2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Auf sportlichen Betrieb müssen die Fußballvereine weiter warten.
Auf sportlichen Betrieb müssen die Fußballvereine weiter warten. – Foto: Christopher Benz

Löning wünscht sich Fakten

Oberliga +++ Dem Trainer des SV Sandhausen II und seinen Spielern fällt die Decke auf den Kopf

Frank Löning diente als Vorturner. "Das soll den Jungs einen Ansporn geben, sich selbst sportlich zu betätigen und ihre Ausführungen ebenfalls zu filmen", sagt der Trainer des Fußball-Oberligisten SV Sandhausen II. Bei verschiedenen Kraft- und Stabilisationsübungen machte Löning eine ordentliche Figur und ging mit gutem Beispiel voran, wo die Cheftrainer andernorts diese Aufgaben gerne an Athletiktrainer oder Physiotherapeuten abdrücken.

Dem ehemaligen Torjäger des SVS ist es wichtig trotz Kontaktverboten den Spaß nicht zu verlieren, auch wenn das von Woche zu Woche schwieriger zu bewerkstelligen ist. "In den ersten drei, vier Wochen herrschte noch Euphorie bei den individuellen Trainings, was mittlerweile allerdings abgeflaut ist", hat Löning zuletzt eine größere Unzufriedenheit bei sich und seinen Spielern festgestellt. "Eine gewisse Entschleunigung ist für einen bestimmten Zeitraum nie verkehrt, so langsam fällt einem dann aber doch die Decke auf den Kopf", gibt er zu. Bei den individuellen Videodrehs haben seine Schützlinge mitunter große Kreativität nachgewiesen. Wer zuhause über keinen Gartenanteil verfügt, übte eben im Wald oder auf einem freien Parkplatz.

Gestern Abend bat Löning zum ersten gemeinsamen Videochat, "um sich einfach mal wieder zu sehen." Jeder nahm dafür vor dem eigenen Bildschirm Platz, die Trainer erwähnten ein paar organisatorische Dinge bei diesem ersten Zusammenkommen, sei es auch nur virtuell gewesen, seit fast zwei Monaten.

Nicht nur für Löning ist dieser Videochat eine willkommene Abwechslung gewesen. Neben seiner Aufgabe als U23-Trainer ruht die Arbeit auf dem Platz mit der Fußballschule. Für selbige ist er vermehrt am Schreibtisch im Einsatz, aktuell werden hierfür ebenfalls Videos mit Übungen für Zuhause erstellt. Mit seiner Familie bleibt der 38-Jährige in und um das eigene Haus, "wir halten uns zurück, schließlich müssen wir alle die Situation so annehmen, wie sie ist."

Löning nimmt die Gegebenheiten äußerst reflektiert zur Kenntnis und versucht für alle Entwicklungen Verständnis aufzubringen. Wie unterschiedlich jedoch in den einzelnen Bundesländern das Thema Amateurfußball angegangen wird, gefällt ihm nicht. "Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass so eine große Uneinigkeit in Deutschland herrscht", sagt er und nennt beispielhaft die Entscheidung des Verbands Schleswig-Holstein den Spielbetrieb nicht über den 30. Juni hinaus zu verlängern, während die Bayern die aktuelle Saison notfalls auch im nächsten Kalenderjahr zu Ende spielen würden.

"Ich würde mir vom DFB gerne eine klare Ansage wünschen, wie es generell ablaufen soll", hofft Löning auf Fakten anstatt weiterer Diskussionen, "denn das würde uns die Planung für die kommende Saison erleichtern, da bei uns wie bei anderen Oberligisten auch, viele Verträge von Spielern zum 30. Juni auslaufen."

Seine eigene Mannschaft könnte bei einem Abbruch ohne Absteiger enorm profitieren, da sich bis zu einem Nichtabstiegsplatz bereits 13 Punkte Rückstand angesammelt haben. "Wir gehen davon aus, dass es bei einem Abbruch so kommen würde, da ansonsten vermutlich viele Vereine dagegen klagen würden", erläutert Löning seine Sichtweise und stellt gleichzeitig klar, "dass wir es so hinnehmen werden, wie es kommt."

Bis dahin muss er wahrscheinlich noch die eine oder andere Übung im heimischen Garten vormachen und seine Kicker herausfordern, es ihm gleich zu tun.

Aufrufe: 01.5.2020, 10:00 Uhr
red.Autor