2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
127 Spiele im Herrenbereich bestritt Tobias Linz bisher für FC Eintracht Bamberg. Der Außenverteidiger kennt also die Schattenseiten genauso wie die erfolgreichen Phasen der Oberfranken. Aktuell sind die Domreiter die Überraschung der Saison.
127 Spiele im Herrenbereich bestritt Tobias Linz bisher für FC Eintracht Bamberg. Der Außenverteidiger kennt also die Schattenseiten genauso wie die erfolgreichen Phasen der Oberfranken. Aktuell sind die Domreiter die Überraschung der Saison. – Foto: Ryan Evans

Linz, Bamberg und die violette Gemeinsamkeit

Mit gerade einmal 23 Jahren kennt Tobias Linz den FCE Bamberg wie kein anderer Spieler. Selbst in schwierigen Zeiten hielt der Abwehrflitzer den Oberfranken die Treue und ist inzwischen mehr als nur Leistungsträger.

Ein Interview mit einem alteingesessenen Spieler, einer Identifikationsfigur, die zunächst die Tiefen und dann die Höhen von Eintracht Bamberg miterlebt hat - mit diesem Arbeitsauftrag wendet sich FuPa an den sportlichen Leiter der Domreiter, Sascha Dorsch. Und der 50-Jährige muss hinsichtlich dieser Anfrage nicht zweimal überlegen, hat sofort einen Namen parat und gerät sogleich regelrecht ins Schwärmen. "Er ist das, was man guten Gewissens als personifizierte Vereinstreue bezeichnen kann. Obwohl er aufgrund seines großen Talents mehrfach die Möglichkeit hatte, zu anderen Vereinen zu wechseln, ist er - gerade in der Zeit der Insolvenz, als nicht klar war, wie es weitergeht - vorbehaltlos geblieben."

Die Rede ist von Außenverteidiger Tobias Linz. Der 23-Jährige ist trotz seines jungen Alters bei der Überraschung der bisherigen Bayernliga-Saison nicht nur absoluter Leistungsträger, sondern auch Identifikationsfigur und Mädchen für alles. "Tobi lebt seinen FC Eintracht wie kein Zweiter. Er ist der kreative Kopf der Außendarstellung, technisch hoch affin und immer voll mit neuen Ideen, was die Homepage, die Vereinszeitung, PR-Möglichkeiten oder Mannschaftsbekleidung betrifft. Nicht selten erhalte ich nachts um 3 Uhr deshalb noch E-mails von ihm."

Die Lobeshymnen des sportlichen Leiters kommen nicht von ungefähr bzw. sind mit vielen Taten untermauert. So hat Linz in der Sommerpause gemeinsam mit Betreuer Alex Waltrapp die Umkleidekabine zur "Multimedia-Kabine mit Launch-Charakter" umgebaut. Klingt nach einem rundum professionellen, ehrgeizigen und fleißigen Spieler. Doch dem ist nicht unbedingt so. Sascha Dorsch kennt auch die größten Schwächen des 23-Jährigen mit violettem Blut in seinen Adern - Spezi und Pommes. "Seine Ausdauerwerte sind ziemlich konträr zu seinen Essgewohnheiten", berichtet Dorsch und schmunzelt.


"Ausschlaggebend für den Erfolg ist neue Philosophie"

Doch wer ist dieser Tobias Linz wirklich? Warum sprudelt es nur gerade so aus dem Fußballchef der Domreiter heraus, wenn er an den wieselflinken und nimmermüden Außenspieler denkt? Im Rahmen des FuPa-Interviews mit dem Angesprochen erfährt man die Antworten auf diese Fragen, wenn man zwischen den Zeilen liest.

