2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Steht unter  Rechtfertigungsdruck: Kreisfußballwart Achim Quehl. 	Archivfoto: Krämer
Steht unter Rechtfertigungsdruck: Kreisfußballwart Achim Quehl. Archivfoto: Krämer

Leidtragende sind die Vereine

RELEGATION ALSFELD: +++ Viele Diskussionen um die Relegation zur Kreisliga A +++ Erst abgesagt, dann doch ausgespielt +++

Alsfeld. Wenn morgen die Aktiven des TV/VfR Groß-Felda und der FSG Kirtorf zum Relegationsrückspiel zur Kreisliga A Alsfeld ihre Schuhe schnüren, wird auch diese Partie von einigen Diskussionen begleitet sein und findet unter Protest der Kirtorfer statt. Hintergrund der Diskussion ist die Tatsache, dass Kreisfußballwart Achim Quehl der FSG Kirtorf schriftlich mitgeteilt hat, dass der Verein als Drittplatzierter der B-Klasse automatisch, dass heißt ohne Relegationsspiel, in die A-Klasse aufsteigt und im Gegenzug der Vorletzte der A-Klasse, der VfR Groß-Felda, automatisch in die B-Klasse absteigt. Doch genau diese Entscheidung ist nicht konform mit der Spielordnung des Hessischen Fußball Verbandes (HFV).

Hat sich Kreisfußballwart Achim Quehl und mit ihm der Kreisfußballausschuss ,,verrechnet" oder kennt er die eigenen Spielordnungen nicht? Es geht bei den Diskussionen um Auslegungen und Satzungsrecht und um Spielordnungen von Verbands- bis runter zu den Kreisklassen.

Allen Protesten zum Trotz: Aus der Sicht des Hessischen Fußballverbandes bleibt es dabei: ,,Die Relegation muss gespielt werden; eine Entscheidung am 'grünen Tisch' gibt es nicht", betonte Verbandsspielausschuss-Vorsitzender des Hessischen Fußballverbandes, Jürgen Radeck, auf die Frage, ob man nicht beiden Seiten in dieser Situation gerecht werden könnte. ,,Nachdem Gemünden den Relegationsaufstieg (in die Kreisoberliga, Anm. d.Red.) nicht geschafft hatte, war für mich klar, dass es zwischen dem Tabellenvorletzten der A-Liga und dem Dritten der B-Liga zu Relegationsspielen kommen muss." Von dieser Regelung dürfe nicht abgewichen werden, da es 32 Fußballkreise gebe und eine Ausnahme das ganze Gefüge zum Einsturz bringen würde.

Kreisfußballwart Achim Quehl entschuldigt sich in einer schriftliche Stellungnahme zunächst bei den betroffenen Vereinen: ,,Zuerst möchte ich die Vereine TV/VFR Groß-Felda und FSG Kirtorf um Entschuldigung bitten, dass dies passiert ist! Ich wünsche den beiden Mannschaften für das noch anstehende Relegationsrückspiel viel Erfolg. Den Spielern, die sich im ersten Relegationsspiel verletzten, wünsche ich gute Besserung und alles Gute!" Er erläutert, dass die Situation nicht entstanden sei, weil der Kreisfußballwart die Regularien nicht kenne, und nicht rechnen könne, sondern ,,es gab für mich mehrere Gründe, die meine Entscheidung, die Relegation auszusetzen, unterstützten. Dass dann zehn Tage nach meiner Entscheidung andere Fakten auf dem Tisch lagen, ist für die beiden betroffenen Vereine aus Groß-Felda und Kirtorf schade, kann ich aber nicht mehr rückgängig machen."

Der Kreisfußballausschuss Alsfeld habe daraufhin beim Verband den Antrag gestellt, die Kreisliga A Alsfeld auf 17 Mannschaften aufzustocken und die Kreisliga B Alsfeld in der kommenden Saison mit 16 Mannschaften spielen zu lassen. ,,Diesem Antrag wollte der Verband mit Hinweis auf die festgelegten Regularien aber nicht nachkommen, sodass ich die Relegation wieder ansetzen musste."

