2024-05-29T12:18:09.228Z

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Führung verspielt: Marco Kafka (am Ball) und Ervin Kekay (rechts) lagen mit dem TV Semd im Spitzenspiel der Kreisliga C zunächst vorne, doch die SG Mosbach/Radheim II drehte die Partie noch. 	Foto: Jens Dörr
Führung verspielt: Marco Kafka (am Ball) und Ervin Kekay (rechts) lagen mit dem TV Semd im Spitzenspiel der Kreisliga C zunächst vorne, doch die SG Mosbach/Radheim II drehte die Partie noch. Foto: Jens Dörr

KLC: Der Spielplan ist der Semder Gegner

C-Ligist TV Semd fühlt sich durch Ansetzungen benachteiligt +++ 1:3 im Spitzenspiel bei der SG Mosbach/Radheim II

MOSBACH. Kann es der Spielplan verhindern, Meister einer Fußball-Liga zu werden? Beim TV Semd ist man davon überzeugt, zum eigenen Leidwesen. „Wir wollten schon oben mitspielen und wenn möglich aufsteigen“, sagt Ulrich Bock. „Doch der Spielplan erschwert es uns.“ Was der Vereinschef, seit mehr als 30 Jahren Vorsitzender des Groß-Umstädter Stadtteil-Clubs und seit 54 Jahren im Vorstand, damit meint, führte er am Sonntag auf dem Sportplatz des FSV Mosbach aus. Dort absolvierten die Semder das Spitzenspiel der Kreisliga C Dieburg bei der SG Mosbach/Radheim II und unterlagen nach 1:0-Pausenführung mit 1:3.

Der TV Semd ist in der C-Liga die einzige Erstvertretung eines Vereins. Sogar in der D-Liga als niedrigster Klasse in der Dieburger Fußball-Landschaft gibt es mit dem FC Ueberau und der FSV Münster mehr erste Mannschaften. Andere C-Ligisten (wie der GSV Gundernhausen) setzten sich in den Vorjahren nach oben ab oder stellten (wie der SV Hering) den Spielbetrieb ein. Die Semder, die sogar mal in der A-Liga kickten, stiegen in der Vor-Corona-Zeit aus der B-Liga ab, in die sie zurückwollen. Doch inmitten lauter zweiter Teams sehen sie einen Wettbewerbsnachteil.

„Sehr oft, wenn wir in dieser Saison gegen die zweite Mannschaft eines Vereins spielen, hat dessen erste Mannschaft spielfrei“, ärgert sich Bock. Folge: „Die können dann immer fünf, sechs Spieler aus der ersten Mannschaft gegen uns einsetzen.“ Was auch regelmäßig geschehe und die sportliche Aufgabe erschwere. Auch ans Hinspiel gegen die SG Mosbach/Radheim II, die mit Semd, dem FSV Groß-Zimmern II, dem FV Eppertshausen II und vor allem Viktoria Urberach II, das die beste Ausgangslage hat, um Platz eins kämpft, hat Bock entsprechende Erinnerungen: „Damals spielten die Mosbacher mit ihrer ersten Mannschaft schon um 13 Uhr und haben dann noch Spieler zum 15-Uhr-Spiel der zweiten Mannschaft bei uns geschickt.“ Semd siegte trotzdem mit 3:2, fühlt sich jedoch nicht erst seither im Nachteil. „Wir haben uns schon dagegen gewandt“, sagt Bock. „Aber es hieß, da könne man nichts machen.“

Also versucht Semd, auch im Fußball seinem Ruf als „Gallisches Dorf“ gerecht zu werden, das Fremdbestimmung und Widrigkeiten trotzt. Was bisher ganz gut gelingt: Unter Trainer Mario Hernandez-Allmann spielt eine Mannschaft, die bis zum Schluss Chancen auf die B-Liga-Rückkehr haben könnte. Auch dank Spielern wie Torwart Christian Schiller und Abwehrrecken wie Mario Sardo und Marvin Boll. Oder Mittelfeldmann Haykel Zammiti, „der nimmt eine weite Fahrt sogar zum Training auf sich, obwohl es bei uns keine müde Mark gibt“. Oder die treffsicheren Offensivleute Miles Wiche und Daniel Bock.

Wiche markiert die frühe Führung

Am Sonntag kam für Wiche ein weiterer Treffer hinzu, das frühe 1:0 für Semd (4.). Zehn Minuten vor Schluss musste Wiche verletzt raus. Muskulär angeschlagen war auch Schiedsrichter Rasim Ramadani, der sich aber durchbiss. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mosbach/Radheim die Begegnung gedreht: Lukas Däubner (48.), Dariusz Balczerski (53.) und Nikita Aman (56.) hatten den Semder Tiefschlaf nach dem Wechsel bestraft.

In den Schlussminuten spielte dann auch das Semder Empfinden, dass es zwar formal, aber nicht moralisch korrekt zugeht in dieser C-Liga-Saison, wieder hörbar eine Rolle – obwohl die SG II diesmal „nur“ zwei, drei Akteure mit Erstmannschafts-Erfahrung aufbot. Wenn der TV Semd nach vorn blickt, muss er gerade seit dem Wochenende jedenfalls eher mit einem weiteren Jahr in der C-Klasse rechnen. Coach Hernandez-Allmann hat dennoch schon verlängert, „er hält die Kameradschaft gut zusammen, was bei uns sehr wichtig ist“, sagt Ulrich Bock. Große Verstärkungen aus dem eigenen Nachwuchs darf der Trainer aber nicht erwarten; der TV Semd hat nur noch acht, neun eigene Junioren im JFV Groß-Umstadt untergebracht. „Wir haben mal mit 50 dort angefangen“, erinnert er an die Anfänge des Zusammenschlusses im Nachwuchs-Fußball von Groß-Umstadt.

SG Mosbach/Radheim II: Schroff – Wejwoda, Höreth, Becker, Kuhn, Hubl, Däubner, Aman, Wenzel, Lauterbach, Balcerski –eingewechselt: Polzer, Boller, Springstubbe.

TV Semd: Schiller – Müller, Sardo, Wiche, Molitor, Bonifer, Zammiti, Kekay, Boll, Georg, Bock – eingewechselt: Keil, Vonderschmitt, Kafka).

Tore: 0:1 Wiche (4.), 1:1 Daäubner (48.), 2:1 Balcerski (53.), 3:1 Aman (56.). Zuschauer: 50.



Aufrufe: 010.4.2022, 18:30 Uhr
Jens DörrAutor