Doch zunächst einmal kam alles ganz anders. Maurice Litka erlitt bei einem Freibadbesuch im Sommer einen mehrfachen Bänderriss in der Schulter, musste operiert werden und fiel in der Vorbereitung aus. Kaum hatte er sich an die Mannschaft heran gearbeitet, erlitt er einen Kapselriss im Sprunggelenk. Als der gerade verheilt war, musste er wegen eines Beckenschiefstands pausieren.
In der vergangenen Woche absolvierte er erstmals wieder zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft. Trainer Stefan Krämer nominierte ihn für den Kader in Cottbus, weil sieben Spieler, darunter die Offensivkräfte Stefan Aigner, Ali Ibrahimaj und Oguzhan Kefkir fehlten. „Für 20 Minuten oder eine halbe Stunde geht das“, sagte der Coach kurz vor dem Anpfiff im Stadion der Freundschaft.
Eine halbe Stunde vor Schluss kam Litka für den enttäuschenden Lucas Musculus auf’s Feld. Der Joker avancierte zum Matchwinner. Nach einem Zuspiel des starken Johannes Dörfler schüttelte Litka nach gekonnter Ballannahme mit einer Körpertäuschung seinen Gegenspieler ab und passte quer auf Maximilian Beister, der genau richtig stand und keine Mühe hatte, denn Ball zur Führung ins Tor zu schießen. Diese Kombination war sehenswert, doch was Litka vier Minuten später zeigte, das war spektakulär. Aus 20 Metern nahm er Maß und zirkelte den Ball genau in den Winkel.
„Es freut mich natürlich, dass ich nach langer Verletzung der Mannschaft helfen kann“, sagte der Torschütze. „Das war ein wichtiger Sieg, zumal es in Cottbus nicht ganz einfach ist, zu gewinnen. Die Spieler von Energie hauen sich immer richtig rein, vor allem wenn sie die Fans im Rücken haben. Aber wir haben uns am Ende belohnt und verdient gewonnen.“ Dass er für das Aufgebot in der Lausitz nominiert worden war, hatte ihn gleichermaßen überrascht wie gefreut. „Ich war rechtzeitig fit, für 30 Minuten hat es gereicht. Ich hoffe aber, dass ich jetzt mal bis zum Saisonende von Verletzungen verschont bleibe.“
Das hoffen auch die Mitspieler, der Trainer und die Fans, denn dass der lauffreudige, wendige Hanseate dem Offensivspiel der Uerdinger gut tut, haben all seine Ansätze gezeigt. Er bringt das nötige Tempo und Ideen mit. Nach einer guten Vorbereitung im Winter könnte Litka in der Rückrunde eine wichtige Rolle spielen.
Trainer Krämer, dessen Plan geradezu genial aufgegangen war, wollte davon nichts wissen. „Es wäre vermessen, zu sagen, das war unsere Strategie. Da gehört natürlich auch Glück zu“, sagte er. „Aber Litka hat für Schwung gesorgt. Da konnte man erahnen, warum wir ihn ausgeliehen haben.“