2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Kein Abschied für immer

Kai Schmonsees und Michael Kampen legen eine Pause ein +++ Kampen: „Die Einführung der Gelb-Roten Karte war nicht gut für mich“ +++Über 20 Jahre für Lunestedt am Ball

Michael Kampen kickte nur für einen Verein. Mit 17 wurde er Spieler der ersten Herrenmannschaft, schlug in den Folgejahren viele Angebote höherklassiger Vereine aus und blieb seinem Verein immer treu. In der letzten Saison coachte er zusammen mit Kai Schmonsees die Mannschaft in der 1. Kreisklasse. Nun blicken beide auf die vergangenen Jahre zurück. Warum Kampen die Einführung der Gelb-Roten Karte verfluchte, wer ihr bester Mitspieler war und welche Saison für immer in Erinnerung bleibt, verraten sie im Gespräch mit FuPa.

Kai Schmonsees und Michael Kampen sind in zivil gekleidet und warten am Reithornsweg in Lunestedt auf den 1. Vorsitzenden Carl Gerken. Für den neuen Trainer Roman Opalka ist es der erste Tag beim FC Lune, für Schmonsees und Kampen vorerst der letzte. Sie geben heute ihre Schlüssel ab.

Als kleiner Junge lernte Kampen hier das Fussballspielen und blieb seinem Verein immer treu. Nun neigt sich die aktive Karriere dem Ende zu. Zuletzt stand er mit Kai Schmonsees an der Seitenlinie und lief nur noch im Notfall auf. Schmonsees spielte in der Jugend beim JFV Biber und in Hagen. Nach der A-Jugend stieg er beim Nachbarverein TSV Hollen in den Herrenbereich ein. „Das war schon toll, mit Vaddi und Bruder zusammen in einer Mannschaft zu kicken.“ Sein Vaddi ist Heiko Schmonsees und dieser half auch im fortgeschrittenen Alter immer wieder im Tor aus.

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Verletzung stoppt die aktive Spielerkarriere

Nach einem kurzen Intermezzo 2010 beim MTV Bokel kehrte er zurück. Schmonsees zog sich schon früh eine schwere Verletzung zu und kam danach nie wieder so richtig auf die Beine. Der TSV Hollen hatte sich längst mit dem TSV Lunestedt und dem TSV Heerstedt zum FC Lune zusammengetan. Er stieg in der unteren Kreisklasse als Trainer ein und war seit 2016 für die 1. Herren in der Kreisliga verantwortlich. Auch nach dem Abstieg in die 1. Kreisklasse versuchte er den Fußball in Lunestedt am Leben zu halten, auch wenn der Aufwand immer größer wurde und gestandene Herrenspieler nach und nach in den Altherrenbereich wechselten.

Ein Lunestedter Urgestein blieb bis zuletzt weiter an Bord: Kampen konnten nur die Schiedsrichter stoppen. Und die Familie. Beide sind junge Familienväter. Bei Kampen kündigt sich erneut Nachwuchs an. Grund genug vorerst einen Schlussstrich zu ziehen und kürzer zu treten.

„Der Gedanke war schon länger da, aber nun im Februar haben wir dem Verein endgültig mitgeteilt, dass wir aufhören“, sagt Schmonsees und fügt hinzu: „Die Jungs brauchen auch mal eine andere Ansprache. Einige Spieler habe ich nun über viele Jahre begleitet und es hat auch immer Spaß gemacht, aber wenn man nun nicht mehr zu hundert Prozent dahinter steht, macht es keinen Sinn. Ich freue mich darauf mir nun sonntags die Sportplätze selbst auszusuchen.“

Ein Abschied für immer soll es aber nicht sein. „Zu 0,0 Prozent kann ich mir ein Leben ohne Fußball vorstellen“, erklärt der 32-Jährige und auch sein Trainerkollege ist sich sicher: „Irgendwann will ich wieder etwas machen. Komplett ohne Fußball geht es nicht.“

