2024-05-29T12:18:09.228Z

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Kornburg Teammanager Herber Heidenreich sah sich gezwungen, auf Gegner und Schiedsrichter zu warten. FOTO: Dirk Meier
Kornburg Teammanager Herber Heidenreich sah sich gezwungen, auf Gegner und Schiedsrichter zu warten. FOTO: Dirk Meier

Kornburger Absagen-Hattrick: "Haben alles richtig gemacht"

BFV-Spielleiter Andreas Mayländer und TSV-Manager uneins

Ismaning-Vorstand Frank Stenner war "stocksauer" als seine Ismaninger vom Unparteiischen wieder aus Kornburg nach Hause geschickt wurden. Doch wer hat Schuld an der Absagen-Serie, die von allen Beteiligten mittlerweile als "Komödienstadl" bezeichnet wird?

Auch im dritten Anlauf konnte die Begegnung des TSV Kornburg mit dem FC Ismaning nicht stattfinden. Witterungsbedingte Absagen sind in den Wintermonaten eigentlich keine Seltenheit, trotzdem droht die Geschichte zur Farce zu verkommen.

Absage Nummer eins entpuppte sich erst im Nachhinein als kontrovers. Kornburgs ehemaliger Trainer und jetziger technischer Leiter Herbert Heidenreich verriet den Ismaningern offenbar, dass der Platz zum geplanten Termin im Oktober eigentlich bespielbar gewesen sei. Er hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen Einfluss mehr auf die Entscheidung.

Nächste Absage im Dezember

Damit hatte der TSV Kornburg seinen "Freischuß" verbraucht, der jedem Verein laut Paragraph 27 der bayerischen Spielordnung zusteht. Einmal darf jeder Klub witterungsbedingt verschieben, danach kann der Verband einen Heimrechttausch verhängen. Dabei steht es dem Staffel-Spielleiter allerdings frei, weitere Spielabsagen zu tolerieren, sollte er die Wetterverhältnisse ebenfalls für unzumutbar befinden. Gruppen-Spielleiter Mitte, Erhard Mach, spricht von nötigem "Fingerspitzengefühl".

So kam es bei der zweiten Verlegung des Kellerduells. Starker Schneefall sorgte im Dezember dafür, dass die Partie wieder nicht stattfinden konnte. Der FCI war schon damals nicht gerade erfreut. Die erste Absage hatte bereits einen Beigeschmack hinterlassen, weil Gerüchte aufkeimten, der TSV hätte das Spiel auf jeden Fall verlegen wollen, ungeachtet der Witterung. Der Ismaninger Unmut war auf einer Seite verständlich, schließlich stand das gesamte Team schon abfahrbereit am Bus, als die Nachricht eintrudelte. Das Thema "Heimrechttausch" wurde angeschnitten, FCI-Coach Elfinger hielt sich aber zurück und verwies auf die Verbands-Verantwortung.

Ismaning fährt umsonst nach Kornburg

Zum Eklat kam es nun am vergangenen Wochenende. Auch am dritten angesetzten Termin fand der Abstiegskracher nicht statt. Besonders ärgerlich für den FCI: Die Mannschaft war mit dem gesamten Tross nach Kornburg gereist, wo der Schiedsrichter den Rasen für unbespielbar befand. Die Ismaninger mussten also unverrichteter Dinge zurück nach Hause, auf den Reisekosten bleiben sie sitzen. Dabei konnte sich Coach-Elfinger im Vorfeld schon nicht vorstellen, dass das Spiel an diesem Wochende stattfinden könnte. Trotzdem wartete der TSV Kornburg bis der Unparteiische diese Entscheidung treffen musste, wohl um den befürchteten Heimrechttausch zu umgehen. Eine Vorgehensweise, die laut Bayernliga-Spielleiter Andreas Mayländer so definitiv nicht üblich ist.

Ismaning ist also sauer auf Kornburg, weil die Münchner unnötige Reisekosten auf sich nehmen mussten, doch der tatsächliche Dissens schwielt zwischen den Gastgebern und dem Verband.

