2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Fabian Holland ist in Darmstadt als Linksverteidiger gesetzt.
Fabian Holland ist in Darmstadt als Linksverteidiger gesetzt. – Foto: Volker Schmidt

"Man sollte generell nie vergessen, wo man herkommt"

Fabian Holland verließ Berlin 2014. Beim SV Darmstadt hat er seine sportliche Heimat gefunden. Mittlerweile zum Kapitän aufgestiegen, kann er sich einen längeren Verbleib vorstellen. Vorerst stehen aber andere Dinge auf der Agenda. Während es zu Hertha wenig Kontakt gibt, besucht er seinen Heimatverein noch regelmäßig.

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Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Fabian Holland

Hallo Fabian, viele Amateure liegen derzeit auf der faulen Haut, einige absolvieren Läufe. Ich kann mir vorstellen, ihr als Zweitligist habt dort genauere vorgaben erhalten. Kannst du kurz schildern, wie das tägliche Programm momentan aussieht?

Wir wurden quasi von jetzt auf gleich nach Hause geschickt. Für einige Wochen haben wir einen konkreten Plan bekommen. Auf unserem Niveau ist doch jeder Profi genug, um sich durch tägliche Übungen fitzuhalten. Die Grundfitness wird also jeder haben. Teamtaktisch und bei der Ballarbeit werden wir vielleicht etwas mehr nachholen müssen.

Mit Wolfsburg und dem FC Augsburg sind bereits zwei Mannschaften ins Training zurpckgekehrt. Gibt es auch bei euch konkrete Planungen zwecks der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs?

Nein, noch nicht. Wir werden täglich auf dem laufenden gehalten und sollen uns immer bereithalten, damit wir innerhalb von 24 Stunden auf dem Trainingsgelände erscheinen können. Derzeit ist die Planung aber noch nicht konkret.

Man hört ja häufiger, dass Fußballer auf diesem Niveau den konkreten Trainingsablauf benötigen. Training, gemeinsames Essen, erneut Training. Wie sieht es da bei dir aus, fehlt dir diese Struktur oder fühlt es sich generell komisch und eher wie Urlaub an?

Es ist von beidem etwas. Natürlich kann man die freie Zeit mehr mit der Frau, der Familie nutzen, aber es gibt einen Punkt, da fällt dir ganz einfach die Decke auf den Kopf. Dann musst du etwas machen. Ich merke es bei mir, es fängt dann an in den Beinen zu kribbeln. Ich gehe dann raus und treibe etwas Sport.

Vor der Pause lief es bei euch sportlich sehr gut. Wenn ich mich nicht täusche habt ihr 13 Punkte in den vergangenen fünf Spielen gesammelt. Kann man sagen, sie kam zur Unzeit?

Ich denke, derzeit dreht sich nicht alles um Fußball. So ein Virus kann nie zur richtigen Zeit kommen. Es gibt derzeit wichtigere Dinge im Leben. Klar ist, dass es gut lief. Wir wollen aber auch dafür sorgen, dass es auch nach der Pause so weiterläuft. Wir schauen von Spiel zu Spiel. Damit sind wir zuletzt sehr gut gefahren.

Acht Punkte beträgt der Rückstand auf den HSV. Die Rothosen sind derzeit Dritter. Habt ihr den Aufstieg noch im Blick?

Das ist bei uns gar kein Thema. Natürlich guckt jeder Spieler auf die Tabelle, aber es gibt ganz andere Mannschaften, die den Anspruch haben, am Ende in die Bundesliga aufzusteigen. Wir gucken auf uns und spielen, wie oben schon erwähnt, Spiel um Spiel.

Du bist seit 2014 in Darmstadt, damit Dienstältester Spieler. Zum Ende der Saison läuft dein Vertrag aus. Gibt es bereits Gespräche über eine Verlängerung oder sind diese derzeit auf Eis gelegt?

Es ist kein Geheimnis, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Ich bin sehr zufrieden in Darmstadt, mit dem Trainer, dem Team, dem Umfeld. Natürlich liefern Gespräche über eine gemeinsame Zukunft, doch diese stehen vorerst hinten an. Die Verantwortlichen und ich als Spieler, wir haben derzeit andere Dinge im Kopf. Eine Entscheidung wird in den kommenden Wochen fallen.

