bild in Blau).
Die Fixpunkte der Verbandsligisten TuS Marienborn und FC Basara: Mateo Trapp (linkes Bild, in Grün) und Yuya Okuda (rechtes bild in Blau). – Foto: hbz/Sämmer, Daudistel (Archiv)

Marienborn: Mit "Oberliga-Team" in die Oberliga?

Für Basara-Coach Yamashita ist die TuS Marienborn Titelkandidat +++ Kollege Cakici traut Japanern viel zu

Mainz. Fußball-Verbandsliga, erster Spieltag, TuS Marienborn gegen FC Basara Mainz. Am Sonntag, 15 Uhr, startet die Saison mit einem interessanten Derby zweier Teams, deren Spielstätten nur vier Kilometer auseinander liegen – und die doch äußerst unterschiedlich sind.

Kommen und Gehen: Bei der TuS herrscht seit Jahren Stabilität im Kader. Das Keeper-Duo Johannes Melchior und Timon Hammer ist beruflich unabkömmlich, Patrick Huth (Pfeddersheim) eine Liga hochgegangen. Mit Alexander Rimoldi (Gonsenheim) kam ein Leistungsträger für die Abwehr, Leon Walter (Schott) und Nick Zimmermann (Bretzenheim) sind auf Sicht ebenfalls Verstärkungen. Die „Diamanten“ listen neun Neuzugänge aus dem Inland und eine Vielzahl neuer Japaner auf. Mit Fabrizio Haas (Waldalgesheim) und Max Sponheimer (Ingelheim) gingen zwei Abwehr-Größen, Stephan Kaul studiert in Köln. Unter den Neuen bringt Karim Hadri Verbandsligaerfahrung aus Mombacher Zeiten mit, Cedric Godevi aus der Schott-Jugend soll für eine mögliche Rückkehr reifen. Viel Talent und einiges an Formungsbedarf sieht Klubchef und Trainer Takashi Yamashita. Hier Beständigkeit, da Wundertüte.

Taktik und Spielweise: Attraktiver Kombinationsfußball mit hohem Spektakel-Potenzial, dafür steht die TuS unter Ali Cakici. In der Vorbereitung schulte der Chefcoach ein neues Dreierketten-System, will mehr Kompaktheit und Umschaltmomente. „Ich möchte, dass man über uns sagt, Marienborn ist eine robuste Mannschaft“, sagt der frühere Ringer, „Portmann und Huth, die aus dem Nichts Spiele gewinnen, haben wir nicht mehr.“ Also muss mehr Struktur her. Laufstärke und Organisation gegen den Ball, um damit Spaß zu haben – Cakici nennt den TSV Schott als Vorbild. „Ali sagt, die Spieler sollen frei sein, keinen Druck haben, ihre Kreativität ausleben. Er ruft sehr oft positive Dinge rein“, blickt Yamashita auf den Stadt-Nachbarn, „Ich finde seine Philosophie geil, aber ich kann das so nicht machen. Ich muss hart und streng bleiben. Aus der Ernsthaftigkeit heraus haben wir unseren Spaß.“ Systemfußball mit klaren Vorgaben und Abläufen ist sein Steckenpferd. Das kann, weil Yamashita auf technisch gut ausgebildete Spieler setzt und die Japaner es mitbringen, ebenso in attraktivem, zügigem Kurzpassfußball münden. Nur setzte Basara die letzten Jahre viel mehr, um Jan Itjeshorst herum, auf eine stabile Defensive und tat sich zuweilen mit dem Toreschießen schwer. Dabei, betont „Taka“, „haben wir auch Qualität vorne“.

Umfeld und Vorbereitung: Yamashita bewundert am Stadtrivalen nicht nur die große Stabilität im Aufgebot und die Bereitwilligkeit, mit der Spieler zwischen Erster und Zweiter pendeln, sondern auch die familiäre Atmosphäre im Verein. Mit U19-Trainer Stephan Lampert hofft die TuS auf eine neue „goldene Generation“. „1886 gegründet, das ist doch was“, grinst Cakici. Für 200 Zuschauer bei Heimspielen braucht es an der Kirschhecke keine Derbys – und bei Basara womöglich eine ganze Staffel-Hinrunde. „So richtig Freude kommt bei mir auf, wenn Jürgen seine Würstchen brät, die Hofmänner durchdrehen, die Zelte stehen und ich die Zuschauer begrüßen kann“, blickt Cakici auf den Saisonstart. Bei Basara müssen sie sich strecken, um Ehrenamtliche für Kasse und Getränkestand zu mobilisieren, auch wenn sich das Umfeld Schritt für Schritt entwickelt. Die „Diamanten“ wurden 128 Jahre nach der TuS gegründet und sind als Multikulti-Klub allemal sympathisch, da hier kein Geldgeber sich mit wirtschaftlicher Gewalt durch die Spielklassen fräst. Aber das Vereinsleben besteht doch im Wesentlichen im Umgang von Spielern und Staff miteinander.

Die Vorbereitung zeigte an, dass Basara aufhorchen lassen kann (2:1 gegen Gonsenheim, 4:0 gegen Walluf, 4:0 gegen Bretzenheim 46). Und lehrte Yamashita, dass noch viel zu tun ist, um das vorhandene Potenzial zu formen. Aber das ist Sinn und Zweck seines Vereins. Wie auch bei der TuS mit Mateo Trapp, könnte in Yuya Okuda zum Start der Fixpunkt in der Mittelfeldzentrale angeschlagen ausfallen. Für Cakici wäre das sogar ein Grund, wieder auf das gewohnte 4-2-3-1 zu setzen. Dass vor allem durch Urlauber nicht alle auf demselben Fitnessstand sind, darunter leiden derzeit alle Trainer. Die Marienborner Vorbereitungsergebnisse waren, vom 2:1 gegen Gonsenheim abgesehen, mehr als durchwachsen, allerdings variiert und experimentiert Cakici auch mehr als die meisten.

Fazit: Dass Marienborn als Staffelfavorit gehandelt wird, liegt an den Leistungen der vergangenen Spielzeiten und dem starken Kader. „Das ist eine Oberliga-Mannschaft“, sagt Yamashita. Mit Ansagen hält sich Cakici zurück, die Verbandsliga solle man nicht unterschätzen. Aber wenn sie ihr Ding durchziehen, gehen Titel und Aufstieg nur über die Marienborner. „Ich glaube, Basara wird dieses Jahr stärker. Taka ist immer ambitioniert, mehr als viele andere“, blickt Cakici auf seinen Trainerkollegen. Der TuS-Trainer gibt die Aufstiegsrunde als Saisonziel an, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Sollte klappen.



Aufrufe: 012.8.2021, 10:00 Uhr
Torben SchröderAutor