2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Bislang kein grund für Zufriedenheit: Klaus Fahrner musste beobachten, wie seine Mannschaft das Heimspiel gegen Eglfing mit 1:3 verlor und dadurch auf den letztern Platz in der Kreisklasse 3 abrutschte.
Bislang kein grund für Zufriedenheit: Klaus Fahrner musste beobachten, wie seine Mannschaft das Heimspiel gegen Eglfing mit 1:3 verlor und dadurch auf den letztern Platz in der Kreisklasse 3 abrutschte. – Foto: Andreas Mayr

Klaus Fahrner und seine besondere Psycho-Aufgabe beim ESV Penzberg

"Ich mag es, Leute weiterzubringen"

Klaus Fahrner kämpft mit den Fußballern des ESV Penzberg in der Kreisklasse 3 gegen den Abstieg. Dabei ist der Trainer vor allem im mentalen Bereich gefragt.

Penzberg – Über Klaus Fahrner muss man eines wissen: Er beschäftigt sich pausenlos mit Fußball. Seit seinem dritten Lebensjahr kickt er, vor 14 Jahren fing er als Trainer an. Der Sport hat ihn nicht losgelassen, selbst als er vor einem halben Jahr eine Pause einlegte. Was heißt schon Pause? „Ich beschäftige mich grundsätzlich mit Fußball“, sagt Klaus Fahrner. Jetzt auch wieder in leitender Position. Beim ESV Penzberg hat der frühere Fünftliga-Fußballer eine schwierige Mission übernommen. Er soll den Klassenerhalt sichern – und zwar in kurzer Zeit. Neun Spiele bleiben ihm nur noch. „Ich habe keine Zeit“, weiß der Coach. Aber ist nicht genau das der Reiz?

Der ESV Penzberg liegt nach der 1:3-Heimniederlage am vergangenen Wochenende gegen Eglfing inzwischen auf dem letzten Platz der Kreisklasse 3. Wobei „liegen“ genau das richtige Wort ist. Klaus Fahrner coacht eine Mannschaft, der aufgeholfen werden muss. Was die Gemeinschaft betrifft, funktioniert der ESV nach wie vor einwandfrei. „Eine sehr lebendige Mannschaft“ habe er übernommen, hält der Coach nach der Vorbereitung fest. „Einen solchen Zusammenhalt habe ich selten gesehen – sehr, sehr geil.“ Vielmehr sind es die emotionalen Schäden, die Fahrner richten muss. Viele „negative Erfahrungen auf dem Platz“ schliffen sich ein. Mit den schlechten Ergebnissen zogen die Zweifel in den Köpfen der Spieler an. Zweifel an sich selbst, Zweifel am Fußball, und auch die Zweifel an den neuen Dingen. „Da braucht’s Überzeugung. Das ist eine mentale Geschichte, für einen selbst und für die Spieler“, sagt Fahrner.

Fahrner: „Ich mag es, die Leute weiterzubringen“

Nach Penzberg ist er mit einem Soforthilfepaket gekommen. Die Formel heißt Organisation. In Angriff und Abwehr braucht es klare Strukturen – Positionsspiel, Laufwege, derlei Dinge. „Damit jeder weiß, was er tut.“ Für den Umbau hat Fahrner die Testphase aufgewendet. Er setzt gern auf spielerische Elemente im Training. Ein bisschen Spaß darf sein. Auch oder gerade im sonst so ernsten Abstiegskampf. „Das ist das Hauptaugenmerk“, betont der Trainer, der in Pfaffenhofen aufwuchs und die meiste Zeit seiner aktiven Karriere in München verbrachte. Das Positionsspiel habe sich gebessert, lobt Fahrner. Auch wenn vergangenen Samstag gegen Eglfing im ersten Pflichtspiel noch nicht genug funktionierte. „Das bedeutet, dass ich es nicht so gut gemacht habe.“

Weilheim-Penzberg-Newsletter: Alles aus Ihrer Region! Unser Weilheim-Penzberg-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Region Weilheim und Penzberg – inklusive aller Neuigkeiten zur Corona-Krise in Ihrer Gemeinde. Melden Sie sich hier an.

Fahrner lädt die Schuld gern auf sich. Druck ist so ziemlich das Letzte, was seine Mannschaft gebrauchen kann. Mit seiner Erfahrung absorbiert Fahrner die Last, die Erwartungen von außen. Er sieht die Aufgabe, nicht das Ende. Trainer sei er gern, egal, ob im Meisterrennen oder im Abstiegskampf. „Ich mag es, Leute weiterzubringen“, sagt er. Diese Mentalität hat er sich aus seiner Zeit in den Fußballschulen in Fürstenfeldbruck und Neuried beibehalten. Dort trainierte er neben A-Lizenz-Trainern und Ex-Profis. Später hospitierte er unter anderem bei Claus Schromm in Unterhaching, Dritte Liga. Taktisch gesehen natürlich ein ganz anderes Biotop.

Als Trainer ist man immer ein bisserl eine Hure

Klaus Fahrner, Trainer des ESV Penzberg

Doch Fahrner hat den schmalen Grat diverse Male gemeistert, die Balance zwischen den Eindrücken aus dem höherklassigen Fußball und der Realität im Amateursport zu finden. „In meinen Augen gab es keinen Verein, in dem ich unerfolgreich war“, sagt Fahrner. Demut hält er für die wichtigste Tugend eines Trainers. „Man muss wissen, dass man selbst nicht der wichtigste Mann ist.“ Er wählt dafür eine ungewöhnliche Metapher: „Als Trainer ist man immer ein bisserl eine Hure.“ Das ist überhaupt nicht negativ gemeint, sondern eigentlich eine schöne Umschreibung für den Fußballbetrieb auf den untersten Ebenen. Trainer wechseln alle paar Jahre den Klub, heuern oft bei Konkurrenten an. Trotzdem „müssen wir loyal sein und vom Kopf flexibel“, sagt Fahrner.

Nun lässt er sich zu 100 Prozent auf den ESV Penzberg ein. Sein Vertrag läuft vorerst bis zum Saisonende. In zwei Monaten unterhalten sich Vorstand und Trainer über die Zukunft. „Dann wird man sehen.“ Bislang liegt der ESV nur zwei Zähler hinter den rettenden Plätzen. Viel Zeit bleibt nicht zum Aufstehen. Aber genug. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 030.3.2022, 16:11 Uhr
Andreas MayrAutor