Tobi, der FC Eintracht Bamberg ist nicht nur aktuell bester Aufsteiger in der Bayernliga Nord, sondern auch erster Verfolger des Führungstrios: Überrascht Dich diese bisher erfolgreiche Saison vielleicht selbst ein bisschen?
Dass man sich als Aufsteiger erst einmal gegen viele langjährige gestandene Bayernligisten behaupten muss, war uns allen bewusst. Nach zwei Aufstiegen in Folge waren wir bisher natürlich erfolgsverwöhnt, aber die Bayernliga ist bezüglich der Spielhärte und Schnelligkeit nochmal ein anderes Kaliber. Dass wir uns vor allem mit unserer jungen Mannschaft bereits in der Vorrunde im oberen Drittel der Tabelle etablieren konnten, ist für mich und bestimmt für viele andere sehr überraschend.

Worin liegen die Gründe, dass die Eintracht derzeit so gut dasteht?
Ausschlaggebend für mich ist die Änderung der Philosophie bzw. Ausrichtung im Verein vor rund drei Jahren. Es wurde früher viel zu wenig auf die eigene Jugend gebaut und viele Spieler von außerhalb geholt. Das ist jetzt anders. Der größte Teil der Spieler kommt jetzt aus der eigenen Jugend bzw. hat FCE-Vergangenheit. Jeder in der Mannschaft ist gut integriert, wir kennen uns untereinander sehr gut und unternehmen auch neben dem Spielfeld viel zusammen. Dazu passt einfach die Mischung zwischen den jungen Spielern und den Erfahrenen wie Tobias Ulbricht oder Nic Görtler. Dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist, zeigt sich ebenfalls durch den stetig wachsenden Zuschauerzuspruch. Viele Leute in der Region verfolgen unsere Spiele und sehen auch, dass sich im Vergleich zu früher einiges verändert und verbessert hat.


Das Motto der Mutter: "Das mache ich für meine Jungs"

Im Gegensatz zu früheren Zeiten spielt das Miteinander bei Bamberg inzwischen eine übergeordnete Rolle. Was war ausschlagend für diese Entwicklung?
Ausschlaggebend war hierbei, wie bereits erwähnt, dass der Verein auf die eigene Jugend baut, aber auch bei Verpflichtungen darauf schaut, dass derjenige zur Mannschaft passt. Viele Spieler kennen sich bereits über viele Jahre und alle Charaktere in der Mannschaft passen perfekt zueinander, die Stimmung ist immer gut. Der Teamgeist und das gute Miteinander zeichnen uns auf und neben dem Platz aus. Besonders das Trainerteam und die Leute außen herum, hier auch insbesondere die Eltern, harmonieren perfekt mit der Mannschaft.

Zahlreiche Spieler leben den FCE Bamberg - allen voran Du. Du bist Leistungsträger, aber u.a. auch für die Medienbetreuung zuständig. Darüber hinaus sind Deine Eltern für den Verkauf bei den Heimspielen verantwortlich. Was bedeutet der Familie Linz der Verein?
Wir sind eine Fußball-Familie, es dreht sich so ziemlich alles um das Thema Fußball. Meine Mutter war und ist bei nahezu jedem Spiel dabei und organisiert schon seit meiner Jugendzeit beim FCE die Verpflegung für die Mannschaft und das Catering bei den Spielen etc.. Das hat sie auch bis in den Herrenbereich weitergeführt und ist Ihre Leidenschaft. Ihr Slogan: "Das mach ich für meine Jungs!"

Mein Vater spielte selbst höherklassig Fußball und war lange Zeit als Trainer aktiv. Er verfolgt ebenfalls jedes Spiel akribisch und ist mein größter Kritiker. Ich selbst versuche mich auch im Verein einzubringen. Zuerst habe ich immer Liveticker geschrieben, dazu sind dann weitere Tätigkeiten wie die Verwaltung der Facebook-Seite, Webseiten-Verwaltung, Erstellung verschiedener Grafiken und Erstellung der Stadionzeitung gekommen. In der Gesamtheit gesehen ist durch die lange Zeit beim FCE (jetzt 11. Saison) in Verbindung mit den verschiedenen Tätigkeiten eine enge Verbundenheit zwischen uns und dem Verein entstanden.


