2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Seit dem 13. Lebensjahr sind Marc Fernando und Chris Machts befreundet.
Seit dem 13. Lebensjahr sind Marc Fernando und Chris Machts befreundet. – Foto: © privat

Interview // „Ich lebe meinen Jugendtraum mit Marc“

Seit der Jugend lief Chris Machts für den SV 09 Arnstadt auf. Mit einer kleiner Unterbrechung von eineinhalb Jahren beim FSV Martinroda, kickte er über 20 Jahre in der Bachstadt. Nun führt ihn sein Weg nach Ilmenau.

Im Interview mit FuPa Thüringen hat Chris Machts über seine Zeit in Arnstadt, die Hintergründe seines Wechsels und seine Ziele und Rolle in Ilmenau gesprochen.

FuPa Thüringen: Hi Chris, wir sind diese Woche über deine Instagram-Story gestolpert, in der du deinen Wechsel nach Ilmenau publik gemacht hast…
Chris Machts: Ich habe es lange unter dem Radar gehalten. In der Corona-Zeit weiß man ja auch nie was passiert. Beide Vereine und auch meine Mannschaft wissen Bescheid. Und deshalb wollte ich es jetzt nach Außen tragen.

FuPa Thüringen: Hast du eigentlich schon mal bei einem anderen Verein außer dem SV 09 Arnstadt vorher gespielt? In deiner FuPa-Vita steht nur der Arnstadt bei uns…
Chris: Ja, doch. Nach dem ich bei den A-Junioren Torschützenkönig in der Verbandsliga wurde, bin ich nach Martinroda gegangen. Leider konnte ich dort verletzungsbedingt nie richtig Fuß fassen. Ich hatte einen Wadenbeinbruch und Außenbandabriss. Für mich ging es dann zurück nach Arnstadt, wo ich über die zweite Mannschaft wieder aufgebaut wurde.

>> zum FuPa-Profil von Chris Machts

FuPa Thüringen: Martin Hauswald hat dich als echten „Arnstädter Jung“ bezeichnet. Wie kam es dann zum Wechsel von deinem Herzensverein nach Ilmenau?
Chris: Erst einmal bin ich ein Spieler, der aus dem puren Spaß heraus Fußball spielt. Daraus forme ich meine Leistung. Mit Spaß kommt bei mir alles andere. Den Spaß konnte ich mir aber zuletzt nicht holen, wenn man von drei möglichen Trainingseinheiten nur an einer in der Woche teilnehmen kann. Und entsprechend sitzt man dann öfter auf der Bank. Dann fährt man im schlimmsten Fall zum Auswärtsspiel nach Ehrenhain und spielt am Ende zehn Minuten. Natürlich ist mir bewusst, dass man nur spielt, wenn man auch entsprechend trainiert. Da verstehe ich die Trainer auch. In der Liga, in der wir uns bewegen, sind wir allerdings über den Fußball nicht finanziell abgesichert. Entsprechend steht der Spaßfaktor im Vordergrund. Der fehlte allerdings zuletzt. Und so habe ich nach einer neuen Option gesucht. Die Arnstädter Zweite war eine kurze Überlegung, aber keine Option. Etwas höher als Kreisliga will ich dann schon spielen. In Ilmenau habe ich jetzt ein gesundes Mittelding zwischen Spaß und Anspruch gefunden. Und natürlich spielt auch Marc (Anm. d. Red. Marc Fernando) dabei eine große Rolle. Damals haben wir in der Jugend zusammengefunden. Unsere Familien kennen sich seit dem wir beide 13 Jahre alt sind. Damals ist der Jugendtraum entstanden, dass wir nochmal ein paar Jahre zusammen Fußball spielen.

FuPa Thüringen: Spielt es für dich eine Rolle, dass du mit Ilmenau zum großen Rivalen von Arnstadt wechselst?
Chris: Ich wurde auch schon vor kurzem im Supermarkt angesprochen, dass ich doch nicht zum ewigen Rivalen wechseln kann. Aber das ist in meinen Augen übertrieben und stammt aus einer anderen Zeit. In der Vergangenheit war vielleicht Ilmenau der große Rivale. Doch sportlich trennen die Klubs zwei Ligen und die Zeiten haben sich verändert. Mit meinem Wechsel will ich auch ein Zeichen setzen. Die Rivalität von früher muss ja nicht so bleiben. Ich will damit eine Brücke bauen und meinen Jugendtraum mit Marc leben.

FuPa Thüringen: Spielt die Aufbruchstimmung in Ilmenau, wo mit Marc Fernando, Matthias Wolfenstetter und Marcus Finn schon namhafte Rückkehrer vermeldet wurden, auch eine Rolle bei deinem Wechsel?
Chris: Der Verein hat sich mit Chris Schneider neu aufgestellt. Dort ist jetzt ein sportliches Wissen vorhanden. Ich will in Ilmenau wieder was mit nach vorne bringen und mit Spaß was aufbauen. Es klingt nach einem geilen Projekt. Deswegen gehe ich auch diesen neuen Schritt. Und es wird sicher auch nicht bei den genannten namhaften Neuzugängen bleiben (lacht).

