Angesprochen auf ihre Stärken bleibt die angehende Werkzeug-Mechanikerin dennoch bescheiden. „Ich kann nicht dribbeln und Kopfball auch nicht so gut. Ich bin die, die den Ball erläuft und dann draufhaut“, sagt Baum über sich selbst. Das allerdings klappt richtig gut. Allein in der bislang letzten Partie vor dem Lockdown Ende Oktober gelangen ihr beim 25:0-Erfolg gegen den TuS Hillegossen 10 Treffer, darunter ein Hattrick in gerade mal zwei Minuten.
Das Fußball-Gen ist ihr buchstäblich in die Wiege gelegt worden. Mutter Marion, seit vielen Jahren Leiterin der Abteilung in Amshausen, war Teil der bislang letzten Aufstiegsmannschaft des TSV. „Als kleines Kind habe ich bei den Spielen meiner Mutter an der Seitenlinie gestanden und mir mit den Ersatzspielerinnen Bälle zugepasst“, erzählt Lea Sophie. Auch wenn Fußball spielen für sie somit irgendwie programmiert gewesen sei, sei sie aber zu nichts gedrängt worden. „Ich habe auch Tennis und Schwimmen ausprobiert, das hat mir aber keinen Spaß gemacht“, sagt sie.
Den Spaß am Kicken hatte sie zwischenzeitlich allerdings fast verloren. Nachdem sie in der B-Jugend zum DSC Arminia Bielefeld gewechselt war, wurden ihr die langen Zugfahrten von ihrer Schule in Gütersloh zum Training nach Bielefeld irgendwann zu stressig. Außerdem litten ihre schulischen Leistungen, so dass sie beschloss zum TSV zurückzukehren. „Dort habe ich direkt die alten Mädels wiedergetroffen, die ich seit der Jugend kenne und da war klar, dass ich da bleibe“, sagt Baum.
Mit der Lust am Fußball ging es dennoch weiter Auf und Ab. Wohl auch, weil sie da noch nicht die richtige Position für sich entdeckt hatte. „Bei Arminia habe ich in der Abwehr gespielt und in Amshausen zunächst auch“, erzählt Baum. Nach einem Gespräch mit Trainer Alexander Wallenstein probierte sie es in der vordersten Reihe – und seitdem hat sie die Position gefunden, die ihr Spaß macht. Eine bestimmte Marke an erzielten Treffern hat sie sich für den Fall der Fortsetzung der Saison allerdings nicht vorgenommen. „Viel wichtiger als die Torjägerkanone ist sowieso der Aufstieg in die Bezirksliga“, versichert sie. Die Voraussetzungen als Tabellenführer sind gut, auch wenn die direkten Duelle gegen den punktgleichen Verfolger SV Häger noch ausstehen.
Paula Schönborn (VfB Granzow, Kreisliga) 30 Tore/8 Spiele
Lea Sophie Baum (TSV Amshausen, Kreisliga) 29/6
Franziska Arens (Bayer Uerdingen, Bezirksliga) 28/7
Anna Meierebert (SV Häger, Kreisliga) 24/6
„Wir sind dieses Jahr eine richtige Gemeinschaft geworden“, erklärt Lea Sophie Baum das Erfolgsgeheimnis. Dabei waren vor der Saison gleich sieben Spielerinnen der aufgelösten Mannschaft des SC Halle neu zum TSV gestoßen. Doch der Prozess des Zusammenwachsens hat glänzend funktioniert. Zum guten Gemeinschaftsgefühl in Amshausen trage auch die Akzeptanz der Frauenmannschaft im Verein bei. „Hier werden alle Teams gleich behandelt“, lobt Lea Sophie Baum, „von anderen Vereinen habe ich gehört, dass dort die Herren bevorzugt werden. Aber wir teilen uns hier beispielsweise den Platz beim Training mit der ersten Herrenmannschaft und die Herren gucken bei unseren Spielen zu und umgekehrt.“
Da die Männer in der Kreisliga A ebenfalls noch reelle Aufstiegschancen haben, gäbe es für den TSV in dieser Saison nichts Schöneres, als ein Doppelaufstieg in die Bezirksliga. Lea Sophie Baum jedenfalls möchte ihren Teil dazu beitragen und weiterhin, das machen, was sie am besten kann: Den Ball erlaufen und dann draufhauen.