2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Alexander Möller übernimmt nicht nur auf dem Feld Verantwortung für den Verein.
Alexander Möller übernimmt nicht nur auf dem Feld Verantwortung für den Verein. – Foto: Christoph Lehner

"Mahlsdorf bildet für mich sehr viel von dem ab, was ich mir erhoffe"

Alexander Möller, Eintracht Mahlsdorf, erzählt von Trainingseinheiten mit dem Schlitten, einem möglichen Oberliga-Aufstieg und seinen Erfahrungen aus der Vorstandsarbeit.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Alexander Möller

Alexander es ist weiterhin Lockdown-Zeit und der Spielbetrieb ruht. Wie hältst du dich fit?
Durch den Wegfall des Mannschaftstrainings und des Spielbetriebs hält man sich selbstständig fit. Das heißt joggen gehen, hier und da mal einen Liegestütz oder einen Sit-up und vor zwei Wochen noch Schlitten ziehen, wenn die Tochter drauf sitzt.
Der Ball wird sicherlich trotzdem vermisst, laufen und Krafttraining ist ja nicht das Gleiche.

Denkst du nach den gestrigen Beschlüssen, dass eine Rückkehr auf den Platz noch vor der Sommerpause realistisch ist?
Ich bin leider nicht nah genug an den Entscheidungsgremien, um dort mitzureden. Aber ich denke, dass es sicherlich möglich ist, die Hinserie zu beenden. Aber momentan kann kein Verein planen und es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und dann aus den Entscheidungen das Beste zu machen. Laufen und Krafttraining ersetzt es auf keinen Fall, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen oder in der Kabine zu sitzen.


Steht ihr denn trotzdem irgendwie in Kontakt oder ist dieser nach knapp drei Monaten schon abgerissen?
Nein, der Kontakt reißt nie ganz ab, schließlich kennt man sich ja über Jahre auch über den Sport hinaus. Aber natürlich ist es schwer sich zu sehen unter den aktuellen Rahmenbedingungen.


Wie würden die Reaktionen ausfallen, sollte die Saison annulliert werden?
Man würde sich schon so fühlen, als wäre man um den Lohn seiner Arbeit gebracht worden. Ich glaube, dass man nicht behaupten könnte, dass wir es nicht verdient hätten, Berliner Meister zu werden. Aber wenn es so käme, würde es auch nichts bringen, sich daran ewig aufzuhalten. Mund abputzen und es wieder probieren. Ich gehe aber noch nicht von einem Abbruch aus.


Aber die Durchführung einer Hin- und Rückrunde kann man wohl auch ausschließen? Oder würdest du die Saison auch über den Sommer hinaus spielen wollen?
Ich denke, dass das schwierig umsetzbar ist, weil ja auch die anderen Verbände die Saison zum Abschluss bringen wollen. Aber grundsätzlich wäre das für uns eher kein Problem.


Gehört Mahlsdorf denn nun, nach vielen, vielen Jahren in der Spitzengruppe in die Oberliga Nord, und wenn ja, warum?
Ich denke, dass wir seit Jahren schon die Qualität haben dort mitzuspielen, aber bisher einfach nie den Aufstieg über die Bühne bekommen haben. Man kann sicherlich auch behaupten, dass man dann einfach noch nicht so weit ist, in der Oberliga zu bestehen. Aus meiner Erfahrung aus Spielen gegen Mannschaften der Oberliga würde ich aber denken, dass wir uns keine großen Sorgen machen müssen, dass wir unter die Räder kommen.


Ist die Oberliga durch die vielen Berliner Mannschaften auch sportlich wieder attraktiver geworden?
Sie ist auf jeden Fall aufgrund der räumlichen Nähe attraktiver geworden. Und zudem kennt man die Gegenspieler auch aus vielen Spielen und das sorgt auch für eine angenehme Atmosphäre, wo man gern auch nach dem Spiel noch auf ein Gespräch beim Getränk zusammensteht.


Jetzt gehört zu Eintracht Mahlsdorf aber nicht nur die 1. Herren. Im Verein bist du auch generell aktiv. Welche Aufgaben hast du hier?
Ja, richtig, ich bin seit ca. zwei Jahren als zweiter Vorsitzender im Vorstand des Vereins aktiv. Wie das im Ehrenamt so ist, sind die Tätigkeitsfelder nicht 100%ig trennscharf. Ich kümmere mich aber vor allem um die Weiterentwicklung im Jugendbereich hinsichtlich der Kooperationen zu Kitas und Schulen und um die Entwicklung der Sportanlage. Insgesamt muss ein Verein heutzutage mehr leisten, als nur Training und Spielbetrieb anzubieten. Man ist ein sozialer Ankerpunkt, Bildungseinrichtung und Begegnungsstätte. Auch die Weiterentwicklung des Mädchenfußballs im Verein wollen wir vorantreiben. Das ist mir auch wichtig, da auch Mädchen Spaß am Fußball haben und das auch ausleben sollen. Diese Aspekte abzubilden ist uns wichtig.


Woher kommt die Verbundenheit zum Verein, sich über den Fußball hinaus zu engagieren und dann auch noch in so jungen Jahren?
Mahlsdorf bildet für mich sehr viel von dem ab, was ich mir vom Vereinen erhoffe. In Zeiten, in denen sich vieles in Richtung Individualismus entwickelt, sind Orte der Gemeinschaft immer wichtiger. Man trifft auf Menschen, denen man im Beruf oder in der Familie nicht begegnet und setzt sich mit anderen Dingen auseinander. Ich glaube, das ist wichtig für den Zusammenhalt und das Verständnis untereinander. Ich selbst bin jetzt schon sehr lange in Mahlsdorf als Spieler aktiv, wohne hier und arbeite viel in der Region. Da kann man mit ein bisschen Engagement auch viel zurückgeben. Auch die anderen Vorstandsmitglieder sind sehr engagiert und da macht die Zusammenarbeit einfach Spaß


Formt man mit der Arbeit abseits des Platzes auch seine Persönlichkeit, was möglicherweise auch gewinnbringend auf dem Platz eingebracht werden kann, weil man beispielsweise größere Umsicht für das Große-Ganze und damit auch seine Mitspieler hat, als jemand der vor und nach dem Spiel nur Minuten da ist?
Das können vermutlich die anderen Spieler besser beantworten als ich. Ich denke schon, dass man sein Handeln eher auf langfristigen Erfolg als auf einzelne Siege ausrichtet, wenn man im Verein noch anderweitig engagiert ist. Ob das einen Unterschied auf dem Feld macht, kann ich nicht genau sagen. Man ist auf jeden Fall mit reichlich Herzblut am Werk.

Aufrufe: 04.3.2021, 10:07 Uhr
Marcel PetersAutor