2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Auch wenn der Wettbewerb von Grund auf umgekrempelt wurde, die Absicherung des Tores wird bei den Hallenturnieren im Vordergrund stehen. Ganz egal, ob es zunächst um die Landkreismeisterschaft, dann die Kreismeisterschaft und ganz am Ende um die „Schwäbische“ geht.
Auch wenn der Wettbewerb von Grund auf umgekrempelt wurde, die Absicherung des Tores wird bei den Hallenturnieren im Vordergrund stehen. Ganz egal, ob es zunächst um die Landkreismeisterschaft, dann die Kreismeisterschaft und ganz am Ende um die „Schwäbische“ geht. – Foto: Oliver Reiser

Kurios und schwer nachvollziehbar

Um den Fußball in der Halle wiederzubeleben, hat der Bezirk Schwaben die Meisterschaft umgekrempelt +++ Nach welchem Modus künftig gekickt wird und nach welchen Kriterien die Startplätze vergeben werden

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In diesem Jahr ist alles anders. Der Bayerische Fußball-Verband hat im Bezirk Schwaben die Hallenfußball-Meisterschaft total umgekrempelt. Statt sich mit Glühwein und Bratwurst auf den diversen Weihnachtsmärkten auf das Fest vorzubereiten, wird an den Adventssonntagen Nummer drei und vier in der Halle gekickt. Am Sonntag nach Weihnachten, 29. Dezember, findet dann die Finalrunde in der Fischacher Staudenlandhalle statt. Warum das so ist?

Der einst so beliebte Fußball in der Halle liegt schwabenweit darnieder. Die Spielleiter des Bezirkes haben sich bei ihrer Klausurtagung im Kloster Irsee dieses Problems angenommen – und haben den Modus reformiert. Sinkende Teilnehmerzahl und Stimmung hätten zum Umdenken geführt. Als einer der Gründe dafür wird zum Beispiel im Allgäu angeführt, dass der Unterallgäuer Hallenmeister erst im darauffolgenden Jahr an einem Qualifikationsturnier zur schwäbischen Meisterschaft teilnehmen konnte. Durch die Umstrukturierung soll die Qualifikation übersichtlicher und nachvollziehbarer werden. Die Landkreismeister müssen also nicht mehr ein Jahr warten, ehe sie an der „Schwäbischen“ teilnehmen können.

Reinhold Mießl, Spielleiter des Kreises Augsburg, kann das nicht so wirklich nachvollziehen. Gerade im Landkreis Augsburg hat der Kick der in der Halle trotz der Umstellung auf Futsal noch immer einen hohen Stellenwert. Zuletzt gab es sogar wieder steigende Zuschauerzahlen. Und den Augsburger Landkreismeistern war es bisher völlig egal, dass sie erst im Jahr darauf bei einer Vorrunde der „Schwäbischen“ vertreten sein durften. Egal, ob TSV Diedorf, TSV Dinkelscherben, VfR Foret, TSV Leitershofen oder SpVgg Auerbach-Streitheim – die sogenannten „Kleinen“ waren stolz, wenn sie überhaupt mit den „Großen“ mitspielen durften.

Diese Qualifikationsturniere, in denen die Endrundenteilnehmer gesucht werden, wird es künftig nicht mehr geben. Stattdessen werden künftig in allen drei Kreisen Meister ausgespielt – und die fahren mit ihren Vizes im Schlepptau zu „Schwäbischen“ nach Günzburg. Zu den jeweils zwei Vertretern aus den Fußballkreisen Allgäu, Augsburg und Donau kommen noch die beiden Endspielteilnehmer der vergangenen Hallenrunde – also der schwäbische Titelträger FC Gundelfingen und der unterlegene Finalist TSV Meitingen. Beim schwäbischen Vizemeister herrscht darüber genauso viel Freude wie Verwunderung.

