Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber bisher konnte man sich Karali kaum ohne Torwarthandschuhe oder Trainingsanzug vorstellen. Für ihn ist das auch noch gewöhnungsbedürftig: "Meine Handschuhe liegen im Keller. Aber ich fasse sie immer an, wenn ich in den Keller gehe. Ich weiß nicht warum, ich muss es einfach." Dort liegen die Handschuhe seit April 2014. Dergahspor trennte sich von Karali, oder besser gesagt: Der Verein trennte sich von seinem Gesicht. Wer über Dergah sprach, musste auch über Karali sprechen, so war das seit 2009, als er als Spielertrainer die erste Mannschaft übernahm. Damals kickte sie noch in der Bezirksliga, mit Karali kamen die Erfolge. Zweimal stieg er mit dem Verein auf, bis hoch in die Landesliga. "Es war eine fantastische Zeit", sagt Karali. Es war aber auch seine einzige Zeit als Trainer bislang und genau da sieht er das Problem.
Als Zuschauer blieb Dergahs ehemaliger Trainer und Torwart dem Amateurfußball erhalten. Alle zwei Wochen schaut er irgendwo auf einem Fußballplatz in der Region vorbei und sieht sich ein Spiel der Bezirks- oder Landesliga an. Er ist ein gerne gesehener Gast: "Auf mich kommen Leute zu und begrüßen mich, die kannte ich vorher noch gar nicht."
Die Leute kennen aber ihn — als Gesicht Dergahspors. Es ist nicht das Schlechteste, als Gesicht der Erfolgsgeschichte eines Vereins mit türkischen Wurzeln wahrgenommen zu werden. Es sei denn, man möchte auch gerne einmal einen Verein mit nichttürkischen Wurzeln trainieren. "Ich glaube, bei vielen ist der Eindruck entstanden, dass ich zwar ein guter Trainer bin, aber eben nur dann, wenn ich eine türkische Mannschaft trainiere." Diesem Eindruck möchte Karali nun entgegenwirken. Er will wieder als Trainer arbeiten, die Liga ist ihm relativ egal. "Hauptsache der Verein hat ein Ziel und die Spieler kommen regelmäßig ins Training." Ins Tor würde er sich wieder stellen, aber nur, wenn es sein muss. Turgay Karali dauerhaft ohne Torwarthandschuhe — man wird sich schon daran gewöhnen.