2024-05-17T14:19:24.476Z

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Will wieder als Trainer arbeiten: Turgay Karali. (F: Zink)
Will wieder als Trainer arbeiten: Turgay Karali. (F: Zink)

Karali will raus aus der Schublade

Dergahspors Ex-Trainer möchte sich emanzipieren

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Turgay Karali ist ehemaliger Torwart und Trainer Dergahspors, untrennbar mit den Erfolgen des Vereins verbun­den. Genau da sieht der 40-Jährige das Problem: Er steckt nun in einer Schublade fest.
Es ist gewöhnungsbedürftig, Tur­gay Karali in einem Café gegenüberzu­sitzen. Das liegt nicht am Gespräch. Karali spricht ein bisschen über Dergahspor, ja, er hat noch Kontakt zum Verein, verfolgt das Geschehen dort und wünscht der Mannschaft alles Gute. Alles normal, könnte auch ein Trainer aus dem Profigeschäft sagen. Es liegt an Karalis Kleidungs­stil: Er trägt eine Jeans und ein Hemd.

Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber bisher konnte man sich Karali kaum ohne Torwarthandschuhe oder Trainingsanzug vorstellen. Für ihn ist das auch noch gewöhnungsbedürftig: "Meine Handschuhe liegen im Keller. Aber ich fasse sie immer an, wenn ich in den Keller gehe. Ich weiß nicht warum, ich muss es einfach." Dort liegen die Handschuhe seit April 2014. Dergahspor trennte sich von Karali, oder besser gesagt: Der Verein trennte sich von seinem Gesicht. Wer über Dergah sprach, musste auch über Karali sprechen, so war das seit 2009, als er als Spielertrai­ner die erste Mannschaft übernahm. Damals kickte sie noch in der Bezirksliga, mit Karali kamen die Erfolge. Zweimal stieg er mit dem Ver­ein auf, bis hoch in die Landesliga. "Es war eine fantastische Zeit", sagt Karali. Es war aber auch seine einzige Zeit als Trainer bislang und genau da sieht er das Problem.

Als Zuschauer blieb Dergahs ehema­liger Trainer und Torwart dem Ama­teurfußball erhalten. Alle zwei Wochen schaut er irgendwo auf einem Fußballplatz in der Region vorbei und sieht sich ein Spiel der Bezirks- oder Landesliga an. Er ist ein gerne gesehe­ner Gast: "Auf mich kommen Leute zu und begrüßen mich, die kannte ich vorher noch gar nicht."

Gesicht der Erfolgsgeschichte

Die Leute kennen aber ihn — als Gesicht Dergahspors. Es ist nicht das Schlechteste, als Gesicht der Erfolgs­geschichte eines Vereins mit türki­schen Wurzeln wahrgenommen zu werden. Es sei denn, man möchte auch gerne einmal einen Verein mit nichttürkischen Wurzeln trainieren. "Ich glaube, bei vielen ist der Ein­druck entstanden, dass ich zwar ein guter Trainer bin, aber eben nur dann, wenn ich eine türkische Mannschaft trainiere." Diesem Eindruck möchte Karali nun entgegenwirken. Er will wieder als Trainer arbeiten, die Liga ist ihm relativ egal. "Hauptsache der Verein hat ein Ziel und die Spieler kommen regelmäßig ins Training." Ins Tor wür­de er sich wieder stellen, aber nur, wenn es sein muss. Turgay Karali dau­erhaft ohne Torwarthandschuhe — man wird sich schon daran gewöhnen.

Aufrufe: 012.3.2015, 10:06 Uhr
Marcel Staudt (NN)Autor