Im Wesentlichen haben sich die schwäbischen Spielleiter beim neuen Modus an den Kollegen aus den sechs anderen bayerischen Bezirken orientiert, die allerdings zum Großteil in reinen Futsal-Ligen spielen. Die Region zwischen Ries und Allgäu hatte nämlich als Alleinstellungsmerkmal bislang ein Turniersystem, das angeblich die höherklassigen Teams begünstigte. Jetzt müssen sich diese Teams der Konkurrenz schon in ihrer unmittelbaren Umgebung stellen. „Indirekt sind damit alle Mannschaften gleich gestellt“, sagt Allgäus Kreisspielleiter Rimmel. Ob sich deshalb die Meldungen der höherklassigen Mannschaften in Grenzen halten?

Im Landkreis Augsburg ist das Interesse nach wie vor vorhanden. 36 Vereine stellen sich der Qualifikation in sechs Vorrundenturnieren. Neben den jeweiligen Turniersiegern nehmen auch der Titelverteidiger (SV Türkgücü Königsbrunn) und der Ausrichter (TSV Fischach) an der Endrunde teil, die nach wie vor im für die neutralen Zuschauer attraktiven K-o.-System ausgetragen wird. „Die Augsburger Landkreismeisterschaft ist eine Veranstaltung, um die uns alle beneiden“, sagt Kreisspielleiter Reinhold Mießl, „das sollten wir nicht mit Gewalt kaputtmachen!“

Doch auch im Kreis Augsburg gibt es große Unterschiede: Zuletzt musste die Meisterschaft im Landkreis Aichach-Friedberg ausfallen und dann mangels Teilnehmer mit den Vereinen der Stadt Augsburg zusammengelegt werden. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gab es bisher überhaupt keine Landkreismeisterschaft. Dort bildet das Turnier der Schiedsrichtergruppe Neuburg den Hallen-Höhepunkt. Gespielt wird dort allerdings klassischer Hallenfußball mit Bande und großen Toren. „Das könnte zu Ungerechtigkeiten führen“, sinniert Mießl.

Wie in der vergangenen Saison tragen die Vereine der Stadt Augsburg und des Landkreises Aichach-Friedberg (plus der VfR Neuburg als einziger Vertreter des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen) auch heuer ein gemeinsames Turnier aus. Gespielt wird am 21. und 22. Dezember in den Hallen von Friedberg und Dasing. Das Endturnier geht am 28. Dezember (17 Uhr) in der Dasinger Arena über die Bühne. Im Landkreis Dillingen beginnt die Landkreismeisterschaft am heutigen Freitag.

Sind die Landkreismeister ermittelt, sind die deshalb noch längst nicht für die „Schwäbische“ qualifiziert. Denn jetzt wird es kurios und nur schwer nachvollziehbar. Am 6. Januar folgt nämlich die Kreismeisterschaft, an der neben dem Landkreismeister auch der unterlegene Endspielgegner und der Dritte teilnehmen. Das Spiel um Platz drei, im Kreis Augsburg bisher lapidar im Siebenmeterschießen entschieden, erhält dadurch eine wesentlich größere Bedeutung. Bei der Kreismeisterschaft wird dann im Modus jeder gegen jeden gespielt.

Ob der schwäbische Hallenfußball dadurch wiederbelebt werden kann? Kreisspielleiter Reinhold Mießl ist über die derzeitigen Zustände alles andere als begeistert. „Es scheint so, als sei dies allerdings nicht zu ändern“ erklärt er. Dabei setzten Funktionäre auf den Nachwuchs. „Wenn die Jugendlichen ins Seniorenalter aufrücken, wird das Interesse am Futsal wieder steigen“, hoffen Verbandsmitarbeiter. Wenn das nun mal kein Trugschluss ist. Wie zu hören war, ist in Augsburg bei den älteren Nachwuchs-Altersklassen offenbar das Faible für Futsal auch nur noch sehr eingeschränkt vorhanden.

Mehr Lokalsport gibt es unter www.augsburger-allgemeine.de

Aufrufe: 013.12.2019, 17:34 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver Reiser, ollAutor