2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Heinz Galonska ist auch mit 77 Jahren noch topfit. Hier besteht er die Schiedsrichter-Laufprüfung im Jahr 2019.
Heinz Galonska ist auch mit 77 Jahren noch topfit. Hier besteht er die Schiedsrichter-Laufprüfung im Jahr 2019. – Foto: Tim Feldmann

Kult-Schiedsrichter Heinz Galonska im Interview

77-jähriger geht bald in sein 40. Jahr als Unparteiischer und hat schon viel erlebt

Er hat einen absoluten Kultstatus: Heinz Galonska. Der 77-jährige Schiedsrichter leitet noch immer viele Spiele im Kreis Paderborn. Bald steht sein 40. Jahr als Schiedsrichter für den Hövelhofer SV an. Im Interview verrät er, was er in der aktuellen Corona-Pause macht, warum er Schiedsrichter wurde und wie lange er noch pfeifen wird. Dazu berichtet er von schönen, aber auch negativen Erfahrungen, die er während seiner langen Laufbahn gemacht hat.

Hallo Heinz, zuerst wollen wir einen Blick auf die aktuelle Thematik rund um das Corona-Virus blicken: Wie geht es in Dir und wie verbringst Du die fußballfreie Zeit?

Heinz Galonska: Die fehlenden Kontakte zu meinen Kindern und Enkeln bedauere ich sehr. Zusätzlich vermisse ich natürlich auch die jahrelange Routine, wöchentlich mit dem Fahrrad oder Auto zu den Fußballspielen hier in der Region zu fahren. Deshalb beschäftige ich mich vermehrt mit meinen Instrumenten und musiziere viel. In meinem hauseigenen Fitnessraum verbringe ich Zeit und fahre viel mit dem E-Bike an der frischen Luft. Letzte Woche haben meine Frau und ich den 52. Hochzeitstag gefeiert. Das war eine willkommene Abwechslung, auch wenn es natürlich nicht so groß gefeiert werden konnte wie zu „normalen Zeiten“.

Du feierst im Juli Deinen 78. Geburtstag. Nächstes Jahr steht dein 40. Jahr als Paderborner Schiedsrichter an. Freust Du dich auf das Jubiläum und wie lange willst Du noch aktiv an der Pfeife bleiben?

Galonska: So lange wie die Gesundheit mitspielt und ich zu den Fußballvereinen kommen kann, ohne dass die beteiligten Vereine stöhnen: „Oh nein, der Galonska pfeift uns schon wieder.“ Bislang ist mir das noch nicht passiert und ich bin guter Dinge, dass noch einige Jahre als aktiver Schiedsrichter hinzukommen. Die Liebe zum Fußball und das Vermitteln zwischen manchmal aufgeheizten Persönlichkeiten auf dem Platz macht mir immer noch großen Spaß.

Was hat dich 1970 bewogen Schiedsrichter zu werden?

Galonska: Damals lebte ich in Schlesien/Polen und lernte Maschinenbau-Techniker. Die Besuche der Abendschule verhinderten ein regelmäßiges Training im Fußballverein. Trotzdem wollte ich Sport treiben und fand so den Weg zum Fußballschiri. Als ich 1980 nach Deutschland flüchtete, landete ich in Paderborn und wollte auch hier der Tätigkeit als Unparteiischer nachgehen.



Schon seit vielen Jahren wohnst Du im Westen der Stadt Paderborn, pfeifst aber für den Hövelhofer SV. Wie kam es dazu?

Galonska: Als ich 1980 nach Paderborn kam, nahm mich unser damaliger Schiri-Obmann Ludwig Wilsmann an die Hand und kümmerte sich um eine schnelle Integration in die Schiedsrichterfamilie. So nahm mich sein Heimatverein, der Hövelhofer SV, als Schiedsrichter auf. Beim Verein aus der Sennegemeinde gefällt mir die Freundlichkeit und das Vereinsleben besonders gut. Außerdem kümmert sich beispielsweise ein Klaus-Peter Spiegel, die gute Seele des Vereins, hervorragend um die Schiedsrichter des Hövelhofer SV.

Du hast in den vielen Jahren als Referee sicherlich viel erlebt. Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Galonska: Besonders die Sportplatzeröffnung des TSV Wewer im Jahr 1992 war ein echtes Highlight. Es spielte eine Auswahl des SC Paderborn gegen die Bundesligamannschaft FC Schalke 04. Die rund 5.000 Zuschauer erlebten ein kurzweiliges Spiel. Bei den Gästen stand Jens Lehmann im Tor und im Feld spielten Legenden wie Mike Büskens und Ingo Anderbrügge. Auch Schalke-Trainer Udo Lattek mal persönlich zu treffen, war eine tolle Sache. Zudem bin ich seit 35 Jahren dabei, wenn anlässlich der Libori-Eröffnung eine Auswahl der Stadtverwaltung Paderborn gegen die Schausteller auf der Paderkampfbahn antritt. Das sind jedes Jahr aufs Neue schöne Spiele und Gespräche mit allen Beteiligten. Schade, dass Libori und damit auch das Spiel in diesem Jahr ausfallen.

Gibt es auch negative Erinnerungen?

Galonska: Ja, bei einem Spiel im Sportkreis Paderborn war die Heimmannschaft sehr unzufrieden mit mir. Angeblich war ich der Schuldige an der Niederlage. Nach Spielschluss brachte man mir trotz heftiger Proteste während der 90 Minuten sofort eine kühle Flasche Bier. Komischerweise war diese bereits geöffnet, sodass ich sie stehen ließ. Irgendwas stimmte nicht. Als ich die Anlage wenig später verlassen wollte, wurde ich von Leuten des Heimvereins gewaltsam festgehalten. Diese hatten die Polizei verständigt und teilten mit, dass ich die Partie angeblich alkoholisiert geleitet habe. Die Flasche Bier hatte ich nicht angerührt und ein Alkoholtest ergab logischerweise 0,0 Promille. Der Vorgang hatte erhebliche sport- und zivilrechtliche Folgen für den Verein.

Bereits seit vielen Jahren begleitest Du auch junge Schiedsrichter, wenn ihre ersten Spiele anstehen. Wie motivierst Du die jungen Leute, falls mal etwas nicht so gut klappt?

Galonska: Wichtig ist, dass den jungen Unparteiischen vermittelt wird, dass es am Anfang ganz normal ist, wenn nicht alles rund läuft. Wer macht schon alles richtig? Das ist als Schiedsrichter nicht zu schaffen. Man kann es nie allen recht machen. Halten die Neulinge die ersten zehn, vielleicht auch zwanzig Spiele durch und nehmen sich die Anfeindungen – gerade im Jugendbereich sind die Eltern federführend, wenn es gegen den Schiri geht – nicht zu sehr zu Herzen, dann ist oft der Grundstein gelegt, dass die Persönlichkeit Stück für Stück wächst und der jeweilige Schiedsrichter weitermacht und nicht sofort wieder die Pfeife an den Nagel hängt. Die jungen Leute auf ihrem Weg als Referee zu begleiten macht mir großen Spaß.

Aufrufe: 025.4.2020, 12:00 Uhr
FuPa PaderbornAutor