Im vergangenen Jahr wurdest du sogar mit der Kapitänsbinde ausgestattet. Nochmal eine große Ehre für dich?

Auf jeden Fall eine Art von großer Wertschätzung. Ich bin darüber sehr dankbar, habe mich dadurch aber nicht als Typ oder Spieler verändert. Es ist für mich ein Zeichen, dass ich auch weiterhin gebraucht werde.

Hättest du dir damals, als du 2014 aus Berlin nach Darmstadt gewechselt bist, erträumen lassen, dass du mindestens sechs Jahre beim SVD spielen würdest?

Es ist schon sehr ungewöhnlich. Vor allem in der heutigen Zeit. Als ich 2014 hierher ausgeliehen wurde, konnte ich mir das auch nicht vorstellen. Als Spieler ist es immer schwierig in einem neuen Verein. Doch ich hatte Zeit mir hier schon im Vorfeld alles anzugucken und dabei ein gutes Gefühl gehabt. In der Zwischenzeit kamen jetzt nie Wechselgedanken auf, besser hätte es eigentlich nicht laufen können.

In Berlin hingegen spielen nur noch wenige Spieler, mit denen du noch eine Kabine geteilt hast. Rune Jarstein, Thomas Kraft und Per Skjelbred sehe ich. Hast du noch Kontakt zu diesen Spielern oder anderen Personen im Verein?

Ich glaube Peter Pekarik war auch schon da, als ich noch in Berlin gespielt habe. Vereinzelt gibt es noch Kontakt zum Betreuerstab, aber in der schnelllebigen Zeit verändert sich das immer wieder. Es ist eher nicht der Fall, dass noch aktiver Kontakt nach Berlin besteht. Es ist eher so, dass man bei vielen Vereinen Spieler trifft, mit denen man mal zusammengespielt hat.

Darauf wollte ich auch noch hinaus. Vor allem aus den Regionalliga-Mannschaften sind derzeit doch viele Spieler bei anderen Zweitligisten unterwegs. Unterhält man sich da vor oder nach den Spielen auch schonmal über alte Zeiten?

Ja, klar. Das ist auch das schöne am Fußball. Fast in jedem Verein gibt es Spieler, mit denen man selber mal zusammengespielt hat. Natürlich spricht man dann miteinander, auch über die alten Zeiten. Nach dem Spiel ist es manchmal schwierig, weil einer ja meistens verloren hat, aber ein kurzes Gespräch ist trotzdem drin.

Hast du dir schonmal darüber Gedanken gemacht, wieder nach Berlin zurückzukehren? Hertha? Union oder später bei einem anderen Team die Karriere ausklingen lassen?

Ich habe meine Wurzeln in Berlin, meine Frau kommt auch von dort, deswegen sehen wir uns früher oder später auch wieder dort. In welcher Form, ob nach der Karriere oder zum Ausklang bei einem ambitionierten oder weniger ambitionierten Verein, darüber habe ich noch nicht konkret nachgedacht.

Wenn wir noch weiter zurückblicken, dann steht in deiner Vereinshistorie auch Forst Borgsdorf. Welchen Kontakt hegst du noch dorthin?

Immer wenn ich Zeit habe, schaue ich dort vorbei. Erst in der Winterpause habe ich mir einige Hallenturniere angeschaut. Auch wenn es die Zeit so mal zulässt, schaue ich ein Spiel am Wochenende an. Den Draht gibt es weiterhin. Auch weil mein Vater dort noch Trainer der zweiten Herren ist. Man sollte generell nie vergessen, wo man herkommt. Borgsdorf wurde schon immer von meiner Familie unterstützt, deswegen lasse ich mich dort sogar sehr gerne blicken.

Abschließende Frage: gibt es ein bestimmtes Ritual, welches du immer vor den Spielen durchführst?

Nein. Ich bin da relativ simpel. Während die anderen immer damit beschäftigt sind, schaue ich nur auf die Uhr und warte, bis es endlich losgeht.

Aufrufe: 028.3.2020, 12:02 Uhr
Marcel PetersAutor