2024-04-30T13:48:59.170Z

Halle
Da ist der Pott für den SV Kelheimwinzer: In 43 Auflagen nie in Endspiel oder Halbfinale triumphiert der Kreisklassist sensationell beim 44. ATSV-Kick. Foto: Christian Kahler
Da ist der Pott für den SV Kelheimwinzer: In 43 Auflagen nie in Endspiel oder Halbfinale triumphiert der Kreisklassist sensationell beim 44. ATSV-Kick. Foto: Christian Kahler

Kelheimwinzer krönt sich zum Hallenkönig

Das Team um neuen Spielertrainer Alex Rott gewinnt überraschend das 44. ATSV-Turnier. Selbst ein Kopfstoß stoppt Winzer nicht.

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Alexander Rott schwankte mit dem SV Kelheimwinzer zwischen fassungslosem Staunen und Verzückung: „Ich glaube, jetzt hör’ ich auf. Das war mein Höhepunkt als Coach“, scherzte der Spielertrainer, der mit dem 44. Hallenfußballturnier des ATSV Kelheim sein Amt erst antrat – und sein Team zum Titel führte.

Die Winzerer schlugen im Finale am Samstag den FC Mindelstetten mit 3:1. Dem Gastgeber vom ATSV Kelheim blieb Rang vier nach einer 12:13-Niederlage (5:5) nach Neunmeterschießen im Spiel um Platz drei gegen FC Kosova. Die Finalträume der Hausherren zerbarsten im Halbfinale gegen Mindelstetten ebenfalls am Neunmeterpunkt (3:4/ 2:2). Auch das zweite Halbfinale ging über die Verlängerung ins „Stechen“, Winzer bezwang Kosova mit 6:4 (4:4).

„Zwickt’s mi – i man i tram“
Noch nie in 43 Turnierauflagen hatte Kelheimwinzer das Endspiel erreicht, nicht einmal das Halbfinale. „Zwickt’s mi!“, hielt es Abteilungsleiter Gerhard Ilnseher nach dem Finalsieg mit Wolfgang Ambros. Gegen Endspielgegner Mindelstetten entwickelte sich ein taktisch geprägtes Finale. Mit dem 1:0 von Hannes Limmer in der 15. Minute verschaffte sich Winzer einen Vorteil, Daniel Merkl setzte mit dem 2:0 (19.) nach.

Der frühere SC Kelheim-Kicker Andy Seitz verkürzte vor vollem Haus in der vorletzten Minute (23.). Doch wieder Merkl machte zwei Sekunden vor Schluss mit dem 3:1 alles klar. „Ich bin stolz auf unsere Truppe und den Teamgeist“, meinte der Zweifachtorschütze. Auf der Gegenseite hing Mindelstettens Co-Spielertrainer Kay Baitz enttäuscht über der Bande. Mit SC und ATSV Kelheim, TSV Langquaid und TSV Neustadt hatte er schon vergeblich nach dem Hallentitel gegriffen – nun mit den Oberbayern. „Am Ende haben die Körner gefehlt. Das Halbfinale gegen den ATSV hat brutal Kraft gekostet.“

Und auch einen Spieler, denn FCM-Kicker Josef Wilhelm war nach Roter Karte auch fürs Endspiel gesperrt. Aus Hausherrensicht sollte ATSV-Betreuer Sebastian Böhm leider recht behalten: „Ab dem Halbfinale ist das Niveau ausgeglichen. Wir stehen längst noch nicht im Finale.“ Der ATSV hatte den Tag mit einem 11:2 im letzten Gruppenspiel gegen die SpVgg Weltenburg eingeleitet. Gegen Mindelstetten stotterte der Motor. Die junge Truppe des Bezirksligisten geriet 0:2 in Rückstand. „Man hat den Jungs angemerkt, dass es um etwas geht“, erklärte Böhm, der sein Team aber „super stark“ zurückkommen sah.