"Wir waren damals am Ende"

Obwohl Du erst 23 Jahre bist, gehörst Du zu den Leitwölfen der Hutzler-Elf und hast selbst den bitteren Gang in die Bezirksliga mitgemacht. Wie blickst Du heute auf diese schwierigen Zeiten zurück?
Ich selbst bin nicht der Typ, der - wenn es einmal schwierig wird - gleich die Flinte ins Korn wirft. Obwohl wir damals wirklich am Ende waren, haben wir es gemeinsam geschafft, in der Bezirksliga trotz enormer Widrigkeiten eine kompakte Mannschaft zu stellen, die sich schon damals durch Teamgeist und Zusammenhalt auszeichnete. Hier möchte ich vor allem unsere damals neu formierte Vereinsführung und meinen damaligen Trainer Schorsch Lunz nennen, ohne deren Engagement und Herzblut dieser Neuanfang nicht zustande gekommen wäre. Nicht zu vergessen natürlich auch die Sponsoren.

Warum gehören diese negativen Schlagzeilen rund um die Domreiter nun endgültig der Vergangenheit an? Warum wird sich der Verein langfristig stabilisieren?
Wenn man mehrere Insolvenzen hinter sich bringen musste, ist es klar, dass der ein oder andere dieses Thema immer wieder als Gelegenheit nutzt, den Verein ins schlechte Licht zu rücken. Ich denke aber, dass es mittlerweile (fast) jeder sieht, dass die Vereinsführung einen prima Job macht und wir in der Gesamtheit (Verein, Trainer, Mannschaft, Eltern, Helfer) die Wende geschafft haben, so dass der Verein FCE wieder auf solide Beine gestellt werden konnte und in der Region wieder ein Aushängeschild für den Fußball ist. Ein Beleg dafür ist meiner Meinung nach der Durchmarsch von der Bezirks- in die Bayernliga und, wie bereits erwähnt, der enorme Zuschauerzuspruch.


Ist tatsächlich "nur" der Klassenerhalt das Ziel?

Ist die Bayernliga in diesem Zusammenhang das Nonplusultra? Oder soll noch weiter nach oben gehen?
Meiner Meinung ist die Bayernliga die beste Liga für den Verein. Wichtig ist es, sich jetzt dauerhaft in der Liga zu etablieren. Natürlich will man immer oben mitspielen, aber für mich ist ein erneuter Aufstieg derzeit kein Thema.

Was ist in dieser Saison noch drin? Bleibt das vorrangige Ziel vorerst der Klassenerhalt oder kann dieses bereits korrigiert werden?
Nach dem bisherigen Verlauf würde ich schon sagen, dass wir im oberen Tabellendrittel bleiben wollen. Ziel als Neuling ist natürlich erstmal der Klassenerhalt, ich hoffe jedoch, wir können unsere Form über die ganze Saison halten und uns bis zum Ende im oberen Tabellenteil platzieren.

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich der FC Eintracht Bamberg ganz allgemein entwickeln? Und: Wie wird die weitere Karriere des Spielers Tobias Linz aussehen?
Unsere beiden Hauptakteure Jörg Schmalfuß und Sascha Dorsch wurden kürzlich in ihren Ämtern beim FCE bestätigt, was bezeugt, dass beim FCE wieder und weiterhin solide gearbeitet wird und mein Verein auf einem guten Weg ist. Es wird stetig versucht, verschiedene Dinge aufzuarbeiten und weiter zu verbessern. Für mich persönlich bedeutet der FCE Leidenschaft, hierbei will ich weiter versuchen, auf und neben dem Platz meinen Beitrag zu leisten und mich auch in der Bayernliga weiter entwickeln.

Vielen Dank für das Interview. Und weiterhin alles Gute und viel Erfolg.

Aufrufe: 08.10.2019, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor