2024-06-17T07:46:28.129Z

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Ka­tha­ri­na Oel­schlä­ger kommt aus Düs­sel­dorf und stu­diert ge­ra­de mit ei­nem Sport­sti­pen­di­um in Kan­sas Ci­ty in den USA. Vor­her hat sie lan­ge bei Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach ge­spielt.
Ka­tha­ri­na Oel­schlä­ger kommt aus Düs­sel­dorf und stu­diert ge­ra­de mit ei­nem Sport­sti­pen­di­um in Kan­sas Ci­ty in den USA. Vor­her hat sie lan­ge bei Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach ge­spielt. – Foto: privat

Katharina Oelschläger: Der ame­ri­ka­ni­sche Traum

Frau­en­fuß­ball in den USA ist et­was an­de­res als hier­zu­lan­de: Die Spie­le­rin­nen dort sind Stars, oft be­kann­ter als männ­li­che Kol­le­gen. Ka­tha­ri­na Oel­schlä­ger ist in Düs­sel­dorf ge­bo­ren und in die Staa­ten ge­zo­gen, um Pro­fi zu wer­den.

Ka­tha­ri­na ist 19 Jah­re alt. Sie lebt in Kan­sas Ci­ty, stu­diert Psy­cho­lo­gie am dor­ti­gen Com­mu­ni­ty Col­le­ge und geht in ih­rer Frei­zeit am liebs­ten mit Freun­den zum Bow­len oder ins Re­stau­rant. So weit, so nor­mal. Doch Ka­tha­ri­na Oel­schlä­ger ist auch Fuß­bal­le­rin, wur­de schon zwei­mal zum MVP, zum „most va­lu­a­ble play­er“ (al­so „Spie­le­rin des Jah­res“) er­nannt und hat das höchs­te Sti­pen­di­um er­hal­ten, was ihr Trai­ner bis­her ver­ge­ben hat. Und sie hat gro­ße Zie­le: „Ich will bei Olym­pia spie­len“, sagt sie.

An­ge­fan­gen hat ih­re Lei­den­schaft für den Fuß­ball wie bei Vie­len: „Ich ha­be ei­nen Bru­der, der ist vier Jah­re äl­ter als ich und hat als Kind Fuß­ball ge­spielt. Und weil ich al­les ma­chen woll­te, was mein gro­ßer Bru­der macht, hab ich eben auch an­ge­fan­gen zu spie­len“, sagt Ka­tha­ri­na. Zu­erst im hei­mi­schen Gar­ten, „da gab es schon auch die ein oder an­de­re blu­ti­ge Na­se“, sagt sie, spä­ter dann im Ver­ein. Der Weg, der sie vom klei­nen Ver­ein in Meer­busch, wo sie auf­ge­wach­sen ist, nach Kan­sas Ci­ty ge­führt hat, war lang. Ei­ne Rol­le da­bei spiel­ten Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach und zwei Schlüs­sel­bein-Brü­che. Doch der Rei­he nach.

Zwei Jah­re lang lag sie ih­ren El­tern da­mit in den Oh­ren, dass sie auch Fuß­ball spie­len will, wie Oel­schlä­ger heu­te er­zählt. Ih­re Mut­ter sei zu­nächst skep­tisch ge­we­sen: „Wahr­schein­lich hat­te sie kei­ne Lust, wie­der reg­ne­ri­sche Wo­chen­en­den auf dem Fuß­ball­platz ver­brin­gen zu müs­sen wie bei mei­nem Bru­der“, sagt sie und lacht. Mit acht Jah­ren – sie ha­be nie auf­ge­hört, ih­re El­tern da­mit zu ner­ven – konn­te sie dann ih­ren Va­ter über­zeu­gen. Er ver­sprach, die Ta­ge auf dem Fuß­ball­platz zu über­neh­men.

Vier Jah­re lang spiel­te sie in der Jungs-Mann­schaft des ASV Lank. Dann kam ei­ne Ein­la­dung von Bo­rus­sia zum Pro­be­trai­ning. Sie war elf Jah­re alt, als sie dort­hin wech­sel­te. Fast sie­ben Jah­re lang hat sie dort ge­spielt, bis sie nach ih­rem Ab­itur nach Ame­ri­ka ge­gan­gen ist. Heu­te sagt sie, das lan­ge spie­len in Jungs-Mann­schaf­ten ha­be sie ge­prägt und ihr vie­les bei­ge­bracht, was nur am Ran­de mit sport­li­chen Leis­tun­gen zu tun hat. „Als ein­zi­ges Mäd­chen in ei­ner Jungs-Mann­schaft lernt man schnell, sich durch­zu­set­zen. Mein Trai­ner hat mal ge­sagt, Mäd­chen soll­ten so lan­ge es geht bei den Jungs mit­spie­len. Ir­gend­wann ist er dann aber selbst als Trai­ner zu den Mäd­chen ge­wech­selt“, sagt Oel­schlä­ger.

Bei Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach be­kam sie dann die bes­te Aus­bil­dung, die sie hät­te be­kom­men kön­nen. So sagt sie das zu­min­dest heu­te. „So jung schon bei Bo­rus­sia zu spie­len, das klingt nicht nur nach au­ßen cool“, sagt sie, „Ich ha­be dort auch wahn­sin­nig viel ge­lernt, von dem ich bis heu­te pro­fi­tie­re.“ Ne­ben der sport­li­chen Aus­bil­dung ha­be man dort auch im­mer Wert auf die per­sön­li­che Ent­wick­lung ge­legt: Dis­zi­plin, Ehr­geiz, das Ein­hal­ten von Re­geln. „Wir wur­den an­ge­hal­ten, al­les mit den Trai­nern selbst zu re­geln und nicht im­mer di­rekt nach den El­tern zu ru­fen Da­durch wird man schnell er­wach­sen. Das Sys­tem ist hart, wer nicht mit­hält, ist raus, aber es bringt ei­nen auch wirk­lich vor­an“, sagt Oel­schlä­ger. Be­son­ders ihr Trai­ner Chris­ti­an Klein ha­be sie sehr ge­prägt, sport­lich wie mensch­lich.