ATSV-Aufholjagd wird nicht belohnt
Max Heberlein (15.) und Altmeister Dominik Berkmüller 49 Sekunden vor Schluss sorgten für das 2:2. In der Verlängerung (2 x 3 min) hieb der ATSV zweimal übers leere Tor und nutzte auch eine Zeitstrafe für den FCM nicht. Im Neunmeterschießen entzauberte der Torhüter des Turniers, Frank Elstner, die Kelheimer Schützen. „Natürlich sind wir enttäuscht, aber die Mannschaft hat sich auch ein Kompliment verdient“, so Böhm.

Das andere Halbfinale verlief ähnlich dramatisch. Winzer lag gegen Kosova schon 1:3 hinten, aber Thomas Ipfelkofer und Merkl schafften über einen Doppelschlag (22.) den Ausgleich. Winzer führte gut elf Sekunden vor Schluss gar, als Merkl den Nachschuss eines Neunmeters im Kasten unterbrachte. Aber das war’s noch nicht: Eine Sekunde vor der Schlusssirene glich Besmir Arifaj zum 4:4 aus. Nach torloser Verlängerung wurde der starke SVK-Schlussmann Timo Westermeier zum Helden, Kosova brachte den Ball nicht an ihm vorbei („Ich habe einfach spekuliert“). Winzer siegte 6:4.

Der negative Höhepunkt war dem Gruppenspiel zwischen FC Kelheim und Kelheimwinzer beschieden, in dem es für beide ums Halbfinalticket ging. Ein FC-Kicker versetzte Alex Rott einen Kopfstoß, der Spielertrainer musste mit blutender Nase vom Parkett. „Das ist nicht zu akzeptieren“, griff FC-Teammanager Fatih Balaban selbst durch und holte seinen Spieler runter. Der Vorfall war vom Schiedsrichter nicht gesehen worden, weil er sich abseits des Ballgeschehens abspielte. Winzer setzte sich 5:1 durch, erst langsam kühlten sich die Mütchen.

SC Kelheim fehlen 15 Sekunden
Die unglücklichste Mannschaft war der SC Kelheim. Nachdem Kosova Titelverteidiger SV Ihrlerstein in der Gruppenphase 7:2 hinaus katapultiert hatte, hätte der A-Klassist bei einem Sieg über Mindelstetten das Halbfinale erreichen können. Tatsächlich führte der SC bis 15 Sekunden vor Schluss – dann nahm Kelheims Keeper einen Rückpass mit der Hand auf. Ein letzter indirekter Freistoß, und der saß zum 3:3. Der Punkt genügte Mindelstetten. „Ein Wahnsinn! Wir müssen den Ball nur raushausen, dann sind wir im Halbfinale“, stöhnte SC-Spielertrainer Christian Siller. Aber es gebe „keinen Vorwurf“. Bitter war’s für ihn und seinen Kompagnon Florian Brehler schon: Ihr Ex-Klub ATSV hätte als Halbfinalgegner gewartet.

Titelverteidiger Ihrlerstein dankte gefasst ab. „Wir waren in den letzten Jahren in der Halle vom Erfolg verwöhnt. Diesmal haben auch zu viele Spieler gefehlt“, so Kapitän Andreas Meier. Beim Warmmachen verletzte sich zudem der Keeper der Brandler. „Kosova war heute zu gut für uns. Wir greifen nächstes Jahr wieder an.“

Das Siegertreppchen mit Kelheimwinzer, Mindelstetten und Kosova war für das Kelheimer Prestigeturnier ungewohnt. ATSV-Abteilungsleiter Thomas Wutzlhofer zog ein positives Fazit: „Einige Traditionsteams fehlten, aber ihre Vertreter waren ein guter Ersatz.“ Mit 80 Helfern stemmten die ATSV-Kicker die 44. Auflage. Die Schiedsrichter Markus Kluge (SV Großmuß) und Sebastian Busch (TSV Ergoldsbach) behielten auch in umstrittenen Szenen den Durchblick.

Der neue Erfolgstrainer Rott hatte noch einen Dank an einen Betreuer von Gegner Mindelstetten anzubringen: „Er hat die Nasenblutung so perfekt gestillt, dass ich weiterspielen konnte.“

Aufrufe: 012.1.2020, 11:07 Uhr
Martin RutrechtAutor