2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview

"Kapitänsbinde? Brauche ich nicht"

Interview mit Benjamin Baltes

Der 29-Jährige gehört zu den Erfahrenen im KFC-Kader. Der Ex-Profi will mithelfen, die jungen Spieler weiterzuentwickeln.

Das wievielte Trainingslager ist das für Sie mittlerweile?

Baltes Puh, schwierige Frage. Wir waren ja schon in der Jugend in Trainingslagern. Ich denke mal, dass es mindestens 20 waren.

Ist es eins wie jedes andere auch?

Baltes Nein, zum Glück nicht. Viele meine früheren Trainer haben ganz anders trainiert. Um 7.30 Uhr, noch vor dem Frühstück, war schon die erste Laufeinheit. Anschwitzen hieß das damals. Den tieferen Sinn davon habe ich bis heute nicht verstanden. Hier ist alles gut geplant und läuft sehr komprimiert und organisiert ab, auch durch die Testspiele. Da bleibt noch nicht mal Zeit für einen Mannschaftsabend. Den müssen wir dann in Krefeld nachholen.

Sie zählen mit 29 Jahren und vielen Stationen im Profußball zu den erfahrenen Spielern im Kader. Sind Sie auch Vorbild?

Baltes Vorbild ist bestimmt zu viel gesagt. Aber im Vergleich zu den jungen Spielern habe ich schon viel gesehen, was ich ihnen voraus habe. Und vom Verhalten mache ich das, was ich für richtig halte. Wenn sich das jemand zum Vorbild nimmt, dann soll er das machen.

Wäre das einfacher als Kapitän?

baltes Die Rolle in der Mannschaft sucht man sich ja nicht aus, sondern sie entwickelt sich. Ich denke schon, dass ich einer bin, der vorangeht und die jungen Spieler mitziehen kann. Aber eine Kapitänsbinde brauche ich dazu nicht.

Sie sind vor der vergangenen Saison nach vielen Jahren zurück nach Krefeld gekommen.

Baltes Ich war ja ständig mit dem KFC in Kontakt, und dass es irgendwann wieder passen würde, da hatte ich eigentlich immer mit gerechnet, weil ich auch irgendwann wieder in meiner Heimat spielen wollte. Ich finde es toll, dass ich dem KFC jetzt etwas zurückgeben kann, wovon ich früher profitiert habe.

Ist der KFC Ihre letzte Station?

Baltes (lacht) Puh, da kann ich mich ja jetzt um Kopf und Kragen reden. Sagen wir mal so: Ich hatte genug Chancen, oben mitzuspielen. Und es ist auch realistisch, dass ich wohl kein Nationalspieler mehr werde. Natürlich ist der Ehrgeiz da, so weit oben wie möglich zu spielen. Aber das geht vielleicht auch mit dem KFC. Ich gehe davon aus, dass der KFC meine letzte Station ist.

Gibt es rückblickend Stationen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Baltes Ja, sowohl positive als auch negative. Die Zeit bei Erzgebirge Aue war furchtbar. Das Leben und die Art der Leute dort, das war nicht meine Welt, da habe ich mich nicht wohl gefühlt. Toll war es in Rotterdam, das war so ähnlich wie jetzt bei uns. Wir hatten eine junge Mannschaft, die in der Liga geblieben ist, weil alle an einem Strang gezogen haben. Viele von den Jungs, mit denen ich damals zusammen gespielt habe, sind Nationalspieler geworden, und das freut mich für sie.

Was erwarten Sie vom KFC in dieser Saison?

Baltes Naja, wir werden sicher nicht durchmarschieren wie im Vorjahr, und es wird auch mal die eine oder andere Niederlage geben. Man muss da auch mal sehen, und das meine ich nicht abwertend, welche Qualität wir im Vergleich zu den anderen Teams hatten. Jetzt müssen wir wesentlich bescheidener an die Saison heran gehen. Wir wollen uns erst einmal in der Liga beweisen. Im Winter können wir dann mal eine erste Bilanz ziehen. Unser internes Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz.

Aufrufe: 018.7.2013, 15:30 Uhr
Rheinische Post / Oliver SchaulandtAutor