"Eine Unverschämtheit, Ismaning antanzen zu lassen"

Andreas Mayländer erklärt auf Rückfrage von Fussball-Vorort, dass die Franken ihre spielrechtlich zugesicherte Absage zwar schon im Oktober genutzt hätten, er bei den extremen Witterungsbedingungen der letzten Wochen aber selbstverständlich offen gewesen sei und die Kornburger nie unter Druck gesetzt habe: "Ich habe am Freitag Kontakt mit Karlo Milano und Herbert Heidenreich aufgenommen und gefragt, ob der Platz bespielbar sei. Vom TSV bekam ich nur die Antwort, dass sie diesbezüglich keine Aussage treffen wollten. Gründe dafür kann ich mir nicht herleiten", erläutert der Spielleiter. Ein Verlegung wäre demenstprechend wohl auch im Vorfeld ohne Konsequenzen möglich gewesen, denn Mayländer bestätigt: "Wenn es nicht geht, dann ist es halt so. Einen Heimrechttausch hatte ich nie angedeutet."

So stößt das Vorgehen des TSV Kornburg auf Unverständnis. Mayländer bezeichnet es als "unsportlich" und "eine Unverschämtheit, Ismaning antanzen zu lassen". Des Weiteren möchte er noch einmal hervorheben, dass es "so nicht üblich ist, Spiele durch den Schiedsrichter absagen zu lassen. Es war nicht nötig, dass Ismaning einen ganzen Tag verdummbeutelt hat."

TSV-Manager Heidenreich wehrt sich gegen Vorwürfe

TSV-Teammanager Herbert Heidenreich sieht die Schuld allerdings in keinster Weise bei sich und seinem Verein und beteuert: "Wir haben alles richtig gemacht." Heidenreich war klar, dass die Bedingungen am vergangenen Wochenende nicht optimal waren, deshalb, so der technische Leiter, hätten die Franken den Verband gebeten, die Platzkommision nach Kornburg zu schicken, um die Entscheidung zu fällen. Diese Bitte habe Mayländer verneint. "Fakt ist: Das Spiel stand auf der Kippe. Laut Statuten hätte der Verband bei einer Absage das Heimrecht drehen können, dann hätten wir auf einmal am nächsten Tag in Ismaning stehen müssen. Also haben wir Herrn Mayländer angerufen. Er hätte nur jemanden vorbei schicken müssen, wir hätten denjenigen auch mit Kaffee und Kuchen empfangen."

Die Kornburger wollten das Spiel also nicht aus eigenen Stücken erneut verlegen und forderten einen offiziellen Beistand. Hier unterscheiden sich die Versionen von Heidenreich und Mayländer. Während der Staffelleiter versichert, er hätte mit der nötigen Einsicht reagiert, fühlen sich die Franken unter Zugzwang gebracht. Dass am Freitag kein Verbands-Verantwortlicher nach Kornburg kommen konnte, um die Absage von offizieller Seite zu stützen, stößt den Verantwortlichen des TSV auf: "Wenn der Verband nicht in der Lage ist, müssen wir warten bis der Schiedsrichter da ist und die Entscheidung trifft", klagt Heidenreich.

Kornburg hat Verständnis für Ismanings Ärger

Dass die Wirrungen um die Spielverlegung alles andere als optimal für den FC Ismaning waren, ist Heidenreich klar: "Ich verstehe Ismaning. Ich wäre auch sauer", fühlt der Teammanager mit, "wir wollten es besser lösen, aber das sind die Statuten und danach haben wir gehandelt. Es wäre am einfachsten gewesen jemand offizielles vorbei zu schicken. Für mich ist jetzt alles vorbei, wir können ja auch nichts mehr machen."

Heidenreich glaubt nicht, dass das Hin und Her nur eine Folge schlechter Kommunikation war und ist froh, wenn der "Komödienstadl" vorbei ist. Dass die Geschichte vor das Sportgericht geht, erwartet er indes nicht: "Ich glaube, dass das nächste Spiel in Kornburg stattfindet. Alles andere wäre ein Witz."

Er sollte recht behalten, die Faschingszeit ist schließlich vorbei. Neuer Termin für das Kellerduell: 25.April; Spielort: Kornburg. Ende April dürfte auch kein Eis mehr auf den fränkischen Fußballplätzen liegen und die Odysee um die Begegnung ein Ende finden.

Aufrufe: 01.3.2018, 12:35 Uhr
Moritz BletzingerAutor