Nach ih­rem Ab­itur woll­te sie dann un­be­dingt nach Ame­ri­ka. In den So­zia­len Me­di­en wur­de sie auf ei­ne Agen­tur auf­merk­sam, die Sti­pen­di­en ver­mit­telt und be­warb sich. Doch dann brach Ka­tha­ri­na Oel­schlä­ger sich das Schlüs­sel­bein und das gleich zwei­mal hin­ter­ein­an­der. Für sie be­deu­te­te das fast zwei Jah­re Pau­se. „Für die Be­wer­bung brauch­te man aber ne­ben gu­ten Schul­no­ten auch Vi­de­os von Spie­len. Die konn­te ich des­halb erst nach mei­ner Ver­let­zungs­pau­se auf­neh­men. Nach zwei Jah­ren war das nicht un­be­dingt mei­ne Höchst­leis­tung“, sagt sie.

So ha­ben die Brü­che da­zu ge­führt, dass sie erst­mal an ei­nem Com­mu­ni­ty Col­le­ge ge­lan­det ist und nicht di­rekt an ei­ner gro­ßen Uni­ver­si­tät. An Com­mu­ni­ty Col­le­ges stu­diert man in der Re­gel für zwei Jah­re, be­vor man dann im An­schluss auch an ei­ne Uni­ver­si­tät wech­seln kann. Die­se ha­ben hö­he­re An­for­de­run­gen, bie­ten aber auch di­rekt ei­ne vier­jäh­ri­ge Aus­bil­dung. „Wenn man aber für ein Com­mu­ni­ty Col­le­ge spielt, ist die Chan­ce viel grö­ßer, dass man nicht nur auf der Bank sitzt und tat­säch­lich spie­len kann. So kann man sich ei­nen Na­men ma­chen und Er­fah­rung sam­meln. Der Schlüs­sel­bein-Bruch hat­te al­so ei­gent­lich so­gar et­was Gu­tes für mich“, sagt Oel­schlä­ger.

Und Kan­sas war an­schei­nend die rich­ti­ge Wahl: Zwei­mal wur­de sie bis­her zur MVP er­nannt, schafft sie es noch ein drit­tes Mal, wä­re das ein Re­kord. Im ver­gan­ge­nen Jahr führ­te sie die Spie­le­rin­nen-Sta­tis­tik an. Der Na­tio­nal­trai­ner der Frau­en, Vlat­ko An­do­nov­ski, hat ei­nes ih­rer Spie­le be­sucht und sie wur­de kürz­lich zum Pro­be­trai­ning ei­ner Pro­fi-Mann­schaft ein­ge­la­den. Es läuft ganz gut.

Anderer Ansatz der Ausbildung

In Ame­ri­ka ge­he man die Aus­bil­dung von Fuß­bal­le­rin­nen an­ders an. „Hier ist das Spiel sehr viel mehr auf den Drang nach vor­ne aus­ge­legt, die Fit­ness steht im Vor­der­grund. Wer in Deutsch­land aber viel Tak­tik und Tech­nik ge­lernt hat, ist hier da­mit im Vor­teil. Und schnell bin ich zum Glück auch“, sagt sie. Zu­dem hat der Frau­en-Fuß­ball dort ei­nen an­de­ren Stel­len­wert als in Deutsch­land. „Hier sind die Frau­en die Stars, es wird viel mehr Geld und Zeit in ih­re Aus­bil­dung und För­de­rung in­ves­tiert. In Deutsch­land ge­hen fast al­le An­stren­gung in die Her­ren-Mann­schaf­ten“, sagt Ka­tha­ri­na Oel­schlä­ger.

Aber es sei auch ei­ne an­de­re Phi­lo­so­phie, in Ame­ri­ka sei man stolz auf sei­ne Sport­ler. „Auch wenn ich mir na­tür­lich wünsch­te, dass das die Ein­stel­lung zu Frau­en­fuß­ball in Deutsch­land an­ders wä­re, das war nicht der Grund war­um ich ge­gan­gen bin. Hier sind Stu­di­um und Sport leich­ter ver­ein­bar“, sagt sie.

Weih­nach­ten und Neu­jahr ver­bringt sie dann wie­der zu Hau­se in Deutsch­land mit ih­rer Fa­mi­lie. „Ich freue mich sehr dar­auf. Nach dem En­de der Sai­son ist es hier we­sent­lich ru­hi­ger, lang­sam kommt ein biss­chen Heim­weh auf“, sagt sie. Und ih­rem Bru­der hat sie schon an­ge­kün­digt, dass er sich auf ein Fuß­ball­spiel mit ihr ge­fasst ma­chen kann. Schlie­ß­lich war er be­reits ihr ers­ter Geg­ner.

In­fo: Fuß­ball der Frau­en in Ame­ri­ka be­lieb­ter

Die ame­ri­ka­ni­sche Naio­nal­mann­schaft ist die er­folg­reichs­te der Welt. Das Team um Stars wie Me­gan Ra­pi­noe und Alex Mor­gan ge­wann be­reits vier­mal die WM und war das ers­te, wel­ches nur aus Pro­fi-Spie­le­rin­nen be­stand.

Aufrufe: 08.12.2021, 14:00 Uhr
RP / Lilli StegnerAutor