Kampen denkt zurück an seine Anfänge im Herrenbereich. Über 20 Jahre hat er für die 1. Herren gespielt. „Da hat sich schon einiges geändert. Wenn früher ein Thomas Tejer als gestandener Herrenspieler eine Ansage gemacht, gab es keine Widerworte.“ Daran erinnert sich auch der sechs Jahre jüngere Schmonsees noch: „Das alles hatte noch einen anderen Stellenwert. Früher in Hollen wurde auch viel mehr drumherum organisiert. Wenn ich daran denke, was alleine die Spielerfrauen zu der Zeit auf die Beine gestellt haben. Das gibt es in der Form nicht mehr.“

Für viel mehr als Bezirksliga hätte es dann wohl doch nicht gereicht“

Vom Talent, der Einstellung und Potenzial hätten beide sicher auch noch höher spielen können. „Da kamen eigentlich jedes Jahr Anfragen, aber nur einmal hätte ich mir vorstellen können den Verein zu wechseln. Da war ich noch deutlich jünger und die SG Stinstedt hat angefragt. Das wäre sicher eine tolle Sache gewesen mit Jungs wie Renè Rahden und Martin Roes zu spielen, aber im Endeffekt habe ich mich immer für die Umgebung hier entschieden“, verrät Kampen.

Traurig darüber, dass er nie über die Kreisliga hinaus gespielt hat, ist er nicht. „Für viel mehr als Bezirksliga hätte es dann wohl doch nicht gereicht und ich hatte auch in Lunestedt tolle Jahre.“ Kurz nach der Jahrtausendwende stellt sich Werder Bremen am Reithornsweg vor. Das war eines der Highlights in seiner Karriere. „Besonders in Erinnerung bleibt mir aber der Wiederaufstieg in die Kreisliga im Sommer 2005 mit Thomas Homann als Trainer. Das war wirklich eine geile Saison mit tollen Mitspielern."

Dabei war auch Danilo Schmidt, sein langjähriger Teamkollege, der schon vor einigen Jahren die Stiefel an den Nagel hängte. Ihn nennt er auf Nachfrage auch seinen besten Mitspieler in all den Jahren. Zusammen lehrten sie die Verteidiger in dieser Region das Fürchten.

Auch Schmonsees nennt zwei ehemalige Mitspieler, die für ihn außergewöhnlich gut waren. „In der Jugend war es Henry Sung (heute TuS Harsefeld) und dann beim MTV Bokel Andy Helck.“ Die beste Saison war für ihn 2016/2017. Da rückte er mit vielen Spielern aus der 2. Kreisklasse in die Kreisliga hoch und schaffte sensationell den Klassenerhalt mit dem FC, obwohl „niemand einen Pfifferling“ auf die Mannschaft setzte.

Ein immer wiederkehrendes Thema bei beiden ist das Thema Schiedsrichter. Kampen muss schmunzeln, als das Thema aufkommt. „Die Einführung der Gelb-Roten Karte war nicht gut für mich. Aber ich möchte betonen, dass ich nie einen Schiedsrichter beleidigt habe. Es ging mir immer nur um die Mannschaft. Ich war ehrgeizig, wollte gewinnen und nach dem Spiel hatte sich schnell alles beruhigt“, so der 38-Jährige. Einen Unparteiischen möchte er dann doch erwähnen. „Werner Brickwedel ist ein toller Schiri. Wenn ich mich bei einem Schiedsrichter entschuldigen müsste, dann würde ich es auch machen. Ich habe bestimmt jedem mal Unrecht getan, aber es blieb immer im Rahmen.“

Carl Gerken ist mittlerweile am Platz angekommen. Freundschaftlich ist das Verhältnis zum Vorsitzenden. Auch Gerken weiß, was er beiden zu verdanken hat. Sie geben ihre Schlüssel ab, begrüßen die eintrudelnden Spieler, Schmonsees tauscht sich kurz mit dem neuen Lune-Coach Roman Opalka aus und dann fahren sie zu ihren Familien. Aber es ist kein Abschied für immer.

Aufrufe: 03.8.2021, 16:20 Uhr
Andreas HarneitAutor