2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Die erste Mannschaft der JSG Erft bei einem Testspiel in Weilerswist.
Die erste Mannschaft der JSG Erft bei einem Testspiel in Weilerswist. – Foto: Marian Stanienda

"Ich trainiere die Jungs, weil es eine besondere Gemeinschaft ist"

Kreisliga B1 Euskirchen: Die JSG Erft steht souverän auf dem ersten Tabellenplatz, doch der Aufstieg hat bei Trainer Stephan Reimer keine Priorität. Ihm geht es vielmehr um die Mannschaft als solche - "und dann wollen wir mal sehen, wie lange die Reise anhält."

Perfektion ist in einer Fußballsaison sehr schwierig zu erreichen. Aber wenn eine Mannschaft bislang nah heran kommt, dann ist es die JSG Erft in Staffel 1 der Kreisliga B Euskirchen. Sieben Spiele, sieben Siege, 41:2 Tore. Der Aufstieg in die Kreisliga A ist wohl nur noch Formsache und doch ist Trainer Stephan Reimer eher zurückhaltend, wenn er über dieses Thema spricht.

"Ich trainiere die Jungs, weil es eine besondere Gemeinschaft ist und weil ein besonderes Verhältnis besteht. Ich würde sie auch weiter trainieren, wenn wir nicht aufsteigen oder sogar absteigen würden", sagt Reimer im Gespräch mit FuPa Mittelrhein. Ihm ist es ein Anliegen zu betonen, dass das Teamgefüge und die Freundschaft untereinander viel wichtiger sind als der sportliche Erfolg.

"Der Verein und ich haben die Philosophie den anderen zu beweisen, dass es auch mit anderen Werten geht als mit Geld und dann wollen wir mal sehen, wie lange die Reise anhält und wie hoch es geht", erklärt Reimer. Er war selbst lange Zeit im Jugendbereich tätig und trainiert manche Spieler aus dem aktuellen Kader schon mehrere Jahre, auch sein Sohn spielt in der Mannschaft.

Reimer wundert sich über fehlendes Vertrauen in die Jugend

Reimers Meinung zufolge wird jungen Spielern im Seniorenbereich viel zu wenig zugetraut: "Wenn man sieht, wie viele junge Spieler mit 18,19 in der Mittelrheinliga, Landesliga oder Bezirksliga spielen – das ist ein Witz. Ich frage mich, wo die ganzen Mittelrheinliga-Spieler aus der A-Jugend spielen. Ich wundere mich, wie das Vertrauen ist. Dann werden lieber Spieler genommen, die zigtausend an Ablöse und Monatsgehalt kosten."

Das ist bei der JSG Erft anders. Die Jugendtrainer investierten dort sehr viel, erklärt Reimer, weshalb der Erfolg auch nicht von ungefähr komme. Kritik, wonach der Verein Jugendspieler von anderen Klubs abwirbt, könne er nicht nachvollziehen: "Die Jungs wollen zu uns, weil sie auch mal Pokalsieger werden oder Bezirksliga spielen wollen. Deshalb verstehe ich manchmal diese Anfeindungen nicht." Die Spieler seien zudem sehr trainerbezogen und könnten nicht einfach ausgetauscht werden wie bei größeren Klubs.

Dass Unruhe von außen kommt, damit muss sich Reimer derzeit abfinden. "Es werden inzwischen schon A-Jugendspieler angesprochen und versucht wegzuholen für Geld. Es kommt immer wieder Unruhe. Es wurde auch schon gesagt, dass die Hälfte der Mannschaft weg ist in der Winterpause und solche Sachen", berichtet er. Eingetreten ist das selbstverständlich nicht. Reimer spricht regelmäßig offen mit seinen Spielern, auch um zu klären, wie es in der Zukunft weitergeht. Geheimnisse gebe es nicht.

Die JSG Erft im Testspiel gegen den 1. FC Niederkassel.
Die JSG Erft im Testspiel gegen den 1. FC Niederkassel. – Foto: Marian Stanienda

Der Fokus liege ohnehin auf dem Fußball und nicht auf "anderen Aktivitäten, die in Seniorenmannschaften beliebt sind nach dem Spiel. Das gibt es bei uns kaum." Es sei eine junge ehrgeizige Truppe, die noch nicht einmal ihr volles Potenzial ausgeschöpft habe: "Wir hatten recht viele verletzte."

Vier Spiele hat die JSG noch zu bestreiten in einer kurzen Saison, in der nur eine Hinrunde absolviert wird. "In einer Runde kann es sein, dass wenn du ein Spiel verlierst, du schon keine Möglichkeit mehr hast, aufzusteigen", sagt Reimer. "Von daher ist die Saison schwierig, wenn man unbedingt die Ambition hat, aufzusteigen." Die unbedingte Ambition hat der Trainer nicht - und vielleicht läuft es deshalb auch so gut.

Aufrufe: 018.2.2022, 12:00 Uhr
Stefan JanssenAutor