Dergahspor Nürnberg - ASV Vach 1:3
2500 Menschen waren an den Sportplatz der Bertolt-Brecht-Schule gekommen, damals im Sommer 2012. Rund ums Messezentrum stauten sich die Autos. Sie alle wollten Nürnbergs neue Fußballsensation sehen, sie alle wollten Dergahspor beim Aufstieg in die Bayernliga begleiten.
Ein 1:1 hatten sie sich im Hinspiel beim FC Amberg erarbeitet, Akin Bölük hatte getroffen, Turgay Karali, der mitspielende Trainer, souverän sein Tor gehütet gegen den Favoriten aus der Oberpfalz. Am Köfte-Grill kamen sie kaum nach – es war ein schöner Tag, auch wenn Dergah am Ende dann doch nicht aufstieg und Amberg 3:0 gewann. Irgendwann, so dachten das damals alle, würde der Weg Dergahspors unweigerlich weiter nach oben führen in die prominenteren Ligen Fußball-Deutschlands. Es ging nicht nach oben.
Jetzt, da sich das Jahr 2016 am Frühling versucht, spielt Dergah immer noch in der Landesliga. Wenn man Dergahspor in den Jahren seit dem Feiertag gegen Amberg beobachtet hat, muss man sagen: Es ist großes Glück, dass sie noch in der Landesliga spielen. Dergahspor ist nämlich chaotisch geworden in der jüngeren Vergangenheit, was nicht nur aber viel damit zu tun hat, dass man sich irgendwann den Funktionär Dieter Rebel in den Verein geholt hat.
Akin Bölük, der begnadete Angreifer, der in jedem zweiten Spiel ein Tor für Dergah erzielt hatte, hat sich bald nach dem verpassten Aufstieg verabschiedet. Erst nach Amberg, später ist er noch ein bisschen durch die Gegend gewechselt, am Ende hat er gar nicht mehr Fußball gespielt. „Keine Zeit“, sagt er, „Schichtarbeit.“ Zuletzt spielte er bei Türk KV Forchheim, seit der Winterpause ist er wieder zurück bei Dergahspor. Die Partie gegen den ASV Vach ist sein Debüt genauso wie das von Turgay Karali, dem Trainer, den einst noch Rebel rausgeschmissen hat, obwohl die Erfolge Dergahs vor allem Karalis Verdienst waren.
Es ist viel kaputt gegangen bei Dergahspor, in der Zeit, in der Karali und Bölük weg waren. Verfolgt, sagt Bölük, hat er das turbulente Geschehen bei seinem Ex- und Jetzt-Wieder-Verein nicht. Aber spätestens am Sonntag wird er geahnt haben, dass nicht alles so schön weiterging.
Wieder spielen sie an der Bertolt-Brecht-Schule, aber diesmal sind höchstens 60 Zuschauer gekommen und den Grill haben sie erst gar nicht angeschürt. Es ist trist, was zur Tabellensituation Dergahs passt, man muss sich jetzt erst einmal damit beschäftigen, den Abstieg in die Bezirksliga zu vermeiden. So hat das Karali im Winter gesagt, als er zurückkehrte, um seinen Verein zu retten. Gegen Vach versuchen sie sich noch vergebens an dieser Übung. Die Spitzenmannschaft ist zu stark an diesem Nachmittag, Vach beginnt überlegen und geht bald in Führung. Erst dann kommt Dergah an in diesem Spiel, wirklich gefährlich bleibt aber nur der Gast, der kurz vor der Pause den Vorsprung ausbaut.
Nach der Unterbrechung sieht man dann manchmal, dass Dergah zu den spielstärkeren Mannschaften dieser Liga gehören kann. Trotzdem braucht es zum Anschlusstreffer nach 75 Minuten die Wucht Richard Vidal-Camejos. Jetzt ist Vach in Schwierigkeiten, allerdings nur für sieben Minuten, dann motzt Burhan Karasu in Richtung Schiedsrichter und fliegt mit Gelb-Rot vom Platz. In der Nachspielzeit gelingt Vach noch ein dritter Treffer. Dann ist Schluss und Bölük sieht nicht sonderlich glücklich aus, als er vom Platz geht.
Eine „schwierige Vorbereitung“, sagt er, hatten sie bei Dergahspor. Viele angeschlagene Spieler – und trotzdem: Bald, sagt Bölük, könnten sie wieder da sein, wo sie schon einmal waren, Nürnbergs zweitbeste Fußballmannschaft. Der aktuelle Jahrgang, sagt Bölük, ist sogar noch besser als diejenigen, in denen er vor seinem Abschied so geglänzt hat. Was ihnen jetzt noch fehlt, ist die Kraft und der Zusammenhalt. „Wir müssen wieder als Mannschaft auftreten“, sagt Bölük. Gelingt ihnen das, können sie bald wieder schöne Fußball-Feste feiern.
Schiedsrichter: Johannes Mayer (FC Gelbelsee) - Zuschauer: 60
Tore: 0:1 Fabio Garcia (6.), 0:2 Fabio Garcia (43.), 1:2 Richard Vidal-Camejo (75.), 1:3 Hannes Decher (91.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Burhan Karasu (82./Dergahspor Nürnberg/wiederholtes Reklamieren)