Einig sind sich die betroffenen Vereine, dass der Fehler eindeutig beim Kreisfußballausschuss und dem Kreisfußballwart zu suchen sei;Arno Naumann, Abteilungsleiter der FSG Kirtorf, kritisiert: ,,Den ganzen Sachverhalt hat Kreisfußballwart Achim Quehl persönlich zu verantworten. Er hat ohne Not die Relegation ausgesetzt und die Vereine davon in Kenntnis gesetzt, und das", erklärt Naumann weiter, ,,obwohl er mehrfach darauf hingewiesen wurde, dies nicht zu tun." Die sportlich und finanziell Leidtragenden seien Groß-Felda und Kirtorf. Die FSG sei nach der Mitteilung vom 24. Mai davon ausgegangen, dass man als Drittplatzierter der B-Klasse in die A-Klasse aufgestiegen sei. Am 8. Juni um 22.57 Uhr habe Quehl eine Mail als Mitteilung an die beiden Vereine versandt, dass sie doch die Relegation spielen müssen. ,,Wir waren völlig überrascht", so Arno Naumann. Die Vereine brauchten Rechtssicherheit und holten sie sich in einem Gespräch mit Jürgen Radeck und bei Jörg Wolf (Mitglied Verbandsspielausschuss). Dabei wurde schnell deutlich, dass der Kreisfußballausschuss und der KFW nicht satzungs- und spielordnungskonform die Relegation ausgesetzt habe. Klar wurde auch, dass die Relegation gespielt werden müsse, um verbandsrechtlich im Rennen zu bleiben. ,,Rechtzeitig legten wir allerdings auch Protest beim Verbandsspielausschuss gegen die Ansetzung der Relegation ein. Denn für die FSG Kirtorf steht eine ganz andere Mannschaft auf dem Feld als in der Saison", legt Naumann nach. Einige Spieler seien bereits in Urlaub oder hätten sich wie Torjäger Erik Schmidt operieren lassen, um in der neuen Saison wieder rechtzeitig einsatzbereit zu sein. ,,Und für uns", so Naumann abschließend, ,,ist klar, wir gehen mit diesem Protest durch die Instanzen des HFV; wir hoffen, dass der HFV dabei die Gesamtlage richtig einschätzt und dabei auch das ,,Fair play" am grünen Tisch praktiziert." Für ihn sei nach diesem Durcheinander Achim Quehl als Kreisfußballwart nicht mehr tragbar.

Nicht ganz so heftig wie die FSG Kirtorf, aber ebenfalls sehr verärgert, beurteilt Johannes Hartmann, Fußballabteilungsleiter des VfR Groß-Felda, die Situation. Dem VfR sei mündlich durch Quehl mitgeteilt worden, dass er als Zweitletzter ohne Relegation abgestiegen sei. ,,Das war mehr als ärgerlich, denn wir hatten uns in den letzten Spielen sportlich gefangen und uns für die Relegation durchaus Chancen zum Klassenverbleib ausgerechnet", blickt Hartmann zurück. Nur durch einen Zufall habe der Verein dann Anfang Juni von Dritten erfahren, dass diese Ausssage nicht regelkonform und gegen geltendes Spielordnungsrecht des HFV sei. ,,Diesen Sachverhalt bestätigte er letztlich am 8. Juni selbst und setzt das Relegationsspiel an. Zwischenzeitlich hatten wir aber bereits am 7. Juni beim HFV und dem Verbandsspielausschuss Widerspruch gegen die Entscheidung des Abstieges aus der A-Klasse erhoben." Dazu käme noch, dass ,,versucht worden sein soll, dem VfR Groß-Felda zu unterstellen, dass wir sowieso freiwillig aus der A-Klasse nach unten gehen wollen. Davon war von keinem Verantwortlichen des Vereins die Rede. Das gab dem Ganzen noch einen weiteren bitteren Beigeschmack", sagte Hartmann.

Klar ist zunächst, dass morgen das zweite Relegationsspiel zwischen VfR Groß-Felda und FSG Kirtorf um 15 Uhr in Groß-Felda angepfiffen wird. Aber: ,,Der Protest der FSG Kirtorf liegt dem Verbandsspielausschuss vor", erklärte Jörg Wolf (Marburg). Der Ausschuss werde sich damit zu befassen - und letztlich zu entscheiden haben.



Aufrufe: 024.6.2016, 07:00 Uhr
Günther Krämer (Oberhessische Zeitung)Autor