FuPa Thüringen: Hand aufs Herz: Wie schwer fiel dir der Abschied aus Arnstadt nach so langer Zeit?
Chris: Natürlich fiel es extrem schwer. Das war ein Prozess, der sich über die letzten zwei, drei Jahre gezogen hat. Doch die Arbeit und die Veränderungen in der Zeit haben entsprechend dazu geführt. Ich werde sicher nie ganz mit dem Herzen weg aus Arnstadt sein. Manchmal muss man aber an sein eigenes Wohl denken. Deshalb gehe ich schweren Herzens diesen Weg. Ich habe aber ehrlich und offen erklärt, warum und wieso ich das mache. Und selbst wenn ich in Ilmenau spielen werde, bleibe ich ein Teil in Arnstadt und bin sicher bei Training und Spiel öfter dabei.

FuPa Thüringen: Sportlich heißt es jetzt statt Thüringenliga oder vielleicht Oberliga dann Kreisoberliga. Warum dieser sportliche Rückschritt?
Chris: Ich sehe das für mich nicht als Rückschritt. Im Gegenteil es ist sogar ein Fortschritt. Denn ich will als Führungsspieler den jungen Spieler mit meinen Erfahrungen Tipps geben. Ich will den Talenten einen inneren Fokus weitergeben und sie motivieren. Die jungen Spieler der Region sollen sehen, dass sie auch selber mal höherklassig spielen können, wenn sie wollen. Meine Führungsrolle will ich auf den Platz mit Leistung und neben dem Platz als Ansprechpartner leben.

FuPa Thüringen: Ist es dann für dich bitter, dass du dir vielleicht den sportlichen Weg in die Oberliga damit verbaust?
Chris: Klar hätte ich gerne noch einmal in Richtung Oberliga angegriffen. Aber die Voraussetzungen dafür waren beruflich nicht vereinbar.

FuPa Thüringen: Ist denn in Ilmenau die Vereinbarkeit von Fußball und Beruf bei dir jetzt besser gegeben als zuletzt in Arnstadt?
Chris: Auf jeden Fall werde ich eine von zwei Trainingseinheit unter der Woche immer wahrnehmen können. Und auch sonst werde ich hin und wieder was schieben, sodass ich monatlich 75 Prozent des Trainingsbetriebes abdecken kann.

FuPa Thüringen: Was sind deine Ziele beim Traditionsverein im Hammergrund?
Chris: Ich will alles dazu beitragen, dass Ilmenau sich wieder als feste Fußballadresse in Thüringen etabliert. Es gilt zu zeigen, dass Ilmenau wieder im Kommen ist und nicht mehr von den alten eingestaubten Image aus den erfolgreichen Jahren zerrt. Wenn ich mit 35 Jahren meine Fußballkarriere in Ilmenau in der Thüringenliga beende, dann kann ich entspannt die Füße hochlegen (lacht). Natürlich dann mit einem Abschiedsspiel gegen den SV 09 Arnstadt und ich spiele je eine Halbzeit in jedem Trikot (lacht).

Chris Machts würde gerne noch den Oberliga-Aufstieg mit dem SV 09 Arnstadt bejubeln.
Chris Machts würde gerne noch den Oberliga-Aufstieg mit dem SV 09 Arnstadt bejubeln. – Foto: Mazen Khalifeh

FuPa Thüringen: Bevor es in Ilmenau für dich aber sportlich wird, hast du mit Arnstadt vermutlich noch ein Ziel. Es geht Ende Juni noch um einen möglichen Oberliga-Aufstieg. Dein Trainer Martin Hauswald zählt auf dich…
Chris: Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich bis zum letzten Tag loyal bleibe. Und man soll gehen, wenn es am Schönsten ist. Und am Schönsten wäre es, wenn ich in den Aufstiegsspielen noch mal eine Bude mache. Dann kann ich mit gutem Gewissen gehen.

FuPa Thüringen: Welche Erinnerungen nimmst du dann in deiner Fußballtasche mit zur Germania?
Chris:
Das ist nicht nur eine Erinnerung, sondern mehrere. Zum einen werde ich nie vergessen, wie ich im D-Junioren-Pokalfinale gegen Kirchheim mal ein Fallrückziehertor erzielt habe. Eins der größten Momente war zudem, als ich damals die Auszeichnung zum schnellsten Stürmer Thüringens bekommen habe. Da musste ich in Erfurt auf der Tartanbahn erstmal abliefern. Und auch an die Aufstiegssaison unter "Giehler" und Weinrich (Anm. d. Red. Thomas Giehl und Heiko Weinrich) - ein geiles Trainergespann - bleibt legendär. Und ich erinnere mich auch gerne an die beiden FuPa-Budenzauber-Turnier in Meiningen. Das waren besondere Hallenturniere mit vielen unserer Fans, einen starken Rahmen und schönen Gesprächen auf der Tribüne.

FuPa Thüringen: Oh, danke für das Kompliment. Das freut uns von FuPa Thüringen. Und wir hoffen, dass wir auch bald wieder ein Hallenturnier ausrichten können. An Ilmenau kommen wir dann wohl kaum als Teilnehmer vorbei, wenn man sich die Qualität mit Fernando, Machts und Co. im Kader anschaut…
Chris: (Lacht)! Auf jeden Fall.

FuPa Thüringen: Danke Chris für das Interview und viel Erfolg noch mit Arnstadt in den Aufstiegsspielen und deiner Mission in Ilmenau.
Chris: Danke euch!

Aufrufe: 023.5.2021, 19:00 Uhr
André HofmannAutor